Ein anderes Jahrhundert*

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Mit leerem Blick starrte ich aus dem Fenster, sah, wie die Regentropfen am Fenster hinunterglitten und sich mit anderen Regentropfen zu größeren Tropfen verbanden. Es sah aus, als würde der Himmel weinen. Neben meinem trostlosen Körper bewegte sich etwas und ich spürte eine Hand auf meiner Schulter. Träge drehte ich meinen Kopf zu der Person und sah das braune, lange Haar von Bella. Ihr Gesicht trug eine besorgte Maske und ihre Stirn lag in Falten. Sie zog sich einen Stuhl neben den Hocker, auf dem ich saß, und blickte ebenfalls aus dem Fenster. ,,Ich habe meine Eltern gesehen!", murmelte ich.

,,Meine wahren Eltern!" Ihr Blick wand sich zu mir und ich erwiderte den Blick. ,,Das ist doch schön, oder?", fragte sie. ,,Doch, aber, ob meine Eltern die beste Wahl getroffen haben, weiß ich nicht." Wie bin ich eigentlich von meinen Eltern abhanden gekommen?, fragte ich mich in Gedanken. Wenn du es wissen willst, kann ich es dir zeigen, wenn du irgendwo deine Ruhe findest., meinte die Stimme und ich zuckte kurz zusammen, fasste mich aber schnell wieder. Ich gebe dir dann Bescheid., meinte ich noch und konzentrierte mich dann auf Bella. ,,Warum bist du zusammengezuckt?", fragte sie neugierig.

,,Ich habe mit jemanden gesprochen!", meinte ich. ,,Über Gedanken?", fragte Bella erstaunt. ,,Wie kann Edward Gedanken lesen? Wie kann Alice die Zukunft sehen? Wie kann Jasper Gefühle beeinflussen? Frage über Frage und doch ist keine Antwort in den Ecken unserer Gehirne auffindbar!" - ,,Wie philosophisch das klingt!", kicherte Bella. ,,Manchmal habe ich das Gefühl, du kämest doch nicht aus dem jetzigen Jahrhundert sondern aus dem neunzehnten oder zwanzigsten Jahrhundert.", meinte sie ernst. ,,Vielleicht bin ich eine Wiedergeburt!?" Ich zog meine Augenbraue nach oben und schaut weiterhin aus dem Fenster.

Bin ich ja eigentlich auch!, dachte ich und beobachtete, wie die Sonne hinter den Wolken hervor kam. ,,Wie spät ist es?", fragte Bella. Ich zuckte mit den Schultern, als jemand hinter uns meinte, ,,Es ist genau 18:53 Uhr." Bella drehte sich erschrocken um und schaute zu der Person. Meine Gedanken schweiften ab. Wenn ich nicht gewesen wäre, könnte jeder jetzt ein ruhiges Leben führen!, warf ich mir vor. Aber nein! Mal wieder bin ich der Urheber der Gefahr. So wie immer! Wenn du jetzt in Selbstmitleid verfallen willst, kannst du es vergessen, dass ich dir sage, wie du von deinen Eltern abhanden gekommen bist.

Willst du mir drohen? Vielleicht? Penner! (Entschuldigung für diesen Ausdruck) Du bist gemein! Bist du jetzt beleidigt? Schmollst du jetzt? Keine Antwort. Schade eigentlich. Er war ein netter und angenehmer Gesprächspartner.

Prinzessin der GestaltwandlerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt