Kapitel 21

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Song: Chlorine - Twenty One Pilots

Toni hatte gar nicht geschlafen, oder fast nicht. Inzwischen war es mitten in der Nacht. Toni konnte kaum noch ihre Auge offen halten.
"Charly? Ich bin so müde!"
Ihre Betonung machte mir klar, dass sie es ernst meinte.
"Ich kann und will jetzt nicht schon wieder schlafen, aber du kannst wenn du willst." gab ich ihr als Antwort. Toni schloss ihre Augen und schlief sofort ein.

Ich hatte angst wieder schlafen zu gehen. Ich wollte keine weiteren Albträume erleiden müssen.
Ich würde alles gerne hinter mir lassen, aber wenn es so einfach wäre...
Jedes Mal wenn ich aufstand, fühlte sich kurz alles gut und richtig an. Wenn ich dann allerdings richtig wach wurde, fiel mir alles wieder ein.

Mir blieb im Moment nichts Anderes übrig, als den Fernseher einzuschalten.
Ich schaltete alle möglichen Programme durch und stieß dann irgendwann auf eine Dokumentation über Drogen.
Irgendwie hatte mich dieses Thema schon immer interessiert, auch wenn ich es überhaupt nicht nachvollziehen konnte, das Menschen freiwillig alle Risiken in kauf nahmen, nur um ein paar Stunden 'high' zu sein.
Es wurden gerade mehrere Leute interviewed, als ein Mann im Anzug sprach: "Anxiolytika bzw. Angstlöser sind Drogen, die Angstgefühle abschwächen bis völlig auflösen."
Ich versuchte nicht mehr viel nachzudenken, versank dann allerdings wieder tief in meinen Gedanken. Der Dokumentation schenkte ich nun keinen Funken Aufmerksamkeit mehr.
Wie schon so oft, bildeten sich hunderte Fragen in meinem Kopf.
Wie ging es Grace gerade? Toni und ich waren solche Monster, wir hätten nochmal zurück gehen müssen.
Definitiv! Auch wenn wir uns damit selbst in Gefahr gebracht hätten.

Wussten Ashs Eltern eigentlich bescheid? Wahrscheinlich nicht. Woher sollen sie es auch wissen?
Es tat mir so leid.
Sie hatten das nicht verdient.
Sie sind echt gute Menschen.
Es musste schrecklich für sie sein, ihre Tochter zu vermissen, ohne zu wissen wann sie wieder kam, oder ob sie überhaut wiederkam....

Irgendwann konnte ich mich nicht mehr wach halten und schlief dann doch ein und konnte zum Glück auch ohne Alptraum durch schlafen.
Toni ebenso.
Als ich wieder aufwachte, schaute ich auf die Uhr und bemerkte, dass es bereits 15 Uhr war.
Ich stand auf und streckte mich.
Es tat gut, endlich mal wieder in einem bequemen und außerdem auch warmen Bett aufzuwachen.
Toni hatte ihre Augen noch geschlossen.
Die Decke bedeckte Toni nur zur Hälfte und ihre Haare waren überall in ihrem Gesicht und auf dem Bett verteilt.
Ich hatte gar nicht bemerkt, das ich Toni nun schon mehrere Minuten beobachte hatte.
Zum Glück bemerkte sie dies nicht...

Ich lief in das Badezimmer und wusch mein Gesicht mit kaltem Wasser ab.
"Guten Morgen." hörte ich Toni sagen, als sie sich an den Türrahmen des Badezimmers lehnte. Sie lächelte.
"Morgen." sagte ich mit einem etwas dezenteren Lächeln.
"Gut geschlafen?"
"Ziemlich gut sogar, ich hatte zum Glück keine Albtraum mehr.
Was ist mit dir?" Ich strich mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr.
Toni konnte mir nur zustimmen.
Sie stellte sich nun direkt vor mich und schaute mich etwas besorgter an.
"Wie geht's dir, Char?" Ich setzte ein gespieltes Lächeln auf und antwortete: "Gut, und dir?"
Ich trocknete mein Gesicht mit einem Handtuch ab, vermied Augenkontakt und drengelte mich an Toni vorbei. Sie hielt meine Hand fest und drehte mich zu ihr um.
"Und jetzt sag mir nochmal die Wahrheit."
Ich schaute nichtssagend auf den Boden, um zu vermeiden, dass Toni die Tränen sah, die gerade in meine Augen schossen.
Toni legte ihre linke Hand auf meine Wange und hob somit meine Kopf an. Ich sah ihr nun direkt in die Augen. "Charly. Die Wahrheit!" Ich wischte mir schnell eine Träne weg.
"Na gut. Mir geht es beschissen."
Toni strich über meine Wange.
"Wie kommst du nur mit all dem so gut klar, Toni?" Weitere Tränen liefen mir über die Wangen und Toni strich diese weg.
"Ich versuche einfach alles hinter mir zu lassen. Ich denke nicht mehr über die Vergangenheit nach und versuche mich lieber auf das hier und jetzt zu konzentrieren.... vielleicht solltest du das auch mal probieren..."
"Dein ernst? Wie soll ich bitte vergessen, dass meine feste und außerdem auch beste Freundin weg ist, und nie wieder kommt?
Wie soll ich vergessen, dass wir wochenlang gefoltert wurden,
wenn mich all die Narben an meinem Körper immer wieder darin errinern?"
Toni ging einen Schritt weiter auf mich zu und küsste mich.
Ich löste mich nach ein paar Sekunden direkt wieder von ihr und schaute sie geschockt an.
"I-ich muss mal an die frische Luft."
"Oh.. e-es tut mir leid Charly!" rief mir Toni noch hinter her.
Dachte sie wirklich, dass ich jetzt in Stimmung wäre sie zu küssen?
Ich hatte ihr gerade von meiner toten Freundin erzählt und dann... naja wie auch immer.
Ich lief die unzähligen Treppen runter und verließ das Gebäude.

× Fucked up prayers × Toni TopazWo Geschichten leben. Entdecke jetzt