Kapitel 41

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Song : hostage - Billie Eilish

Als alle einen Platz gefunden hatten,
erschien ein Pfarrer und stellte sich zu einem Podest mit einem kleinen eingebauten Mikrofon.
Wie es wohl sein musste, solche Beerdigungen Tag für Tag durchzuführen, so wie dieser Pfarrer? Jeden Tag verzweifelte und tief traurige Menschen zu sehen und ihre Geliebten zu vergraben?
Naja jedenfalls wäre das kein Job für mich.

"Wir haben uns heute alle hier versammelt, um Lebewohl zu sagen.
Wir sagen heute Lebewohl zu der 19-jährigen Ashley Walker."
sprach er und machte eine kleine Pause.
Als er ihren Namen 'Ashley Walker' ausprach, und ich mir währenddessen ihr Bild ansah, konnte ich meine Tränen nicht mehr zurück halten. Toni bemerkte dies und legte nun auch ihre andere Hand auf meine. Es fühlte sich wirklich gut an einen solchen Halt von ihr zu bekommen.

Ich sah mich um und sah überall Leute Tränen verdrücken, die Einen mehr und die Anderen weniger.
Am Schlimmsten war es bei Ashs Eltern, was natürlich auch verständlich war, immerhin hatten sie Ash jeden Tag ihres Lebens, 19 Jahre lang gesehen und mit jedem Tag ein bisschen besser kennengelernt.

Als der Pfarrer fertig gesprochen hatte, riss ich mich kurz zusammen und machte mich dann bereit für meine Rede. Ashs Eltern baten mich außerdem auch eine kleine Rede für sie vorzulesen. Die beiden standen so unter Tränen, dass es ihnen nicht mehr möglich war noch etwas verständlich vorzulesen.
Also wischte ich mir noch einmal die Tränen weg, vermied Augenkontak zu Ashs Bild, damit ich nicht direkt wieder in Tränen auszubrechen würde und lief zu dem Podest an dem sich gerade noch der Pfarrer befand.

"H-Hey alle miteinander. Ich bin Charly, ich weiß nicht genau ob ihr mich kennt aber ich bin- ... war,
Ashs Freundin. Ich wollte für Ash noch ein paar Worte sagen die mir schon lange auf dem Herzen lagen."
Bei dem Wort 'war' kam der Klos in meinem Hals wieder zurück und wieder versuchte ich ihn runter zu schlucken.
"Und außerdem wollte ich euch noch wissen lassen, wie genau... 'die Sache' passierte. Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll... Eigentlich kannte ich Ash noch nicht lange aber trotzdem hat mich diese Sache so sehr verletzt, als hätte ich sie schon mein ganzes Leben lang gekannt und sie mich.
Mir ist es sehr wichtig, dass die folgenden Worte von mir kommen, allein von mir und nicht von irgendeiner Trauerkarte oder so etwas in der Art. Deswegen habe ich mir auch nichts aufgeschrieben.
Das kommt oft so gestellt rüber und das ist das letzte was ich will."
Ich machte eine kurze Pause um Luft zu holen.
"Wie ihr vielleicht in den Nachrichten gehört habt, wurde ich wochenlang eingesperrt und gefoltert.
Ich habe Ash um hilfe gebeten und diese habe ich auch bekommen.
Ash kam mir zu hilfe und versuchte mich zu retten. Zuerst scheiterte sie, aber dann hatte sie Erfolg.
Naja mehr oder weniger 'Erfolg' aber ihr wisst schon was ich meine.
Jedenfalls dachte ich, wir hätten es geschafft. Wir wären frei gewesen und hätten endlich wieder zusammen sein können."
Wieder machte ich eine kurze Pause, dieses Mal aber um mich zu beruhigen. "Die Person von der ich gefoltert wurde hat... sie hat..
..sie hat dann auf Ash geschossen.."
Zu ende des Satzes, wurde ich immer leiser und emotionaler.
Mir strömten die Tränen aus den Augen über meine Wangen aber ich lies mich trotzdem nicht rausbringen und erzählte weiter.

"Ich hielt sie also in meinen Armen und musste dabei zusehen wie sie ihren letzten Atemzug nahm.
Ich habe versucht nach Hilfe zu rufen aber nichts war erfolgreich.
Ich entschuldigte mich bei ihr, weil ich sie in die ganze Sache mit reingezogen hatte, aber sie meinte es gäbe nichts wofür ich mich entschuldigen müsste."
Ich sah immer wieder zu Ashs Eltern die verweifelt meiner Geschichte zuhörten und Toni der inzwischen auch ein paar Tränen entwischt waren.
"Ich hoffe das Schwester Frances, also die Frau die den Schuss abgefeuert hatte, jetzt in der Hölle schmorrt und Ash glücklich bei all ihren verstorbenen Verwandten und Freunden ist. Ihr Tod hat mich in ein tiefes schwarzes Loch geworfen, aus dem ich immer noch nicht raus kommen konnte. Ash würde nicht wollten, dass wir uns hier die Seele aus dem Leib heulen also muss ich, sowie ihr auch versuchen dem Loch zu entkommen. Wir können dem tiefen Loch entkommen... mit Ashs Hilfe. Ich weiß noch nicht genau wie, aber wir können es schaffen." 

Alle waren sichtlich beeindruckt.. naja eher geschockt von meiner Rede.
Ich musste all das los werden um Frieden zu finden.

Um los zu lassen.

× Fucked up prayers × Toni TopazWo Geschichten leben. Entdecke jetzt