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; seokjin pov (trigger warning)

Es war bereits wieder Abends. Ich wusste nicht welche Uhrzeit es mittlerweile schlug, eigentlich war mir dies auch egal. Aber was ich wusste war, dass ich wegen diesem riesigen Abendessen, was Taehyung vor ungefähr einer halben Stunde aufgetischt hatte, tausende Kalorien in mich geschlungen hatte. Und das auch noch mit Freude und großem Hunger.

Meine Augen starrten nur regelrecht auf die digitalen Nummern der Waage unter meinen nackten Füßen. 48.2kg, las ich mir selbst im Kopf vor und presste vorwurfsvoll meine vollen Lippen zusammen.
Kurz kam es mir so vor, als würden Halluzinationen durch meinen Kopf schwirren. Wie Fotos zischten sie an meinen Augen vorbei, ich konnte genau erkennen wie die Zahl immer höher kletterte und nahe den 60 Kilos gelangte.

Wie von Dornen gestochen sprang ich zurück auf die Fliesen, ein Patschen, was von meinen Füßen kam, ertönte und meine Hände zogen wie automatisch an meinen strohigen Haaren.
Sofort stach die Toillette nahe des kleinen Fensters in meine Sicht. Ein Zucken durchfuhr meine Finger, sie kribbelten bereits schon vor Freude.
Ein zitterndes Seufzen entwich meinen Lippen, doch es gab für mich keinen anderen Ausweg – das gab es noch nie.

Es war so unglaublich ruhig. Man könnte fast meinen, dass man rein durch seine eigene Stimme ganze Gemälde un dieser verödet leeren Luft erschaffen könnte.
Das Einzige was ab und zu die Stille durchschnitt war entweder das leise Tropfen des Wassers, was gleichmäßig von dem Hahn hopste oder mein stoßweise auftretendes Atmen, was ganz und gar nicht regelmäßig kam.

Ich wusste es war nicht richtig und ich wusste ebenfalls, dass es meinen Körper nur noch mehr zum schwächeln brachte.
Dennoch konnte ich es einfach nicht abwarten meine Finger in meinen Hals zu rammen und das ganze Abendessen mit dem Abfluss bekannt zu machen.
Mit leicht zittrigen Beinen ließ ich mich also vor der Toilette nieder, strich kurz meine Haare nach hinten und begann mit dem gewohnten Prozedere.

Zuerst passierte rein gar nichts, alles war immer noch so still wie auf einem Friedhof.
Doch dann schien wie eine Art Rohr in mir zu platzen. Einige Sekunden darauf drehte sich mein Magen um 180° und schickte ein Würgen nach dem anderen meinen Hals nach oben. Ein raues Husten schaffte es ebenfalls irgendwie aus mir und hallte an all den Fliesen wider. Ein lautes Plätschern folgte daraufhin ebenfalls, worauf ich wie gewohnt die Augen zusammenpresste um das alles nicht mit ansehen zu müssen.


Meine Augen wirkten seltsam trüb, waren so weiß wie kleine, ovalförmige Behälter voller Bleiche.
Die, sich darin befindene, dunkelbraune Iris trat einfach nur wie ein einzelner Staubkorn auf, der in diesem ewigen Weiß verschlossen war. Somit starrte ich weiter in den Spiegel vor mir.
So klein, wie meine Pupille in der Mitte dieses Staubkornes schien, könnte man denken, dass es sich um einen winzigen schwarzen Punkt aus dem kleinsten Filzstift der existierte handelte.

Mein Bauch schmerzte schrecklich, schrie förmlich nach Nahrung in sich und schien mich zu verfluchen ihm schonwieder alles genommen zu haben.
Es versuchend zu ignorieren krallte ich meine knochige Hand so fest wie möglich in diesen.

Doch ich fühlte mich besser. Ich fühlte mich so, als hätte ich was zu Stande gebracht und meinen Körper von unnötigem Fett gerettet. Ich fühlte mich gut, auch wenn meine Zunge wie ein Streifen Klebeband an meinem Gaumen festklebte.
Ich fühlte mich sicher, auch wenn ein brennender Schmerz und ein ekliger Nachgeschmack in meinem Hals aufzufinden war.
Ich lächelte, auch wenn mich ein Schwindelgefühl prägte und sich gefühlt mein ganzer Kopf bei jeder auch noch so kleinen Bewegung wie ein Karussell drehte.

shadesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt