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; jimin pov

Mit einem langem Gähnen lehnte ich meinen Kopf gegen die Fensterscheibe des Autos, in welchem ich nun schon seit zehn Minuten saß und mich von meinem ach so tollen Vater nach Hause kutschieren ließ. Es lag dicke Luft zwischen uns beiden – das merkte man ganz klar – geredet hatten wir die ganze Fahrt über nicht.
Warum auch? Immerhin war er noch ziemlich sauer auf mich und zu sagen hatten wir beide uns nichts. Selbst wenn er wieder mit dem Thema Yoongi ankommen würde hätte ich beschlossen ihn einfach zu ignorieren.

Seufzend ließ ich meinen Blick nach draußen auf die vorbeiziehenden Gebäude und Stromkabel schweifen. Es war bereits 16 Uhr, was eigentlich noch ziemlich früh war, wenn man daran dachte, dass ich die letzten Tage immer zwei Stunden später meinen Weg nach Hause antritt.
„Warum fahren wir heute so früh?“, rutschte es mir auf einmal heraus, eigentlich wollte ich in kein Gespräch mit dem schwarzhaarigen anfangen.
Augendblicklich bereute ich das Ganze und hätte mich am liebsten selbst dafür geschlagen.

Sofort fuhr sein Blick nach oben, mit skeptischen Augen und leicht angehobenen Brauen sah er mich durch den Rückspiegel an. Beinahe zeitgleich biss ich mir auf die Unterlippe, mein Blick fand wieder seinen Weg nach draußen.
„Entschuldigung, dass ich dich angesprochen hab.“, gab ich wegen dem Ausdruck, den ich von ihm erntete, schnippisch von mir. Schließlich brummte der ältere einfach nur kurz auf und richtete seinen Blick auch wieder auf die Straße.

„Heute ist es nunmal so.“, grummelte er und drückte seinen Fuß hörbar fester aufs Gaspedal. „Immerhin will ich nicht, dass du dich weiterhin dieser Gehirnwäsche unterziehst.“, nuschelte er dann eher zu sich als zu mir, anscheinend dachte er, dass ich ihn somit nicht verstehe.
„Meine Ohren sind noch gut! Und lass gefälligst endlich Yoongi in Ruhe!“, keifte ich ihn an, krallte mich fest in den dünnen Stoff meiner Jacke und stützte meinen Kopf auf meiner Hand ab.

„Wenigstens wusstest du gleich wen ich damit meine, ist doch mal ein Anfang.“, lachte er und schüttelte mit seinem Kopf.

✖✖✖

Meinen Kopf auf die Hand stützend nagte ich schon seit Minuten auf den Salatblättern auf meiner Kabel herum. Vor mir stand immernoch ein randvoller Teller, überall hatte sich dieses Grünzeug, welches meine Mutter als Salat bezeichnete.
„Hand runter, Jimin.“, trällerte meine Mutter und sah mich prüfend an. Ich hingegen schenkte ihr nur einen genervten Blick, tat aber nach einigen Sekunden was mir befohlen wurde.

Sofort brummte der schwarzhaarige an dem Tisch auf und legte seine Gabel beiseite. Kopfschüttelnd wischte er sich durch die Augen und seufzte leise.
„Siehst du? Das meine ich.“, kam es von ihm, was er aber eher zu meiner Mutter neben sich als zu mir sagen schien.
„Er ist den ganzen Tag so drauf und ist einfach nur bockig! Ich habe dir doch von diesem Yoongi erzählt, oder?“, fragte er dann, dies auch eher an meine Mutter gerichtet.

Sofort unterbrach ich den älteren. „Sei leise verdammt!“, rief ich, dies in einem so lauten Ton, dass die beiden Personen gegenüber mir erst einmal heftig zusammenzuckten. „Es ist nicht wegen Yoongi!“, fügte ich dann noch hinzu.

„Wegen was denn dann?“, wollte der Mann gegenüber mir wissen und zog seinen Augenbrauen hoch. Abwartend und nicht gerade überzeugt von den Sätzen, die ich von mir gab, sah er mich an.
In diesem Moment wurde mir bewusst, dass ich noch nicht einmal selber einen Plan davon hatte, wieso ich auf einmal so schnippisch und genervt auf alle Dinge die mir nicht passten reagierte. Sonst war dies nämlich nicht so.

Meine Mutter fiel uns somit direkt in die Diskussion und legte eine ihrer Hände auf die Schulter meines Vater. Dieser ließ sich augenblicklich wieder teifer in seinen Sitzplatz sinken und atmete einmal tief durch.
„Es ist jetzt mal gut, oder?“, ließ sie ihre Frage offen im Raum stehen, stand auf und schaltete das kleine Radio ein, welches auf unserem Kühlschrank Platz gefunden hatte.
Dies tat sie oft, wahrscheinlich um die schlechte Stimmung etwas aufzulockern oder so in etwa.

„...schon seit mittlerweile zwei Jahren wird der sechzehn jährige aus Daegu vermisst. Der Polizei fehlt jegliche Spur, auch Hinweise sind nicht bekannt. Er soll bei seinem Verschwinden folgendes getragen haben...“, erklang im nächsten Moment die raue Stimme eines Nachrichensprechers, was mich dazu brachte dem vollen Salatteller vor mir eines starrenden Blickes zu würdigen.

Schnell begann ich einige der grünen Blätter in mich reinzustopfen – ich hasste Nachrichen schon immer und wollte diese über irgendeinen vermissten Jungen, der wahrscheinlcih eh schon lange krepiert ist, erst recht nicht hören.
Räuspernd stand mein Vater auf und drehte die Lautstärke des Radios wieder herunter, sodass man keinen Mucks mehr hören konnte.

Fragend sah ich ihm dabei zu wie er sich am Hinterkopf kratzte und mit einem „Ich bin für heute fertig.“ aus der Küche trat.
Nicht weiter darüber nachdenkend zuckte ich mit den Schultern und hatte nach einigen Minuten auch den Weg zu meinem Zimmer angetreten.

shadesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt