Kapitel 63

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Mein Morgen beginnt am späten Nachmittag und ich bin gerädert. Die Perle, das Buch, Beutel und Zapfhahn habe ich sicherheitshalber im Rucksack verstaut und weggepackt. Ich schleppe mich runter in die Küche, wo ich notgedrungen einen kleinen abgepackten Käse nasche. Erst jetzt bemerke ich, dass es das erste ist, was ich in den letzten 2 Tagen gegessen habe. Ich schlinge den Käse herunter und stecke mir gleich einen zweiten in den Mund. Die Kräuter schmelzen mit dem Käse auf meiner Zunge und ich genieße es. Daraufhin lasse ich mir ein Bad ein und mische sämtliche Tübchen und Pröbchen unter. Langsam lasse ich mich in das Wasser hinein gleiten und atme achwer aus. Es tut so gut. Die Ruhe, das Wasser, der See, ach nein. Ich befinde mich ja in unserer Badewanne. Nach einer gefühlten Ewigkeit steige ich aus dem Bad und trockne mich ab. Ich stelle mich an unser Fenster und starre hinaus. Es ist winter geworden. Der Schnee fällt leise und zart auf die Dächer im Dorf der Sieger. Ich muss seufzen. Auf einmal überkommt mich ein Tatendrang und ich putze, koche und ja ich rüste mich aus für die Jagd. Gestärkt und eines guten Gefühls nehme ich die alte, fast zerlumpte Jagdjacke meines Vaters aus dem Schrank und werfe sie über. Die Schuhe von Cinna passen noch perfekt und ich weiß, dass sie meine Füße mehr wie nur warm halten werden. Ich lasse die Tür hinter mir ins Schloss fallen und verschwinde. Der dicke Schnee unter meinen Füßen ist ungewohnt. Gestern noch war es ein annehmlicher warmer Herbsttag. Und heute liegt schon Schnee. Mit schnellen Schritten erreiche ich die Weide, bis ich schließlich komplett im Wald verschwinde. Der Tag war perfekt. Ich war allein und friedlich. Mit mühe habe ich den Gedanken an Willow, Peeta und auch Rye verdrängt. Im Laufe der nächsten Tage klingelt regelmäßig das Telefon aber ich ignoriere es. Niemand wichtiges hat das bedürfnis mit mir zu telefonieren. Snow hat mein Leben zerstört, nieder gebrannt bis auf das letzte bisschen, was mich darstellt. Wenigstens hat der Rest meiner Familie noch eine Chance glücklich zu werden. Ich lächele. Für Peeta wird es sehr hart werden, aber ich bin optimistisch, dass er es schaffen wird.

Ich hingegen bin von vorne rein zerstört gewesen. Die Perle bewahre ich auf, als Erinnerung. Genauso wie den Rest aus den Sachen meiner Arenazeit. Ein Neuanfang. Jeder Tag wird zum Rhytmus. Ich gehe täglich jagen, wie früher. Treffe meine Mutter, Haymitch und Effie regelmäßig. Genau wie Gale. Meine Kinder und Peeta habe ich nicht wiedergesehen. Ich habe herausgefunden, dass es Peeta ist, der seit 3 Jahren versucht mich zu erreichen. So sehr wie ich meine Kinder und Peeta liebe, um sosehr musste ich bereit sein sie gehen zu lassen. Sie leben, lachen und haben Spaß. Es stimmt nicht, dass ich sie nie mehr gesehen habe. Ab und zu sehe ich sie in der alten Bäckerei backen und kochen. Ein mal hat Peeta zu mir herübergesehen und gelächelt. Er formte die Lippen so, dass ich seine Worte verstanden habe. "ICH LIEBE DICH, EGAL WAS PASSIERT IST!" Peeta. Ich sehne mich noch immer nach ihm. Dennoch habe ich die Situation akzeptiert und das beste daraus gemacht. Nun bin ich im Einklang mit mir selbst. Auch wenn das fast 35 Jahre gedauert hat. Ich bin nun sicher, dass ich doch die Spiele verlassen konnte. Snow hat mir zwar das Wichtigste genommen. Meine Familie. Aber ich und meine Familie leben sicher. Schon wieder hat Katniss Everdeen die Arena gesprengt.

Die Tribute von Panem- Jahre des ErfolgsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt