Ist doch sternenklar

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Corbyns Sicht

Ich schaltete die Dusche aus und vernahm Stimmen von draußen. Ich fragte mich wer das sein sollte, denn die Jungs hatten keinen Schlüssel und es klang sowieso eher wie ein Mädchen. Dann plötzlich fing jemand an zu weinen und eine zärtliche, liebevolle Stimme versuchte, die hörbar jüngere Person zu beruhigen.
Ich zog mir schnell eine Boxershorts an, da nichts anderes im Bad zu finden war. Ich hatte ja nicht mit Besuch gerechnet.
Dann verließ ich das Bad und blieb geschockt stehen und sah in ein mir bekanntes, wunderschönes, jedoch ebenso verwirrtes Gesicht.

Maikes Sicht

Ich traute meinen Augen nicht. Corbyn stand da gerade vor mir und das halb nackt. Ich war mit der ganzen Situation um vornherein schon überfordert gewesen, aber jetzt blieb mir echt die Spucke weg.
Nein das stimmte nicht, denn ich glaube ich hatte fast gesabbert, bei dem Anblick. Corbyn war echt gut gebaut und generell sehr hübsch. Meine Augen hafteten an seinem trainierten Oberkörper und ich wäre fast auf Wolke sieben verschwunden, wenn da nicht mein Bruder gewesen wäre.
„Pahahahahaha!“ lachte er wie ein Bescheuerter los und zeigte auf mich.
„Maike dir gefällt wohl was du siehst? hehe!“
Ich hätte ihm am liebsten eine geklebt, aber ich merkte auch wie meine Wangen rot wurden. Ich machte sicher einer Tomate Konkurrenz, so rot wurde ich.
Mein Blick senkte sich wieder und dann fiel mir auf, dass ich ja so schnell wie möglich Frida helfen musste. Dabei vergaß ich sogar, dass Corbyn so unglaublich heiß aussah.
„Komm ich setze dich erstmal auf das Bett.“
Komischer Weise machte Tobi, der sich kurz vorher noch vor Lachen auf dem Bett gekringelt hatte sogleich Platz, als ich das gesagt hatte. Ich hatte wieder Schwierigkeiten Frida hochzuheben. Dann plötzlich sah ich zwei kräftige Arme nach ihr greifen und sie wurde im Brautstyle hochgehoben.
„Danke Corbyn.“ sagte ich leise, weil ich etwas heißer war. „Hätte er sich nicht wenigstens vorher etwas anziehen können? Soll ich etwa verglühen oder was?“ dachte ich mir während ich seine auch ziemlich ausgeprägte Rückenmuskulatur beobachtete.
Er legte sie auf mein Bett und deckte sie zu. Ich konnte mir nicht verkneifen verliebt zu lächeln. Er war einfach perfekt. Dann spürte ich einen Ellenbogen in meiner Seite.
„Aua! Was soll das?“ fragte ich Tobias empört.
„Du starrst“ gab er grinsend zurück und ich spürte sofort wieder, wie ich rot wurde. Verlegen lachte ich und guckte Corbyn an, um nachzusehen, ob er es mitbekommen hatte. „Jap hat er...“ Ich senkte meinen Blick schnell wieder, weil er auf mich zu kam. Ich begann etwas zu schwitzen, aber das war ja auch kein Wunder. Er war mindestens so heiß wie die Sonne und liebenswerter als ein Teddybär. Nun stand er einen halben Meter vor mir und legte eine Hand auf meine Wange.
„Warum hast du mich nicht angerufen? Ich hätte dir sofort geholfen“ fragte er mich und streichelte mir über die Wange, während er ein kleines Stück näher kam. Es stimmte, ich hätte ihn anrufen können, doch ich war zu fertig und außerdem wollte ich ihn nicht mit meinen Problemen belasten.
„Ich...“ Hatte keinen Plan was ich sagen sollte. „... hätte das schon irgendwie allein geschafft“ sagte ich nach einer kleinen Denkpause.
Er kam noch etwas näher und begann eine meiner Haarsträhnen um seinen Finger zu wickeln. Ich konnte kaum noch atmen und mein Blick lag nun zwangsläufig auf seinem Gesicht, da ich verhindern wollte, auf seinen Oberkörper zu starren.
„Du bist aber nicht alleine.“ flüsterte er und legte seine andere Hand auf meine Taille, wobei er mich an sich heranzog. Ich hätte ewig so stehen bleiben können. Ich fühlte mich einfach so sicher und beschützt im seinen Armen.
„Bitte jetzt nicht küssen dann kotze ich, denn ihr seit auch nicht alleine“ unterbrach uns mein kleiner nerviger Bruder. Nun war es mir irgendwie unangenehm, dass ich ihm so nahe gekommen war und ging ruckartig einige Schritte zurück.

Fridas Bein hatte ich gerade stabilisiert und Corbyn hatte mir versprochen, dass wir morgen zum Arzt fahren würden. Davon hatte sie aber nichts mehr mitbekommen, weil sie schon schlief und auch Tobi war bereits eingeschlafen.
Nun hatte ich ein bisschen Zeit mit Corbyn, aber ich sollte mir besser nicht zu viel erhoffen.
„Maike du bist echt eine starke Frau.“ brach Corbyn die Stille. Das war das erste Mal, dass ich Frau genannt wurde, was sich schon komisch anhörte, aber ich ging nicht darauf ein.
„Du hast mir aber auch geholfen“ antwortete ich Corbyn, der nun endlich ein Shirt angezogen hatte und auf einem Stuhl saß. Es war der einzige Stuhl im ganzen Zimmer und es gab auch nur einen kleineren wackeligen Holztisch. Ich fühlte mich gleich etwas mehr zu Hause.
„Komm her“ forderte er und klopfte auf seine Beine, um mir zu zeigen, dass ich mich auf seinen Schoß setzen sollte. Ich ging zu ihm, zwar etwas zögerlich aber ich freute mich auch, da ich mir gerade mit ihm ein Zimmer teilen konnte. „Ohh man ich verliebe mich gerade in ihn...“ zweifelte ich, setzte mich jedoch trotzdem auf seinen Schoß.
Er umarmte mich von hinten und legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab. Ich war erst etwas überrascht, dass er so... interessiert an mir war. Doch dann lehnte ich meinen Kopf gehen seinen.
„Danke Corbyn.“ flüsterte ich zufrieden und ich wusste selber nicht genau, was ich damit meinte. Sicher die ganze Situation allgemein und dass er mir darin wirklich sehr half. Es war einfach schön von irgendjemandem in die Arme geschlossen zu werden und sich absolut sicher fühlen zu können. Das erinnerte mich an meinen Vater.
„Ich muss mich bei dir bedanken, dass ich dich kennenlernen durfte.“ sagte er und zuckte dann hoch, als hätte er sich vor seinen eigenen Worten erschrocken. Ich stand auf und fing an zu lachen. Es war so süß wie er so verdattert auf dem Stuhl saß. Außer den T-Shirt hatte er übrigens immer noch nur die Boxershorts an. Trotzdem tat es gut wieder zu lachen, doch ich merkte sobald ich aufgehört hatte zu lachen, dass mich der ganze Tag sehr mitgenommen hatte, denn ich klappte fast zusammen vor Müdigkeit.
„Ich gehe schlafen ja?“ teilte ich ihm müde mit und drehte mich in die Richtung meines Bettes.
„Da ist sicherlich nicht mehr so viel Platz, da liegen ja schon zwei Personen drin. Du musst also bei mir schlafen.“ sagte er grinsend.

Ich zog mir im Bad schnell ein paar bequeme Sachen an, in denen ich schlafen konnte und legte mich dann zu Corbyn ins Bett.
Er hob die Decke hoch und legte sie auch über mich. Noch in der gleichen Handbewegung zog er mich näher an sich heran und unsere Gesichter trennten nur noch ein paar Zentimeter. Meine Hände lagen an seinem starken Oberkörper und die Hand von ihm, die mich gerade eben noch mit Leichtigkeit an sich herangezogen hatte strich mir nun über die Wange. Der Moment war magisch. Ich liebte diesen Jungen verdammt nochmal. Der einzige der noch mit uns kuschelte war ein kleiner weißer Teddy.

Wir sahen uns gegenseitig in die Augen und das einzige Licht, was durch das Fenster kam, war das des Mondes. Die Betten waren so platziert, dass man genau aus dem Fenster sehen konnte. Ich drehte mich dann um, damit ich durch das Fenster die Sterne beobachten konnte.
Dann stellte mir Corbyn eine Frage.
„Wann ist dein Geburtstag?“
Ich wusste, dass er es nur fragte, um zu einem anderen Thema überzuleiten, doch ich antwortete ihm brav. „Am 25.11. und deiner?“
Er guckte mich verdutzt an. „Meiner ist auch am 25.11.“ sagte er erfreut.
„Ja das ist gar nicht mal so selten. Immerhin haben rein mathematisch gesehen rund 20.000 Menschen jeden Tag Geburtstag.“ sagte ich und bereute jetzt schon, dass ich seine Freude zerstört hatte.
„Tut mir leid“ sagte ich schnell. Er allerdings war bei einem ganz anderen Thema.
„Ich habe heute gemerkt, dass du dich sehr für das Weltall interessierst. Hast du auch einen Lieblingsstern?“ Er strich gerade eine Haarsträhne hinter mein Ohr als er das sagte.
Ich nickte. „Ja aber es ist kein Stern sondern ein Planet. Sein Name ist Kepler452b und er ist ein...“ Er unterbrach mich, obwohl ich gerade anfangen wollte zu erzählen.
„Echt cooler Planet, weil er seinen Stern in einer habitablen Zone umkreist!“ rief er wirklich fröhlich und drehte sich so, dass er nun fast auf mir lag. Das bemerkte ich allerdings nicht, da ich zu sehr damit beschäftigt war mit ihm über die Eigenschaften des Planeten zu reden.
„Ja was bedeutet er ist erdähnlich oder ihr sogar identisch. Er ist zwar 1000 Lichtjahre entfernt, aber trotzdem gleicht er un...“ Erst jetzt bemerkte ich, dass er sich über mich gebeugt hatte. Er strahlte wie ein Honigkuchenpferd und nickte mir zustimmend zu. Dann waren wir beide still und sahen uns wieder nur an. Dabei wanderte sein Blick immer zwischen meinen Augen und meinem Mund hin und her. Als ich dann seinen Mund kurz ansah kam er etwas näher an mich heran und ich konnte seinen Atem schon spüren.
„Ich bin immer für dich da, wenn du mich brauchst.“ flüsterte er dann und bewegte seinen Kopf wieder ein Stück weg. Ich seufzte enttäuscht. Dann hatte ich schon Mal die Möglichkeit dazu, ihn zu küssen und traute mich nicht.
Ich kuschelte mich an ihn ran und schlief kurze Zeit später ein...

Corbyn Besson FF | DoppelgängerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt