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; jimin pov

Genervt ließ ich meine Finger über die unzähligen Seiten des Hefters vor mir gleiten, blättere somit mit zusammengepressten Lippen durch die ellenlange Arbeit, die wahrscheinlich für die nächsten zwei Stunden vor mir lag.
Nochmals die Augen verdrehend fange ich also stumm an die Akten zu durchforsten und, wie mir beauftragt wurde, in dem Archiv nachzuschauen welche Akten ich entsorgen oder auch erneuern musste.

Meine Gedanken fingen somit an einfach umher zu schweifen, wie schon so oft eigentlich.
In den letzten drei Tagen ist nicht mehr vieles geschehen, jedenfalls aus meiner Sicht. Ich weiß nicht, ob man eine ausgiebige Aufsicht in einer Mensa und in den Gärten der Psychiatrie als interessante Beschäftigung und spannende Arbeit bezeichnen konnte – vielleicht tat dies jemand, ich hingegen sah es einfach als eine Art Schlaftablette an.

Die Möglichkeit Yoongi zu sehen, so wie ich es mir eigentlich sehnlichst gewünscht hatte, bekam ich natürlich auch nicht. Immerhin war er während meinen Schichten gefühlte Kilometer von mir entfernt – wenn man die Größe des Geländes ganz extrem betrachtete.
Eine Möglichkeit mich irgendwie zu ihm zu schleichen, wenn Doktor Song gerade mal nicht hinsah, bekam ich ebenfalls noch nicht.
Bis jetzt jedenfalls.
Den besagten Doktor hatte ich seit geschlagenen dreißig Minuten nicht mehr unter die Augen bekommen. Wahrscheinlich war er gerade bei einer Therapie zuständig, dachte ich mir.

Noch eine dreiviertel Stunde, kam es mir in den Sinn, dann ist Mittagspause. Das würde bedeuten, dass so einige Doktoren eher damit beschäftigt waren, die heutige Zeitung unter die Lupe zu nehemn oder eben etwas zu essen.
Somit hätte ich Zeit irgendwie zum Zimmer des Älteren zu kommen – schon seit gestern betete ich, dass ich es irgendwie schaffte, mich zu ihm zu schleichen und ein ausgiebiges Gespräch anzufangen...

✖✖✖

Ein leiser, fast nicht hörbarer Ton, füllte den sterilen Raum und ließ sofort ein Lächeln auf meine Lippen wandern. Mittagspause.

Schnell ließ ich sämtliche Akten, die ich bereits sortiert hatte, auf einen Stapel fallen und ließ meinen Platz so ordentlich wie irgendwie möglich aussehen.
Schnell schnappte ich mir noch meine hellgraue, dünne Jacke und zog mir diese über. Dessen Kapuze fand auf meinem Kopf Platz. Als ich den Türknauf umdrehte wurde ich sofort von einem Getummel von Menschen überrascht, die wohl alle gerade auf dem Weg zur Mensa dieser Station waren.
Dies sah ich als Möglichkeit an, mich irgendwie in die Masse zu schummeln, um so irgendwie unbemerkt an den Aufsehern und vor allen an den Doktoren vorbei zu kommen.

Dies klappte sogar ziemlich gut, einige Zeit später konnte ich auch schon ein dunkelblaues Schild mit der Aufschrift ‘Station 1’ erkennen. Vor Freude umspielte ein Grinsen meine Lippen und sofort lief ich dem Gang entlang, der mich anscheinend zum einen zu dem  Zimmer von Yoongi bringen würde.

Dann erst fiel mir auf, dass ich überhaupt keinen Plan hatte, was ich dem Älteren sagen sollte, nachdenklich presste ich meine Lippen zusammen.
Sicherlich war er wütend auf mich, dachte ich mir. Immerhin hatte ich ihn jetzt so lang allein gelassen, hatte ihm nicht einmal etwas ausrichten lassen oder ähnliches.
Schließlich kam ich einfach zu dem Entschluss, das Ganze spontan zu entscheiden – zu viel schwirrte mir gerade durch den Kopf, um richtig nachdenken zu können.

Noch einmal atmete ich tief durch bevor ich die eiserne Türklinke, die mich in das Zimmer Yoongis führen würde, in meine Hand nahm und diese mit einem leisen Klopfen öffnete.
„Yoongi? Ich bins...Ich wollte–“, fing ich an zu sprechen, doch nicht wie erwartet fand ich niemanden in dem Raum vor mir auf. Nicht einmal in seinem Bett, welches er laut selbst so sehr liebte, konnte ich ihn nicht finden.
„Yoongi?“, fragte ich nun etwas lauter und begann mich umzuschauen. Doch letzten Endes sah ich ein, dass er sich nicht mal im Bad aufhielt – er war nicht hier, schoss es mir durch den Kopf.

Seufzend ließ ich mich in das weiche Bett vor mir fallen, krallte mich instinktiv in das weiße Bettlaken von diesem und atmete den Duft, der auf diesem lag, einmal tief ein. Sofort entspannte sich jeder einzelne Muskel in meinem Körper, ein wohliges Gefühl schoss durch jede Ader von diesem und ich seufzte erleichtert auf.
Dieser Geruch kam mir bekannt vor. Schon beim erste Mal, als ich Yoongi zu Gesicht bekam, stieg mir dieser in die Nase. Lavendel, wie ein frisches Lavendelfeld roch es.
Der Ältere hatte mir erzählt, dass diese Psychiatrie voll von Shampoos und all diesen Pflegemitteln mit Lavendelöl war und jeder Patient diese auch nutzen musste.
Wie aus dem Nichts fiel mir dann wieder ein, dass Yoongi um diese Zeit an jedem Freitag eine Therapie hatte. Ebenfalls

Was soll ich denn jetzt tun?, schoss es mir nach einer Weile durch meinen Kopf. Natürlich mussten meine verdammten Gedanken die ganze Entspannung wieder schwinden lassen. Was auch sonst?

Dann kam mir eine Idee; in Binnen von Sekunden stand ich auf, lief geradewegs auf den etwas klein geratetenen Tisch zu, der Platz vor dem Fenster gefunden hatte.
Zufälligerweise fand ich auch sofort Blatt und Stift vor und fing an zu schreiben.

✖✖✖

Ein ohrenbetäubendes Klingeln riss mich aus meinen Gedanken, ließ vor Schreck sogar fast den Kugelschreiber in meiner Hand auf das beschriebene Blatt fallen. Eine ganze Weile dauerte es, bis ich überhaupt realisierte, dass das Klingeln von meinem Handy in meiner Jackentasche kam – so selten ruft mich also jemand an.
Leicht erschrocken musste ich schlucken, als ich den Namen ‘Doktor Song’ auf meinem Display erkennen konnte.

„J-ja?“

„Jimin! Wo zur Hölle bist du? Ich brauche dich. Unzwar jetzt!“

„Ich bin...nur kurz auf Toilette. Ist etwas passiert?“

„Es geht um Jin, dauert zu lange um dir alles zu schildern. Komm einfach so schnell wie möglich in Jins Zimmer!“

Somit beendete die Person am anderen Hörer auch schon das Gespräch, ziemlich aufgebracht hat er bei seinen schnell heruntergeratterten Sätzen geklungen.
Das Ganze bereitete mir schon Sorgen, weshalb ich keine Zeit verlieren wollte und sofort meinen kleinen zusammen gereimten Text mit meinem Namen versah und ihn auf Yoongis Kopfkissen platzierte.
Ohne zu zögern schloss ich die Tür sorgfältig hinter mir zu und machte mich, wie mir befohlen wurde, schnell auf den Weg zu der anderen Station.

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Dieses Kapitel ist echt trash lmao
wAs jIn wOhl hAt? golden_hyunwow warst doch schonmal so gut im Raten ':D

shadesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt