Kapitel 61

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Ich stehe vor einem großen Fenster. Es wird leiser um mich herum und ich bemerke, dass sie mich alleine gelassen haben. Noch habe ich mich nicht getraut mich umzudrehen und durch das Fenster zu schauen. Zu tief sitzt der Schmerz. "Katniss?", höre ich durch Lautsprecher. Sie reißen mich aus meinem Traum. " Ja?", antworte ich mit kratziger Stimme. "Du kannst reingehen.", Haymitchs Stimme wackelt. Er ist sich unsicher. Wenn Haymitch diese Situation nicht gründlich durchgeplant hat, dann ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich groß, dass es Gefahren geben könnte. "Danke!", erwiedere ich. Ich halte mich am Rahmen fest. Nun drehe ich mich langsam um. Ich schaue in einen Raum, neben mir die Türe, die uns verbindet. Der Raum ist Lichtdurchflutet und ich erkenne ein Mädchen in dem viel zu großen Bett liegen. Willow. Der Junge, Rye sitzt zufrieden neben ihr und tätchelt ihre Hand. Ein komisches Bild. Der kleine Bruder sorgt für seine große Schwester. Ich starre sie an. Ihr Haar ist zerzaust und spröde. Ihre Augen lieblos und kalt. Sie starrt an die Wand. Es sieht so aus, als ob die Berührung von Rye das Mindeste ist was sie ertragen kann oder muss. Wie wird es dann sein, wenn ich das Zimmer betrete? Meine Hände suchen nach Halt, doch dieser kleine Fensterrahmen befriedigt nicht anhaltsweise dieses Verlangen. "Ich gehe jetzt rein!", denke ich. Auf einmal sehe ich wie ihre Augen nach etwas suchen. Sie schweifen von links nach rechts begutachten alles ganz genau. Sie umklammert ihr Bett. Dann starrt sie wieder nach vorn. Nur eine Sekunde später... liegen ihre Augen auf meinen. Verachtend schnaubt sie und ihre Augen werden zornig. Automatisch füllen sich meine Augen mit Tränen und ich muss wegschauen. "Lass dich nicht einschüchtern Süße!", mahnt Haymitch. Ich verrolle die Augen, mache einen Satz nach vorn und drücke die Türklinke herunter. 2 Augenpaare sind auf mich errichtet. "Hallo.", sage ich kleinlaut. Rye lässt die Hand seiner Schwester los und springt mir in die Arme. Im letzten Moment habe ich ihn zufassen bekommen. Er schmiegt sein Haar an meins und wir seufzen. Erst jetzt bemerke ich, wie sehr mir nach dieser Art von Liebe gefehlt hat. Ich schließe meine Augen und drücke Rye fest an mich. Er kuschelt sich unter mein Haar und wir drehen uns so weg, dass Willow seinen Rücken sieht. Ich denke er macht es aus Liebe oder weil er so überglücklich ist, dass er mich wieder hat. Doch nein. Ich erschrecke leicht, als er mir die bedeutenden Worte ins Ohr flüstert. " Willow ist nicht aus, sich mit dir zu versöhnen. Sie hasst dich. Geh lieber wieder." Der Schlag fühlt sich echt an. Jedoch kann nur ich diesen Schmerz fühlen. Mein Sohn streichelt mir zärtlich über den Kopf und löst sich dann aus meiner Umarmung. Wir stehen auf. Ich bewege mich so leise und vorsichtig wie möglich. "Wie geht es dir?", frage ich Willow. Ihre Augen starren mich an. "Wie soll es mir wohl gehen? Meine Mutter lebt noch! Die Mörderin lebt noch!", schreit sie. Ich schrecke zurück. Diese Art von Ton kommt mir von Johanna Mason bekannt vor. "Willow.Das kannst du nicht beurteilen! Du kennst vielleicht nicht alles. Ich kann es dir erklären!", verteidige ich. Willow ist am ganzen Körper gespannt und schnaubt verachtend. "Das brauchst du nicht! Ich kenne die Geschichte bereits.", schreit sie. Ich halte mich vorsichtshalber am Bettrand fest. Hilfesuchend schaue ich an das Fenster, wo ich vor geringer Zeit noch stand. Warum hilft mir Peeta nicht? Er weiß doch besser wie jeder andere, dass ich nicht gut in Reden bin. "Willow.", stottere ich. "Lass gut sein. Ich verzichte freiwillig. Oh da habe ich mich doch tatsächlich freiwillig gemeldet. Wie du. Ach warte, vielleicht tüftele ich ja gerade einen Rebellionsplan aus. Wer weiß? Du hast es mir ja gut vorgemacht.Katniss Everdeen.", ziescht sie. Ich möchte mich verkriechen, vielleicht ein bisschen weinen. Ich ertrage es nicht. "Willow! Gehts noch? Du weiß ganz genau, dass Mom da nichts für konnte. Durch sie ist alles besser geworden. Das weißt du.", mischt sich nun Rye ein. Auf einmal geht die Tür auf und Peeta kommt herein. Sein verquollenes Gesicht deutet darauf hin, dass er geweint haben muss. Jetzt erkennt man gut, wie sehr ihn das mitnimmt. "Willow gib ihr eine Chance!", mahnt er. Ich fühle mich stets fehl am Platz. Was soll ich hier? Und da fällt es mir ein. "Willow? Du wolltest doch, dass ich komme oder?", frage ich scharf. Sie blinzelt. "Ja. Richtig. Aber eigentlich nur um dir mitzuteilen, dass du ein Monster bist, mit dem ich nichts mehr zutun haben will.", sagt sie trocken. Nichts. Ich weine nicht. Ich renne nicht aus dem Raum. Ich verziehe keine Miene. Ich stehe stumm hier, versteinert. "Willow!", schreit Peeta wütend. Es ist das erste mal, dass er seine Tochter anschreit. Doch ich lasse ihn. Natürlich möchte ich nicht, dass er Willow unverschämt angeht, aber jetzt habe ich nichts dagegen. So habe ich sie nicht erzogen. "Ich will dir nur erklären, warum.", sage ich ruhig. "Wie gesagt. Das brauchst du nicht. Ich werde genau dasselbe hören, wie Flaira es mir erzählte. Da ist kein Unterschied. Oder hast du auf einmal keine unschuldigen Menschen kaltblütig abgeschlachtet? Hast du nicht ihre Familie zerstört und versucht auch sie umzubringen? Korrektur: Du hast sie umgebracht.", ihre Miene verfinstert sich und sie sieht weg. "Es musste sein. Das war ein krieg. Sonst würdest du und auch Rye nicht leben.", sagt Peeta immer noch aufgebracht. Ich blinzele leicht. Das macht keinen sinn. Sie hat ja Recht. "Und katniss! Du lässt immer Vater reden! Immer wenn es ernst wird, verkriechst du dich. Wie ein schwaches Insekt.", sagt sie. "Möglicherweise hast du Recht.", sage ich. "Vielleicht bringt es nichts. Dennoch möchte ich dir das hier da lassen. Wenn du deine meinung änderst, lasse es mich wissen.", sage ich barsch. Mit eiskalten Fingern lege ich die DVD auf den kleinen Nachttisch. Nun verspühre ich den Drang über ihr Haar zu fahren, so wie ich es bei prim einst gemacht habe. Nein, sie würde mir möglicherweise die Hand abbeißen oder sonst etwas. Für sie bin ich eine Todesgestalt. Ich wende mich schon zum gehen als sie mich zurück ruft. "Ich möchte nicht zurück in unser haus kehren, dich nicht wiedersehen. Bei Dad ist das anders. Er wird sich entscheiden müssen. Ich oder du. Mit rye kannst du machen was du willst. aber Dad, nein er solll aich aussuchen, mit wem er geht.", ruft sie mir hinterher. Ich mache auf dem Absatz kehrt und drehe mich erschrocken um. "Peeta soll was?", schreie ich. Ihr zu Liebe habe ich mich zusammen gerissen, aber jetzt. Peeta tätchelt meine Hand. "Schon gut. Ich klär das.", murmelt er. Das braucht er aber nicht. Schon jetzt weiß ich, dass er bei ihr bleiben muss. "Nein. Schon ok. Bleibt bei ihr. Zumindest vorerst. Rye kann mich ja besuchen kommen.", meine Stimme bricht. Nur schwer halte ich die Tränen zurück. Ich will Willow nicht zeigen, dass sie mich besitzt. "Katniss!! Nein!!", Peeta wird panisch. Er drückt meine Hand sofest, dass er mir das Blut abschnürt. Ich lasse ihn los, wuschele durch sein Haar und drücke ihn ein kuss auf die lippen. Ich höre willow kichern. Wut entbrannt drehe ich mich zu ihr um. "Das ist deine Schuld!", fauche ich und gehe. Im letzten moment sehe ich wie Peeta sich Tränen fort wischt. Willow nuschelt irgendetwas von "Ja, lass dein wahres Gesicht raus. Zeig die Bestie in dir." Mit einem Klos im Hals dränge ich mich an Haymitch, Delly und Effie vorbei. In die Freiheit.

Die Tribute von Panem- Jahre des ErfolgsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt