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; jimin pov

Ein schwacher Sonnenstrahl der Mittagssonne machte sich auf meinem Gesicht breit, brachte somit meine, gerade erst geschlossenen, Augen dazu, sich mit einem mal wieder zu öffnen.
Fast zeitgleich begann ich mich umzusehen. Sofort verlief mein Blick nach rechts, wo ich die vorbeiziehende Landschaft fokussierte. Daraus schloss ich, dass wir immernoch in dem Zug saßen, in den wir vor ungefähr einer halben Stunde mit kleinen Komplikationen reingekommen waren.

Ich bemerkte einen Druck auf meiner linken Schulter, welcher von Sugas Kopf stammte, der sich gegen diese lehnte. Seine erhitzte Stirn presste gegen den Stoff meiner grauen Jacke, schien diese durch leichte Schweißtropfen auch zu befeuchten.
Er schlief tief und fest, schien sogar etwas zu träumen. Seine Atmung wirkte leicht angehoben und ein Zittern durchzog im Minutentakt seinen gesamten Körper.

Allein dieser Anblick und der Gedanke daran, dass es ihm gerade schlecht ging ließ mich erschaudern. Bemitleidend strich ich einige Haarsträhnen aus seinem errötetem Gesicht, seine fest zugepressten Augen schienen daraufhin leicht zu zucken.
„Ganz ruhig, wir sind bald da“, gab ich in einem leisen Ton von mir und konnte ein Nicken von Sugas Seite ergattern. Natürlich wunderte es mich, dass er sich so in etwa wie früher benahm. Da, als er noch ruhig war und man mit ihm ganz normal reden konnte ohne einen Schlag ins Gesicht zu kassieren.
Letzten Endes kam mir jedoch wieder die Grippe und die Tatsache, dass er zu schwach dafür sei große Anstalten zu machen in den Sinn.

Mit leicht geöffnetem Mund atmete er also genau so weiter, wie vor einigen Minuten, ließ mich seufzen und meinen Blick auf den Sitz vor mir gleiten.
Auf diesem saß Jin, eine Zeitschrift war in seinen beiden Händen aufzufinden, welche er auf seinem überschlagenen Bein platziert hatte und sorgfältig durchzulesen schien.
Er saß auf einem doppelten Sitzplatz, welcher gegenüber Sugas und meines Platzes stand, genau in die Mitte der beiden Sitze hatte er sich platziert.
Unsere Blicke trafen sich beinahe zeitgleich. Etwas genervt sah er aus, was höchstwahrscheinlich durch den Fakt kam, dass er wie ein Vater auf zwei jüngere aufpassen musste.

„Alles gut..?“, gab ich mit leiser Stimme von mir, da mein Kopf aus irgendeinem Grund der Meinung war, etwas sagen zu müssen.
Jins Augenbrauen erhoben sich sofort, er sah mich an, als hätte er sich gerade verhört.
„Ja natürlich, alles gut!“, gab er dann von sich, wendete seinen Blick von mir und Suga weg. Kurz befeuchtete er seine Fingerkuppe und blätterte auf die nächste Seite der Zeitschrift. „Ich liebe es illegale Dinge zu tun, für die ich eingesperrt werden kann. Das mach ich fast täglich, weißt du? Ist eines meiner Hobbies.“, fügte er noch mit einem sarkastischen Unterton hinzu.
Seine Miene verzog sich dabei nicht mal einen Millimeter.

„Dann ist ja gut.“, entgegnete ich ihm nach einigen Sekunden und wendete nun auch meinen Blick von dem Ältesten von uns dreien ab.

✖✖✖

Schnell drückte ich die kalte Hand Sugas fester, versuchte ihn so gut es mir möglich war mit mir mitzuziehen.
Ein genervtes Seufzen erklang. Dabei wusste ich, auch ohne einen Blick zu riskieren, dass dieses von Jin kam, wecher schon seit Minuten Schwierigkeiten damit hatte mit meinem Tempo mitzuhalten.
„Jimin ohne Mist jetzt...“, kam es atemlos von dem ältesten. Kurz blieb er stehen, stützte sich an seinen Oberschenkeln vor sich hin.
„Yoongi ist nicht der, der hier nicht mehr kann; ich bin es! Ich kipp hier gleich um, verdammt!“, fügte er seinem Satz noch hinzu und legte eine Hand auf seinen Brustkorb. Dieser hob und senkte sich in einem schnellen Tempo, was sicherlich nicht mehr gesund sein konnte.

Doch ich hingegen hatte und wollte nur Suga im Kopf haben. Mein Verlangen war groß, ihn wieder gesund zu kriegen und schnell in ein warmes Bett zu bringen. Dazu noch eine Tasse Tee für seine, neuerdings aufgetauchten, Halsschmerzen und einen kalten Lappen auf seine erhitzte Stirn – das war mein Ziel und nichts anderes.
Überfordert sah ich zwischen den beiden Männern hin und her, presste meine Lippen fest zusammen.
Mein Blick blieb an Suga hängen, welcher leicht taumelnd auf einem Fleck stand, meine Hand hielt er mehr oder weniger fest in seiner, um nicht doch vielleicht umzufallen.
Seine erröteten Wangen schienen langsam aber sicher noch mehr Blut in sich zu pumpen, von seinen bleichen Lippen konnte man das genaue Gegenteil behaupten.
Sein Kopf war gesenkt und man könnte fast meinen, dass er kurz davor war im Stehen einzunicken.

Nun sah ich wieder zu Jin. Immernoch leicht hechelnd sah er mit erhobenen Augenbrauen zu mir auf, stützte sich dennoch auf seinen zitterigen Beinen ab.
Er und sein Wohlbefinden schienen mir in diesem Moment so egal zu sein, wie die Tatsache, dass gerade in China ein Reissack umfallen könnte.
Grummelnd rammte ich meine Schneidezähne in meine Unterlippe, fing dann endlich, nach gefühlt minutenlanger Stille, an zu reden.

„Ach komm schon! Sein Haus ist gleich da vorne, verdammt!“, gab ich quengelnd von mir und zeigte einige Meter vor uns auf eine Reihe von weiß gestrichenen Häusern.
„Versetz dich doch mal in meine Lage...Ich will nicht, dass Suga noch einen Fieberkrampf bekommt oder-“ – „Du weißt schon, dass das nur kleine Kinder bekommen können?“, unterbrach mich der Schwarzhaarige schnell und richtete sich kurzzeitig wieder auf.

„Und jetzt versetzt du dich mal in meine Lage! Ich muss mit einem unreifen kleinen Bengel durch Straßen ziehen, die ich zuvor noch nie gesehen hab. Falle hier fast um, weil er auch noch der Meinung ist, so schnell wie Usain Bolt rennen zu müssen und habe schon seit einer geschlagenen Stunde durch meine scheiß Krankheit die wohl übelsten Bauchkrämpfe, die ich je erlebt hab!“, fing er dann an zu diskutieren, schien sich zum Ende hin die ganze Lunge aus dem Brustkorb schreien zu wollen.
Ich blieb stumm, überrascht von der plötzlich anderen Seite Jins und überrascht von der Tatsache, dass er anscheinend noch weiter reden wolle.

„Ich kann für diesen ganzen Mist hier was weiß ich wie lange eingesperrt werden und Yoongi auch! Und dann kommst du hier mit deinem 'Ach komm schon' an?! Werd erwachsen, Park Jimin und lass Gott dir endlich mal ein Gehirn überreichen!“, brüllte er, zeigte sogar mit dem Finger auf meine Wenigkeit und ließ mich wundern, warum nicht schon längst irgendwelche Einwohner aus ihren Häusern gekommen sind oder die Polizei wegen Ruhestörung gerufen haben.
In diesem Moment wollte ich einfach nur im Boden versinken. Er hatte Recht, irgendwie, das gab ich zu.
Eingeschüchtert senkte ich meinen Kopf, kam mir wie in einem Streit mit meinen Eltern vor.
Aber ich hatte doch auch Recht, oder etwa nicht?
Hin und her gerissen biss ich mir auf der Unterlippe herum, die davon sicherlich schon einige Wunden getragen haben musste.

„Dann...warum bist du dann ohne große Anstalten mitgekommen? So stur wie du bist hättest du mich sicherlich noch überzeugt...wenn dir die Idee nicht doch etwas gefallen hätte...“, nuschelte ich mit leiser Stimme, meinen Kopf hielt ich immernoch gesenkt und beäugte ganz einfach den gepflasterten Boden unter meinen Füßen.
„Geb es doch zu...du willst doch auch endlich, dass du von dieser dämlichen Magersucht geheilt wirst und wieder regelmäßig raus kannst...“, fügte ich dann noch hinzu und hob etwas ängstlich meinen Kopf.

Kurz dachte ich, dass mir mein Gegenüber eine scheuern wollte. Doch er fing ich recht schnell wieder, atmete zitternd ein und aus, so als würde er sich selbst beruhigen wollen.
„Hör zu, du verdammter-“, wollte er sagen, ihm schien aber keine 'kinderfreunliche' Beleidigung einzufallen, weshalb er kurz stoppte.

„Nichts und niemand kann mir da raus helfen, verstanden? Mein Körper hat sich schon vor Jahren daran gewöhnt, er und ich kennen gar nichts anderes mehr. Ich werd bis ich verdammt nochmal schon mit einem Fuß im Grab stehe nur vor der Toilette hängen und das vermeintliche Essen aus mir rausbefördern!“, erklärte er.
Auch er wirkte jetzt leiser, so, als hätte nun auch er bemerkt, dass wir uns gerade auf einem öffentlichen Weg befanden, wo uns jede Menschenseele zuhören konnte.

„So stur wie du bist, mein Lieber, hätte ich nämlich nichts mehr gegen deine ach so tolle Idee sagen können. Ich wäre so oder so hier gelandet-“ – „Dann ist ja jetzt gut. Streit beendet.“, gab ich schnurstracks von mir, griff mit meiner freien Hand nach dem dünnen Handgelenk des Schwarzhaarigen und zog die beiden nun in einem etwas abgeschwächten Tempo hinter mir her.

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Okay ich liebe es Fluff-Szenen zu schreiben, aber Streit-Szenen sind ganz eng dahinter xd
Das merkt man, oder?

Und...warum habe ich wohl 'niemand' kursiv geschrieben? :3

shadesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt