Kapitel 7 - die schönste Entschuldigung

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Ich hatte eine Woche lang nichts mehr von Julian gehört und innerlich schon völlig mit der Sache abgeschlossen. Doch anscheinend war mein Leben noch ganz und gar nicht mit diesem Kapital fertig und so kam ich Mittwochs Nachmittags aus der Schule und sah Julian an seinem Wagen gelehnt vor dem Gebäude stehen. Ich merkte erst jetzt wie sehr es mich gestört hatte ihn einfach so bei sich sitzen gelassen zu haben ohne zu versuchen die Dinge zu klären. Ich hatte einfach das Gefühl gehabt als ob unsere Geschichte noch nicht zu Ende erzählt wurde und anscheinend sollte ich Recht behalten. Mit jedem Schritt den ich auf ihn zuging fühlte ich mich besser und ich wusste nicht was ich von der Tatsache halten sollte, dass er so eine Wirkung auf mich hatte. Es machte mich glücklich aber jagte mir gleichzeitig Angst ein. Er trug den gleichen Kapuzenpullover wie bei unseren ersten treffen, allerdings ohne Milchshakeflecken, und hatte auch jetzt wieder eine Sonnenbrille auf die er abnahm als ich vor ihm stand. "Hallo" sagte ich etwas zurückhaltend und schenkte ihm ein kleines lächeln. Schließlich hatte ich keine Ahnung was der Stand der Dinge zwischen uns war nach der Sache mit seinem Vater. "Ich muss unbedingt mit dir reden" platzte es aus ihm heraus und er sah unglaublich erleichtert aus als er es ausgesprochen hatte. "Okey aber nicht hier. Wir können zu mir. Es ist niemand zu Hause" Ich wusste ziemlich sicher, dass mein Vater arbeiten war und meine Mutter heute morgen nach Berlin gefahren war um meiner Oma bei etwas zu helfen. Sie würde also erst sehr spät nach Hause kommen schätzte ich. "Gerne" er lächelte und hielt mir die Tür seines Wagens auf. Ich bedankte mich und stieg ein. Er setzte sich auf den Rücksitz und griff nach hinten auf die Rückbank. Plötzlich legte er mir einen riesigen Blumenstrauß aus gelben Margeriten auf den Schoß. "Die sind für dich..." sagte er leise und fuhr los. Ich war zuerst völlig perplex. Dann nahm ich den Blumenstrauß in die Hand. Er war wirklich schön allerdings wusste ich nicht so richtig wofür ich den nun verdient hatte. "Julian wofür..." wollte ich gerade ansetzen als er mich unterbrach "Erklär ich dir gleich" sagte er sanft und ich entschied mich es für den Moment dabei zu belassen.

Bei mir angekommen setzten wir uns im Wohnzimmer auf die Couch. Es war schließlich eh niemand zu Hause und mein Zimmer war einfach total unaufgeräumt. Ich hatte mich die letzten Tage versucht mit der Anbringung meiner Fotowand abzulenken was dazu geführt hatte das mein Zimmer nun aussah als wäre ein Papierschredder explodiert und der gesamte Inhalt hätte sich in meinem Zimmer verteilt. 

"Möchtest du was trinken?" versuchte ich eine gute Gastgeberin zu sein auch wenn ich vor Neugier darüber was er mir sagen wollte fast platzte. "Ich möchte ehrlich gesagt erstmal mit dir reden..." Ich nickte nur und war auf eine Art und Weise froh über die Antwort. "Hör zu Anna ich bin ein Idiot und zwar ein verdammt Großer. Ich hätte dir einfach glauben sollen als du mir die Sachen über meinen Vater erzählt hast, weil du mit allem was du gesagt hast Recht hattest aber ich habe dir nicht geglaubt und das tut mir so wahnsinnig leid. Ich hoffe du verzeihst mir das nochmal..." er sah wirklich sehr geknickt aus und ich hatte irgendwie das Bedürfnis ihn in den Arm zu nehmen. "Hey..." sagte ich leise und legte eine Hand auf seine Schulter. Er überraschte mich in dem er seine darauf legte. "Du musst dich nicht entschuldigen. Du standest zwischen mir und deinem Vater. Es hätte jeder so gehandelt. Ich hab vielleicht auch überreagiert" Er schüttelte den Kopf und sah mich an. "Hast du nicht. Mein Vater ist ein Arsch und ich verspreche dir er wird so etwas nie wieder zu dir sagen" Ich fand das dies der falsche Moment war um zu fragen woher seine Sinneswandlung auf einmal kam und beschloss dass er es mir sagen würde wenn er wollte. Für jetzt würde ich einfach akzeptieren dass er mir glaubte. "Mehr will ich doch gar nicht" antwortete ich ihm scherzhaft und nahm meine Hand von seiner Schulter. Doch er griff direkt wieder danach und verschränkte seine Finger mit meinen. Ich zuckte etwas zusammen da ich mit dieser Reaktion seinerseits nicht gerechnet, hatte hielt seine Hand dann aber ebenfalls fest. "Ich aber..." fing er an und ich sah ich etwas verdutzt an. "Ich will mehr. Mehr mit dir. Ich will mehr mit dir unternehmen, ohne irgendwelche bescheuerten Missverständnisse, ich will dich kennen lernen und zwar ohne Geheimnisse darüber dass ich Profifußballer bin und vor allem will ich dich nicht verlieren bevor ich überhaupt die Chance hatte dich richtig zu kennen. Du bist das erste Mädchen seit langer Zeit die mir wirklich etwas bedeutet und ich mache mich hier vielleicht gerade zum Vollidioten, weil ich dir das nach zwei mehr oder weniger erfolgreichen Dates erzähle aber ich hoffe einfach dass du mir glaubst" Ich sah ihn einige Sekunden nur an um zu verarbeiten was er da gerade gesagt hatte und stellte fest das keine Antwort der Welt jetzt ausdrücken könnten was ich bei seinen Worten gefühlt hatte. Ich rückte also nur ein Stück an ihn ran und sagte leise "Ich glaube dir" 

Du & Ich - Ein Leben lang | FF Julian DraxlerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt