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; yoongi pov

Ein amüsiertes Grinsen huschte über meine Lippen. Spöttisch musterte ich meinen Gegenüber, welcher schon seit Beginn unserers Gespräches kläglich am zittern war. Schluchzend wischte er sich mit dem Ärmel seine tränenbedeckten Wangen am und drehte sich augenblicklich von mir weg.
„Falls das ein verdammter Scherz ist, ist es nicht lustig!“, weinte er und hatte es anscheinend nicht gerade leicht seine abbrechende Stimme unter Kontrolle zu halten.
Ein mieser Kommentar war eigentlich gerade dabei sich aus meinen Lippen zu schleichen, doch dieser blieb mir wie im Hals stecken als Jimin nach der Türklinke griff, djese sofort aufriss und aus meinem Zimmer verschwand. Ich stockte, hielt für einen Moment Inne und schien jetzt erst wieder richtig bei Sinnen zu sein.

Auf einmal wurde mir leicht schwindlig, die Welt um mich herum hat sich in eine drehende Bewegung versetzt, weshalb ich mich für ein paar Sekunden an meinem Schreibtisch festhalten musste.
Fragend kratzte ich meinen etwas dröhnenden Kopf und realisierte jetzt erst, was ich da gerade überhaupt getan hatte.
Meinen besten Freund, Jimin, ich hatte ihn einfach angeschrien. Zur Nichte gemacht, gedemütigt und sogar zum Weinen hatte ich ihn gebracht.

Augenblicklich bildete sich ein Kloß in meinem Hals, aber auch Wut bahnte sich den Weg durch meinen gesamten Körper. Wut auf mich selber, unbeschreiblich starke Wut.
Ich hatte der einzigen Person die ich auf dieser Welt hatte, die zu mir stand, wehgetan.
Er verstand mich wahrscheinlich auch besser als es diese verdammten Ärzte nach zwei Jahren noch nicht taten und ich hatte dieses ganze Vertrauen höchstwahrscheinlich zur Nichte gemacht.

„Suga!“, schrie ich, da das ganze Geschehen sicherlich nur ein gewisser Plan von ihm sein könnte.
Doch es kam keine Antwort, was ziemlich seltsam war, da er normalerweise immer auf solche Sachen antwortete. „Das war nicht witzig, verdammt! Jimin weint jetzt wegen dir!“, rief ich wieder und raufte mir mit meiner linken, nicht verbundenen Hand durch die Haare.

Wieder hörte ich nicht, auch wenn ich mich noch so sehr auf meine Gedanken konzentrierte. Es herrschte einfach Stille, die ganze Zeit über.
Verwundert schloss ich meine Augen, versuchte stets alles um mich herum auszublenden. „Warum antwortest du nicht?“, flüsterte ich zu mir selber, wobei ich mir im nächsten Moment ziemlich blöd vorkam.
Immerhin wünschte ich mir gerade herbei, dass mir die Person, die mich eigentlich in Ruhe lassen sollte, antwortete.

Seufzend öffnete ich meine Augen wieder, es legte sich augenblicklich eine Art Schalter in mir um und mir kam direkt eine Idee, die ich schon vor Minuten hätte bekommen sollen.
Ich musste zu Jimin, und das sofort!

✖✖✖

Meine nackten Füße patschten regelrecht über den kalten, glatten Boden des Ganges. Doch Zeit, mir Schuhe oder überhaupt Socken anzuziehen hatte ich keine gehabt. Von weitem sah ich bereits den Rücken einer blondhaarigen Person, wobei ich schon wusste, dass es sich um Jimin handelte.
Mein sonst so schneller Schritt verlangsamte sich sofort und ich schlich auf ihn zu. In seiner einen Hand war sein Handy zu erkennen, welches er an sein rechtes Ohr hielt und mit jemandem zu telefonieren schien.

Verkrümmt lehnte er sich an die Wand links von ihm, schien mich gar nicht zu bemerken.
„Weil äh...ich Bauchschmerzen habe. Also kannst du mich abholen?“, sprach er in den Hörer, was mich augenblicklich dazu brachte ihm das Telefon aus der Hand zu nehmen. Sofort beendete ich den Anruf, ließ die Person am anderen Hörer somit einfach links liegen.

Im gleichen Moment zuckte der jüngere kläglich zusammen, drehte sich schnell zu mir um und musterte mich mit weit aufgerissenen, verweinten Augen.
Keine drei Sekunden später plagten mich wieder die Schuldgefühle.
Stumm hielt ich ihm sein Handy vor die Brust, welches er mir schon beinahe aus der Hand riss.

„Was willst du?“, motzte er immernoch mit brechender Stimme und lenkte seinen Blick sofort von meinem weg.
„Ich wollte nur–“ - „Mich wieder vollmaulen?“, fragte er mit leicht angenervter Stimme, was ich ihm in diesem Moment aber nicht übel nehemn konnte. Immerhin war ich schon ein ganz schönes Arschloch gewesen.

„Nein. Mich entschuldigen natürlich.“, kam es daraufhin leise von mir und wie von selbst platzierte ich eine meiner Hände an die Wand hinter ihm, somit direkt neben seinem Kopf.
„Ich weiß echt nicht was da gerade in mich gefahren ist.“, beichtete ich ihm und verbindete wieder unsere Blicke miteinander.

Mit rötlich gewordenen Augen musterte er mich und wartete schluckend darauf, dass ich fortfuhr.
„Ich...wollte dich auf keinen Fall zum Weinen bringen oder dich so anschnauzen, glaub mir das bitte. Das Alles war so scheiße von mir, ich kann verstehen, wenn du nicht mehr mit mi–“, ratterte ich meinen zuvor spontan zusammengereimten Satz herunter, doch mein Gegenüber schnitt mir mitten im Satz das Wort ab.

„Entschuldigung angenommen.“, kam es von ihm beinahe mit einer geflüsterten Stimme. „Schieb das doch alles nicht auf dich. Es war immerhin Sugas Schuld, nicht deine.“, fügte er dann noch hinzu und begann mit dem Stoff meiner offenen, schwarzen Strickjacke zu spielen, seinen Blick wandte er somit von meinen Augen ab.

Kurz lachte ich auf. „Ja...richtig.“, entgegnete ich dem jüngeren und räusperte mich verlegen. Spontan entschied ich mich dazu ihm nichts von der ganzen Sache, dass es anscheinend doch ich selbst war der so reagierte, zu erzählen. Es wäre auch besser so, ich mache ihm sicherlich eh nur weitere Gedanken.

„Ich hab aber auch überreagiert! Immerhin habe ich gleich wie ein...Fünftklässler oder so angefangen zu heulen.“, beendete er somit sein Gerede und sah mir wieder durchdringend in die Augen.
„Also alles wieder gut zwischen uns?“, wollte ich mich nochmal versichern und lächelte ihn leicht an, woraufhin er nur nickte.

„Und jetzt...“, fing ich an und platzierte sanft eine Hand an seiner Wange. „Hör auf zu weinen. Ein Lächeln steht dir viel besser als ein Tränen verschwommenes Gesicht.“, säuselte ich und musste durch diesen viel zu poetisch klingenden Satz selbst etwas lächeln.
Somit strich ich über die zarte Haut Jimins und wischte auch noch die allerletzte Träne weg.

Sofort fing der jüngere an zu grinsen, ein leichter rosaner Schimmer machte sich auf seinen Wangen breit und seine Augen wurden zu süßen Schlitzen.
„Schleimer!“, lachte er und schlug mir spielerisch gegen die Brust.

„Sagst gerade du...“, flüsterte ich kaum hörbar als ich spürte wie er sich mit beiden Händen in meinen schwarzen Haaren vergriff.
Alles wurde still, es war kein einziger Ton zu hören. Wie von selbst kam ich dem jüngeren näher, nur einige Millimeter trennten uns beide voneinander.

Mein Magen drehte sich durch die Vorfreude was jetzt gleich kommen würde einmal komplett um und auch der warme Atem auf meinen Lippen ließ mich leicht grinsen.
Doch urplötzlich stoppte Jimin in seiner Bewegung, hauchte stattdessen einen sanften Kuss auf meine rechte Wange und drückte mich vorsichtig von sich.
Langsam schüttelte er mit dem Kopf, hatte ein leichtes Lächeln auf den Lippen und wollte mir anscheinend damit signalisieren, dass es nicht richtig wäre.
Seufzend nickte ich.

„Ich glaube ich lass mich trotzdem von meiner Mutter abholen...So verweint kann ich nicht unter die Patienten und Psychologen treten.“, murmelte er, was ich nur bestätigte und er sich langsam von mir entfernte.
„Also bis morgen?“, fragte ich und kratzte mich verlegen am Hinterkopf, woraufhin er nur bejahte. „Bis morgen!“, trällerte er und verschwand auch schon wieder.

Zurück ließ er mich mit einem Lächeln auf den Lippen und einer wie wild kribbelnden Wange.
Was stellte dieser Junge nur mit mir an?

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1220 Wörter uff, wasn' da los? Sie schreibt auf einmal längere Kapitel?! *applause* xd

shadesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt