Corbyns Sicht
Aufregung stieg in mir hoch, aber auch Freude, dass sie sich so sehr wünschte, dass ich ein Teil der Familie werde.
„Ach was sage ich hier überhaupt?! Teil der Familie pff was ein Müll! Corbyn krieg dich wieder ein." Ich war wütend auf mich, obwohl ich nicht wusste warum. Ich wurde total panisch, weil ich einfach nicht wusste, was ich empfinden sollte. Ich war ziemlich glücklich über das, was sie gesagt hatte, aber Maike und ich waren nicht Mal gute Freunde. Ich will es nicht zu schnell angehen lassen. Nicht nochmal.
„Alles gut Corbyn?" fragte Maike mich wieder.
„Maike?!" Überrascht sah ich sie an, dann überglücklich und dann wieder unsicher.
„Frida, Corbyn ist dein Freund okay?" sagte sie komischer Weise etwas genervt.
Ich ging ihnen etwas enttäuscht hinterher ins Haus. Die anderen Jungs waren alle schon fleißig am Werkeln, Jack tanzte mit dem Besen und Jonah räumte zusammen mit Daniel gerade den Tisch frei.
„Sag Mal Frida ihr habt ja gar nichts gemacht." begann Maike zu meckern.
Frida senkte traurig den Blick.
„Doch wir haben unser Zimmer aufgeräumt." murmelte sie.
Maike hockte sich neben sie und streichelte ihr über den Kopf.
„Ist ja schon gut, aber ich meinte, ihr sollt hier unten aufräumen." meckerte sie weiter. Maike lief aufgeregt die Treppe hoch. Sie kontrollierte das Zimmer genau.
„Tobi!" schrie sie, als sie den Klamottenhaufen neben der Wäschebox entdeckte und ich hatte fast schon Angst, dass das Haus zusammenbrechen würde unter der Lautstärke ihrer Stimme.
Ich stand noch unten vor der Treppe, weil ich sie nicht nerven wollte. Ich sah sie zwar, aber eben nur durch einen kleinen Schlitz zwischen der Wand in der oberen Etage und dem Treppengeländer.
Gerade als ich meinen Kopf aus dieser Position zurückziehen wollte, rannte Tobias an mir vorbei. Ich hatte mich gerade umgedreht, da war er schon weg.
„Ich komme ja alter! Was willst du schon wieder man!" schrie er zurück. Das war das typische Verhalten eines 12 jährigen Jungen. Immer wenn ich meinem kleinen Bruder etwas aufgetragen habe, was er zu tun hatte, schrie er genauso rum und dann stritten wir meistens. Manchmal prügelten wir uns auch um die Fernbedienung oder die letzten paar Gummibärchen in der Tüte.
„Räum das in die Wäschebox und dann sorg dafür, dass der Esstisch frei wird!" befahl sie ihm. „Ich putze mit Frida das Haus. Wer hat eigentlich diese Typen ins Haus gelassen?!" hackte sie weiter auf ihm herum. Ich ahnte nichts Gutes und als ich die anderen Jungs so anschaute, wirkten sie auch nicht gerade begeistert auf mich.
„Man sie schreit immer nur rum. Ich habe eine Kack Schwester!" fluchte Frida plötzlich. Jonah und ich tauschten schockierte Blicke aus, aber Jack hielt sich die Hand vor den Mund, um nicht zu lachen. Zach spielte allerdings immer noch im Garten Fußball und bekam nichts von der kleinen Meinungsverschiedenheit zwischen Tobias und Maike mit.
„Frida?" begann Jonah vorsichtig, nachdem er Jack mit dem Ellenbogen in die Seite gestoßen hatte, was ihn dazu brachte fast an seiner Lache zu ersticken.
„Sowas darfst du nicht über deine Schwester sagen. Das ist nicht lieb." fuhr er fort. Sie rannte, nachdem er das gesagt hatte, zur Couch und schmiss sich wütend auf sie drauf. Dann strampelte sie mit ihren Armen und Beinen und trommelte somit auf eben dieser Couch, sowie dem Boden herum.
Maike kam gerade gestresst die Treppe hinunter, als ich auf Frida zugehen wollte.
„Lass Mal die schlägt dich sonst. Manchmal beißt sie auch, wenn sie so ist." sagte sie augenrollend. Ich hob abwehrend meine Hände und trat wieder einige Schritte zurück.
„Jaaa genauuu!" schrie Frida weinend. „Ich bin wieder scheiße ne?!" blökte sie, setzte sich vor die Couch, lehnte sich an dieser an und verschränkte die Arme.
Maike ging etwas zu aggressiv auf sie zu. Ich wusste nicht ganz, ob das so gut war, wenn ich sie zu ihr ließ. Ohne es böse zu meinen, aber sie wurde immerhin auch von ihrer Mutter geschlagen. Sie hatte zwar versucht diesen lilanen Fleck zu verstecken, aber jeder hatte ihn gesehen. Ich hatte einfach in den Moment Angst um Frida, mehr hatte ich mir dabei nicht gedacht, als ich mich Maike in den Weg stellte.
Sie stieß gegen mich und versuchte anfangs noch mürrisch totternd an mir vorbei zu kommen, doch ich stellte mich ihr immer wieder in den Weg. Dann packte ich sie an ihren Unterarmen, hielt ihre Hände fest und stoppte sie dadurch. Sie befreite sich natürlich, aber blieb nun stehen.
„Was soll das?!" brüllte sie mir direkt ins Gesicht. Dabei gestikulierte sie stark und warf ihren Arm an mir vorbei, um auf Frida, die sich nun an die Couch gekauert hatte, zu zeigen.
„Erst schläfst du mit dieser elendigen Schlampe," sie stieß mir mit voller Wucht gegen die Brust, sodass ich ein paar Schritte nach hinten taumelte. „dann kommt meine bescheuerte Mutter im den Knast! Und..." fuhr sie fort bis sie Luft holte, aber nur, um dann weiter zu schreien. „ich habe Schuld daran, dass mein Vater tot ist! Willst du noch mehr bemitleidenswerte Ereignisse aus meinem erbärmlichen Leben hören oder..." sie schluchzte, weil sie nun kurz davor war zu weinen. „...oder reicht dir das?" sagte sie diesmal ganz leise, kaum hörbar und ließ sich daraufhin zu Boden sinken.
Keiner sagte etwas. Mein Blick ging erst zu Jonah, der überfordert zwischen mir und der auf dem Boden knienden Maike hin und her blickte und dann zu Daniel, der langsam auf sie zuging. Jack hatte sich inzwischen zu der mittlerweile weinenden Frida auf die Couch gesetzt und streichelte ihre Haare, während sie auf seinem Schoß lag. „Er würde bestimmt auch einen guten Vater abgeben." dachte ich so bei mir.
Tobias stand schockiert auf der Treppe und Zach in der offenen Schiebetür, die zum Garten, in dem er bis vor wenigen Sekunden noch fröhlich mit dem Fußball gespielt hatte, führte.
Ich vernahm nicht Mal das Geräusch, wie jemand atmete. Das Einzige, was zu hören war, war das Schluchzen der beiden Mädchen und von Tobias, der sich gerade auf die Treppe setzte.Maikes Sicht
Ich wollte Tobi nicht anschreien und auch Frida nicht verängstigten, aber ich wollte doch nur, dass einmal in meinem Leben, alles perfekt sein konnte.
Aber nein. Es war mir nicht gegönnt. Plötzlich tauchten nämlich dieses Arschloch, seine Freunde und Daniel auf.
Ich fragte mich, ob sie es waren, die da gesungen haben. Immerhin hatte Leslie behauptet, Corbyn sei Teil einer Boyband. Diese wäre eben dazu in der Lage, so wunderschöne Harmonien zu singen. Am meisten gefiel mir diese engelsgleiche Stimme, die, wie ein Tautropfen auf einem Blatt glänzte. Trotzdem fragte ich mich, wer von ihnen die Gitarre gespielt hatte, denn ich fühlte mich so gut und geboren, in seiner Begleitung.Eigentlich gefiel es mir nicht, dass Corbyn such einfach selber eingeladen hatte, aber als ich ihn dann sah, wie er sich so süß um Frida kümmerte, musste ich sogar kurz lächeln, glaube ich.
Als ich dann das Haus betrat und feststellte, dass alles so war, wie ich es verlassen hatte, abgesehen davon, dass der Testosteron-Gehalt etwas gestiegen war, fuhr ich beinahe aus der Haut. Tobias war doch wohl in der Lage dazu, den Tisch abzuräumen, den Boden zu fegen oder die Couch ein bisschen herzurichten. Frida könnte ihm auch bei den meisten Tätigkeiten helfen, da war ich sicher.
Seine Ausrede war, dass sie ihr Zimmer oben aufgeräumt hatten, was auch soweit stimmte, aber dann verstand ich nicht, warum er nicht gleich die dreckige Wäsche in die Wäschebox geworfen hatte. Ich wurde nervös, weil ich auch nicht wusste, wann meine Mutter hier zu Hause auftauchen würde. Deshalb zitierte ich ihn zu mir hoch und verlangte, dass er das sofort aufräumte, daraufhin schlenderte ich dann geschafft die Treppenstufen hinunter. Ich freute mich natürlich sehr, als ich sah, dass Frida wieder einen Flipper hatte. Ironie.
Ich warnte Corbyn vor ihr, der sich gerade den Teufel höchstpersönlich annehmen wollte, aber er wollte sich davon ja nicht abhalten lassen. Also musste ich ja eingreifen, aber dann fuhr er herum und stellte sich mir in den Weg.
Ich wollte ihn am liebsten direkt in die Fresse schlagen, aber ich wollte sein wunderschönes Gesicht nicht verstellen. Was dachte ich da bitte? Er hatte sich nicht in meine Erziehung einzumischen. Ich sollte ihm eine knallen. Warum tat ich das nicht einfach?
Von Wut auf mich selbst und purer Verzweiflung, gemischt mit Trauer darüber, was in den letzten Tagen passiert oder in mir hochgekommen war, ließ ich mich treiben. Meine Fassade brach von dem einen auf den anderen Weg zusammen und ich verlor die Kontrolle. Erst warf ich Corbyn alles an den Kopf, dann merkte ich, dass es mir ganz gut tat und schrie einfach weiter rum und dann dachte ich wieder an meinen Vater. Genau deswegen hatte ich ihn umgebracht. Ich hatte mich einfach nicht unter Kontrolle. Doch diesmal würde ich es schaffen. Ich hätte zwar noch die nächsten drei Tage durchbrüllen können, aber ich zwang mich meine Stimme zu dämpfen. Daraufhin geschah mit den vielen Gefühlen in mir genau das, was mit einem Wasserschlauch passiert, wenn man sich draufstellt. Es staute sich alles an und dann verlor der vordere Teil komplett seine Energie und sank zusammen. Genau das passierte mit mir.
Erst jetzt hörte ich das Schluchzen von Frida. Generell hatte ich gar nichts von dem mitbekommen, was ich gesagt oder getan hatte. Ich fühlte mich gerade einfach nur schlecht und wollte, dass all das hier ein Ende hat. Ich wollte einfach nur zu meinem Vater. Ich vermisste ihn zu sehr. Ich wollte ihn wieder in die Arme schließen und seine Nähe spüren, egal wie sehr er nach Alkohol oder Drogen stinken würde. Ich will ihn nur noch einmal Lächeln sehen, so wie an jenem Tag, als dieses verschwand.
„Ich will ihn nur noch einmal lächeln sehen." flüsterte ich weinend, wonach meine Tränen wieder aus mir herausflossen, wie damals, als ich auf seinem Bett saß und sah, dass dieses Lächeln aus seinem Gesicht verschwunden war. Unwiederbringlich verschwunden.
„Einmal nur..." schniefte ich und wischte an irgendwas meine Nase ab und trocknete meine Augen.-----------------------------------
Helau Leudis 🤗
Ich muss schon sagen, dass dieses ein sehr schönes Kapitel für einen entspannten 3. Advent ist, aber ich glaube es ist Mal nötig gewesen, dass die ganze Last von Maike abfällt. Was meint ihr?
Achso und nur ein kleiner Tipp für die nächsten Kapitel. Behaltet Mal Mr. Jones im Auge und kontrolliert, wenn ich wollt, nochmal genau, wer er ist. Falls euch etwas auffällt, dann schreibt es in die Kommis.😉
Man liest sich.
~Danisa🎁🦌🎅
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Corbyn Besson FF | Doppelgänger
Hayran KurguIch, Maike Rudolph, aka Fettnäpfchenqueen, die von allen gemobbt wird, weil ihr Vater tot ist und ihre Mutter alkoholabhängig, gehe heute endlich auf eine neue Schule und beginne ein neues Leben. Doch natürlich verkackte ich es schon am ersten Tag...