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; jimin pov

Beinahe fielen mir meine tonnenschweren Augenlider zu, es war immerhin Montag und ich hatte in dem wohlig warmen Auto meines Vaters Platz genommen. Leise Musik floss durch meine Kopfhörer genau in meine Ohren, ließ mich somit leicht entspannen. So wie jeden Morgen war ich nämlich alles andere als der motivierte Sonnenschein, so wie mich so gut wie alle Lehrer immer betitelten.
Der Gedanke an Yoongi, den ich heute endlich wiedersehen würde, machte das Graue des Morgens aber etwas erträglicher.

Doch tief in meinem Inneren hoffte ich sets, dass er mir nicht böse oder genervt von mir war. Immerhin hatte ich ihn zwei ganze Tage von der letzten Woche allein gelassen, da meine Mutter unbedingt wollte, dass ich wegen meinen 'Bauchschmerzen' zu Hause blieb. Es ist sicherer, sonst steckst du die Patienten noch an, meinte sie und schrieb mir sofort eine Krankschreibung.

Langsam ließ ich meinen Blick nach draußen auf die vorbeiziehende Landschaft schweifen. Von Tag zu Tag schien die Sonne mehr Zeit zum Aufgehen zu brauchen. Auch der Wind, der einem mittlerweile um die Ohren zog und diese fast erfrieren ließ, nahm deutlich zu.
Schließlich holte mich meine Müdigkeit ein, besiegte sozusagen meinen letzten Willen irgendwie wach zu bleiben und ließ meine Lider letzten Endes komplett zufallen.

Der Weg zu meiner Traumwelt jedoch wurde unterbrochen, unzwar von dem schwarzhaarigen Mann, welcher neben mir am Steuer saß und sich räusperte.
„Jimin?“, brummte er mit seiner tiefen Morgenstimme. Trotz der Musik in meinen Ohren konnte ich den Älteren klar und deutlich verstehen.
Ich gab ebenfalls nur ein leises Grummeln von mir, als Bestätigung, dass ich ihm zuhören würde.
„Ich habe beschlossen dich umstationieren zu lassen.“, fing er an und zuckte beinahe zeitgleich zusammen als er meine fassungslose Reaktion zu hören bekam. „Was?!“, rief ich und stöpselte meine Kopfhörer sofort aus.

„Wie jetzt..?“, fügte ich noch hinzu, dieses Mal versuchte ich meine Stimme so leise wie möglich zu halten.
„Na wegen was wohl?“, wollte er wissen und sah kurz zur Seite direkt in mein Gesicht, richtete dann seine Augen wieder ordnungsgemäß auf die Straße vor sich.
„Weil du mich von Yoongi fernhalten möchstest, da er–“, wollte ich ihn anmotzen, doch sofort unterbrach mich mein Vater.

„Nein, eben nicht. Ich will dich nicht länger bei Yoongi behalten, weil er zu so gut wie allen von uns Psychologen meinte, dass es ihm ziemlich unangenehm in deiner Nähe ist. Es wäre doch eine Schande für unser schönes Krankenhaus, wenn wir einen Patienten nicht richtig behandeln und es ihm schlecht gehen lassen würden, findest du nicht?“, säuselte er und klang dabei sogar ziemlich glaubwürdig, was mich meine Unterlippe zerkauen ließ.

„W-wirklich?“, nuschelte ich unsicher und krallte mich an meinem hellgrauen Pullover fest. Natürlich nickte mein Vater, ein leichtes Grinsen schlich sich dabei über seine Lippen. „Denkst du ich erzähle dir Lügen?“, ließ er seine Frage offen und beschleunigte hörbar die Fahrgeschwindigkeit.
Urplötzlich zog sich alles in mir zusammen, mein Griff um den Stoff des Pulovers wurde stärker und es entstand ein seltsames Gefühl in meiner Magengegend, was sich ungefähr so anfühlte wie starke Bauchkrämpfe.

Was ist wenn er echt Recht hat?, dachte ich zu mir selbst. Will Yoongi wirklich nichts mit mir zu tun haben? Kurz gab ich mir die Schuld an dem ganzen, da ich ihn immerhin durch diese Krankschreibung allein gelassen habe. Ich schüttelte den Gedanken jedoch schnell wieder weg und sah meinen Vater lippenbeißend an.

„Wo werde ich denn stationiert?“, krächzte ich hervor, wobei meine Stimme eher dem Kratzen von Fingernägeln an einer Tafel ähnelte.
„Station zwei.“, antwortete der Ältere monoton und versuchte mir damit wahrscheinlich Weiß zu machen, dass er sich jetzt lieber auf die Straße konzentrieren wollte. Seine Augen waren starr auf den Verkehr gerichtete, während meine wieder den Weg auf die vorbeiziehende Straße fiel.

Station zwei, sagte ich mir. Das ist auf der ganz anderen Seite des Krankenhauses, die Station für Essgestörte.
Somit würde ein heimliches hin und her Huschen zwischen Yoongis Zimmer und den Räumen dort unmöglich erscheinen...

✖✖✖

„Und sie sind?“, fragte ich mit maulenden Unterton meinen Gegenüber. Ein helles Blond, was fast schon gelblich aussah, hatte seine kurzen Haare eingenommen. Ziemlich dünn war er, man könnte ihn schon fast für einen Magersüchtigen abstempeln – was ich aber wiederum nicht tat. Seine beinahe schwarzen Augen verfolgten jede Bewegung, die ich tat. Auch sah er mir dabei zu wie ich ihn von oben bis unten musterte.

„Doktor Song. Ich bin ein Ersatz für Doktor Kim, da du jetzt umstationiert wurdest.“, sprach er, seine Stimme wirkte recht freundlich, aber hörte sich auch viel höher an, als ich anfangs dachte.
Einfach nur langsam nickend antwortete ich und blieb dabei an dem zu großen Kittel, den er trug, hängen.
„Also...ich bring dich dann mal zu deinem neuen Schützling, mh?“, entgegnete er dann leicht schnaubend meine Interaktion und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.

Wieder gab ich einfach nur ein Nicken von mir und sah ihm dabei zu wie er seine Hände in den riesigen Taschen seiner mantelähnlichen Kittels verstaute. Schnell nickte er mir zu und lief voraus.
Auf dem Weg zu dem Zimmer dieses Patienten redeten wir kein einziges Wort, es lag einfach Stille in der Luft zwischen uns.

„Da wären wir.“, riss mich der Ältere dann aus den Gedanken und klopfte ohne auf eine Antwort zu warten an der weißen Tür an, nicht lange wartend drückte er diese dann auf und entblöste ein grün gestrichenes Zimmer, was so in etwa vor Farben und Licht nur so zu sprühen schien.

Mitten im Raum stand ein junger Mann, vielleicht drei oder vier Jahre älter als ich. Schwarze Haare und ebenso ziemlich dunkle, müde aussehnde Augen. Doch das Auffälligste an ihm war wohl seine Statur.
Gefährlich dünn war er, seine Beine beinahe doppelt so dünn wie die meine es waren. Sofort schluckte ich und kam aus meiner Schockstarre fast nicht mehr heraus, der blondhaarige neben mir jedoch half mir mit einem leichten Knuffen in die Seite auf die Spüre.

„J-jimin! Ich bin Jimin...“, nuschelte ich immernoch völlig überwältigt davon, dass man beinahe jeden einzelnen Knochen an seinem mageren Körper sehen konnte. Etwas ängstlich hielt ich dem Jungen die Hand hin, die er lächelnd annahm.
Erst dann fielen mir die kirschroten, vollen Lippen meines Gegenübers auf. Er sieht so aus als hätte er schon drei Botoxbehandlungen hinter sich, würde einer meiner Freunde Taehyung jetzt von sich geben.

Aber ebenso wunderte ich mich über den erfreuten, glücklich wirkenden Ausdruck in seinem Gesicht.
Wie konnte eine Person, die so abgemagert aussah und einefach nur von der Magersucht übernommen wurde, so glücklich aussehen.

„Ich bin Jin. Schon, dass du es mit mir aushalten willst.“, grinste er und entblößte damit seine leicht seltsam klingende Lache, die mich etwas an das Geräusch erinnerte, was immer ertönte, wenn meine Mutter wieder einmal dabei war unsere Fenster zu reinigen.

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Heute ein e t w a s kürzeres Kapitel, because this bitch is writing a maths test tomorrow ':(

shadesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt