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; yoongi pov

Meine Augen richteten sich auf meine rechte Hand, starrten diese und die Pinzette des Arztes vor mir beinahe ohne zu blinzeln an. Am ganzen Körper war ich am zittern, als schon wieder ein Ziehen an den Fingern durchfuhr. Ohne es kontrollieren zu können krallten sich meine Nägel in das weiße Laken der Liege, auf der ich mich vor einigen Minuten platzieren sollte.
,,Gleich geschafft.“, gab der braunhaarige, etwa dreißig jährige Mann monoton von sich.
Unsanft hielt er mich an meinem dünnen Handgelenk fest, schien sich gar nicht um mein Wohlbefinden zu kümmern und zog schon seit Minuten Faden für Faden aus meiner zitterigen Hand.

Leicht gereizt seufzte ich und fing an meinen Blick durch das Zimmer schweifen zu lassen.
Stumm beäugte ich die weiß gestrichenen Wände, die ebenfalls weißen Schränke voller Unterlagen und die ein oder andere dunkelgrüne Pflanze, die aus irgendeinem Grund auch hier herumstanden.
Auf einmal verfestigte der Ältere seinen Griff um mein Gelenk, schien dann auf seinem kleinen Beistelltisch eines dieser Werkzeuge zu suchen und ließ meinen leicht erschrockenen Blick dabei ganz außer Acht.

Mein Herz fing augenblicklich an schneller zu pochen, ich wusste noch nicht mal warum es das tat. Immerhin wollte mir dieser Typ nur helfen, oder nicht? Stumm schluckend konnte ich mich nur auf mein Herz konzentrieren, welcher wie verrückt anfing gegen meine Brust zu hämmern.
Auch konnte ich spüren wie sich meine Atmung von einer Sekunde auf die andere verschnellerte. Wieder schluckte ich hörbar, wollte meinen Gegenüber bitten, dass er losließ. So sehr ich es jedoch wollte; es kam kein einziger Ton aus meiner Kehle.

Einige Sekunden später fokussierte sich mein Blick auf meine rechte Hand, mein sonstiges Umfeld schien wie verschwommen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich die darauf vorhandenen schwarzen Fäden an. Wie Spinnennetze hatten sie sich auf jedem erdenklichen Zentimeter meiner Hand angesammelt.

Keine zwei Sekunden später wurde mein Atem noch hektischer, wenn dies überhaupt möglich war.
,,Lass mich los!“, schrie ich dann mit kratzender Stimme, woraufhin mein Gegenüber zusammenzuckte und das tat, was ich lautstark von ihm verlangte. Sofort riss ich diese also an mich, versuchte die Netze mit aller Kraft zu entfernen, doch nichts klappte. Verzweifelt fing ich an zu wimmern, mein Herz schien mir dabei fast aus der Brust zu springen.

,,Yoongi.“, hörte ich den Mann vor mir mit rauer Stimme dann sagen, was mein Wimmern augenblicklich verstummen ließ.
Irgendwie hatte ich in diesem Moment großen Respekt vor ihm, da er auch sonst eine ziemlich dominante Aura ausstrahlte.
,,Schau mich an. In die Augen.“, verlangte er, was meinen Blick langsam von meiner Hand schwinden und zu seinen Augen verlaufen ließ. Mit zitterigem Atem starrte ich also in die nussbraunen Augen des Arztes.

,,Einatmen.“, sprach er mit ruhiger Stimme, ohne zu zögern tat ich, was er von mir verlangte. ,,Ausatmen.“, auch dies tat ich keine drei Sekunden später. Schluckend sah ich also wieder auf meine Hand, auf der, nicht wie vor einigen Sekunden, keine Spinnennetze mehr zu erkennen waren.
Sofort atmete ich erleichtert aus, konnte spüren, wie meine Schultern nach unten sackten und jegliche Anspannung aus meinem Körper verschwand.
Ich brauchte einige Sekunden, um zu realisieren, dass das Ganze nur wieder eine Einbildung war. Eine einfache Halluzination. Ein Inbild meiner Schizophrenie.

,,Das hatten wir ja lange nicht mehr...“, stellte der Ältere fest und brummte auf. ,,Dir liegt irgendwas auf dem Herzen, richtig? Irgendwas, was dich stresst und nicht mehr aus deinem Kopf will.“, gab er von sich und nahm grummelnd mein Handgelenk wieder zwischen seine Finger, um da weiter zu machen, wo er zuvor aufhören musste.
,,Was? Wie kommen sie darauf?“, fragte ich verwundert und legte automatisch meinen Kopf leicht in die Schräge. ,,Schizophrenische Halluzinationen enstehen in vielen Fällen durch Stress oder durch ständiges Nachdenken. Hat dir ein Mädchen das Herz gestohlen, oder was ist los?“, witzelte er und sah mich mit einem leichten Grinsen auf den Lippen an.

,,Hat sie nichts zu interessieren!“, gab ich schnippisch von mir, was ich noch nicht mal kontrollieren konnte. Wo kam das denn so urplötzlich her?
Leicht verdrehte mein Gegenüber die Augen und widmete sich wieder seiner Arbeit. ,,Schon klar.“, brummte er.

✖✖✖

Nachdenklich ließ ich meine Tür ins Schloss fallen und musterte daraufhin meine Hand, aus der nun jeder einzelne Faden verschwunden war. Kleine Narben werden dafür immer zu sehen sein, meinte der Arzt, der sie entfernte. Viel mehr waren aber die Halluzinationen von vorhin in meinen Gedanken. In der letzten Woche hatte ich so gut wie keine Probleme damit, es ist nur Suga in meinem Kopf aufgetaucht – dies war aber so ziemlich nichts Neues.

War es vielleicht wegen meiner Sorge, aber auch meiner leicht eintzündbaren Wut auf Jimin? Oder hatte ich einfach nur Sehnsucht nach dem blondhaarigen Jungen, der mich immer so aufheiterte?
„Das Zweite. Du solltest wütend auf diesen Idioten sein. Er hat dich alleine gelassen und war nicht ma–“, erklang wieder Sugas Stimme in meiner Kopf, die ich nur mit einem „Halt die Klappe“, stumm stellte.

Lässig ließ ich mich in mein Bett fallen und fuhr mir durch die schwarzen Haare, welche so gut wie noch nie Ordnung finden konnten.
Fragend sah ich dann auf mein Kopfkissen, auf dem ein zusammengefaltetes Blatt Papier lag. Sofort richtete ich mich wieder auf, entfaltete das weiße Blatt in sekundenschnelle und musterte den Text, der auf diesem geschrieben war.

Hey Yoongi,
Bitte sei mir nicht böse, dass ich dich so lange nicht mer besuchen war...
Mein Vater hat mich umstationiert, ohne meine Zustimmung sogar.
Ich habe das Gefühl, dass er uns auseinender bringen will, bzw dass er etwas gegen das ständige Treffen von uns hat. Irgendwas ist da falsch, das spüre ich...du nicht auch?
Ich vermisse dich echt...Ich wollte heute in der Mittagspause auch zu dir kommen, aber du warst nicht da, das hab ich voll vergessen.
Deswegen der Brief.
Ich verspreche dir, dass ich so schnell wie möglich wieder zu dir kommen werde. (Ich werde so zu sagen von diesem blonden Arzt bewacht..)
Ach und wegen dem (fast) Kuss–

Jimin

Verwunderte legte ich den Kopf schief und beäugte den unordentlich geschriebenen Namen und den, nicht vollendeten, letzten Satz.
„Jimin wollte gar nicht umstationiert werden..?“, frage ich mich und konnte somit ein wohliges Gefühl in meinem Magen spüren, welches begann durch meinen gesamten Körper zu wandern.

„Ach komm schon! Glaubst du ihm das wirklich? Lügen. Einfach nur Lügen! Das würde doch jeder behaupten, glaubst du nicht? Er will einfach weiter seine Extrapunkte verdienen, indem er sich bei dir aufhält. Und der letzte Satz, wenn man das so nennen kann, zeigt doch auch, dass er keinen Bock mehr hatte irgendwas zu schreiben. Yoongi, glaub ihm nicht.“, ertönte Sugas Stimme und ließ mich augenblicklich schlucken.

„Er ist einfach einer dieser Einschleimer. Sowas ist nicht gut für dich! Du hast doch seinen Vater gesehen, glaubst du wirklich er ist anders? Wie der Vater, so der Sohn, vergess das nicht.“, beendete er seinen Satz und klang irgendwie gefährlich einfühlsam und ehrlich.

Leicht gekränkt seufzte ich aus, ließ meine Schultern wieder nach unten sacken und zerknüllte den Zettel in meinen Händen. Dieser landete dann mit einem gezielten Wurf direkt in meinem Mülleimer, der einige Meter von mir entfernt auf dem Boden stand.
„Guter Junge. Ich bin echt stolz auf dich.“

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M-motivation?
Was ist denn da los, das Gefühl hatte ich echt lange nicht mehr sksksks

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