Kapitel 59

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Schweigend laufen wir nebeneinander her. Peeta und ich haben über das Wichtigste noch nicht gesprochen. "Peeta?", frage ich. Er hebt den Kopf und schaut mich an. "Woher wusstest du eigentlich wo ich bin?" Er zieht einen Mundwinkel zu einem halben lächeln nachoben. "Nun ja. Du hast mir doch mal erzählt, dass du und dein Vater immer am See wart um dort ruhe zuhaben. Ich dachte du wärst da. Bist wohl nicht soweit gekommen hmm?", fragt er. Ich nicke und lächele. Nein das stimmt nicht. Ich wollte nicht zum See, zu schmerzlich ist der Ort mittlerweile. Peeta war ein Stadtjunge und kannte dieses Lied nicht. Er versteht nicht den Hintergrund des Liedes. Das Lied des Henkerbaumes. Und schon wieder hat mein Vater mein Leben gerettet. Er schafft es immer wieder. "Katniss. Willow hasst dich nicht. Und Rye auch nicht.", sagt Peeta aufmunternd und legt seine Hand auf meine Schulter. Er muss mein nachdenkliches Gesicht gesehen haben. "Und ob Peeta. Das musst du wohl am Besten wissen!", sage ich leicht verärgert. "Katniss. Du verstehst es nicht!", ruft er sichtlich aufgebracht. Mich überrascht dieser Ton. Wir laufen über die Sträucher bis hin zu der Weide. Hier ist Prim begraben. Prim. Ich denke an sie und nicht an den verärgerten Peeta. Sie war zwar nicht echt, eine Halozination oder sonst was aber ich habe sie gespührt und ihre Worte konnten mich auffangen. "Katniss. Ich habe dich immer wirklich geliebt. Das war echte Liebe.", sagt er so deutlich, als ob er erwartet, dass ich verstehe was er meint. "Ich verstehe nicht.", sage ich irritiert. "Willow liebt uns. Egal wie sehr sie dich jetzt hasst. Sie wird sich an die guten Zeiten erinnern. Sie wird es verstehen.", sagt er. "Deshalb der Plan!", antworte ich.

Wir lächeln zaghaft. Die Weide ist grüner denn je und ich verspühre die Sehnsucht hier auszuharren. Langsam gleite ich auf die Knie und berühre mit den Fingerspitzen das feuchte Gras. Ich atme tief ein und schließe meine Augen. "Es ist so schön geworden!", schwärmt Peeta und seufzt. "Ja!", sage ich zufrieden. Als ich meine Augen wieder öffne, sehe ich Peeta. Er lehnt zurück, auf den Armen gestützt. Seine Augen sind geschlossen und der Wind wirbelt sein Haar durcheinander. Meine Augen erfassen den feinsten Löwenzahn im Hintergrund seines Körpers. Ich möchte diesen Augenblick genießen und bis aufs letzte auskosten. Schnell krabbele ich auf allen Vieren zu ihm herüber und lasse mich auf ihn fallen. Er zuckt zusammen und ein erstickter Laut kommt aus seiner Kehle. Doch dann packt er mich und hällt mich fest. Eine ganze Weile lang versinken wir im hohen Gras. Er ist mein Berg, der mich hällt.

Unser treiben wird beendet, als uns jemand über den Weg läuft. "Da seid ihr ja!", ruft sie aufgebracht. Sie keucht und versucht ihre bernsteinfarbene Perrücke zu richten. "Effie! Was ist los?", fragt Peeta und legt ihr seine Hände auf die Schultern. Effie atmet langsam aus und ihre Züge entspannen sich. "Willow möchte euch sehen.", schreit sie fast. Ich bin überfordert. "Uns -beide-?", frage ich vorsichtig. "Aber ja!", erwiedert sie. Ihre Augen funkeln, jedoch weiß ich nicht ob aus Freude oder ob es Tränen aus Trauer sind. Es ist schwer zu deuten. Peeta zieht mich hoch. "Na dann los.", ruft er erfreut. Ich komme mit der Situation nicht zurecht, weiß nicht was ich denken soll. Scheinbar scheinen alle sofort zu wissen was man jetzt am Besten macht. Die Antwort liegt darin, zu ihr zu gehen, aber ich habe Zweifel. Mein Gefühl sagt mir nichts gutes. "Halt!", protestiere ich, als wor schon an unserem alten Haus vorbeikommen. "Was wenn das nur ein Trick ist? Was wenn sie mich jetzt umbringen möchte? Wer weiß wo Effie das aufgeschnappt hat." Effie ist sprachlos und schimpft "Fräulein! Ich weiß wo ich-", sie wird von Peeta und mir unterbrochen. "Jetzt nicht!", sagen wir wie im Chor. Jetzt sieht Peeta mich eindringlich an. "Und unser Plan? Du wolltest doch eh zu ihr gehen? Das haben wir besprochen!", ruft er wütend. Er lässt meine Hand los. Wie ein nasser Sack fällt sie zurück. Einsam. Keine Bäckershand die sie noch warm hällt. "Ich dachte nur,...", mir fällt nichts ein. Meine Intuition hat mir geraten nichts falsches zu tun. Aber mein Herz wiederspricht diesem. Warum herauszögern, wenn es eh passieren muss? "Schön. Gehen wir.", sage ich und ohne darüber nachzudenken nehme ich seine Hand und ziehe ihn voran.

Peetas P.O.V

Ich weiß nicht mehr, wie ich mit ihr umgehen soll. Die Spiele, die Rebellion und Revolution haben sie zerstört. Sie traut niemandem, sie zweifelt an Entscheidungen. Sie hat mich. Ich muss ihr Anker sein, auch wenn das manchmal schwer fällt.

Wir laufen geradewegs an unserer alten Bäckerei vorbei. Sie wurde geschlossen und ich habe aus Respekt meiner Familie gegenüber nicht mehr veranlasst, dass sie wiedereröffnet wird. " Was brauchst du denn?", frage ich. Sie zerrt an meinem Arm, ist aufgeregt und hat einen absoluten Tatendrang. Ein Fall für Dr. Aurelius. Als wir das Dorf der Sieger erreichen, bleibt sie kurz stehen. "Ich habe die DVD!", flötet sie. Ich grübele von welcher DVD die Rede ist, aber ich komme nicht drauf. "Welche DVD? Wir wollten zu Willow und Rye!", sage ich im weitergehen. Sie sieht mich gequält an. "Die DVD der 74,75&76 Hungerspiele.", antwortet sie. Ihre Stimme bebt und ist rauchig. Ihre Wut ist nie verklungen.

Die Tribute von Panem- Jahre des ErfolgsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt