33. Kapitel

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"Und das hier ist Alexa. Sie hat sich in der kurzen Zeit sehr gut bei uns eingelebt. Alexa, wir haben für diese Woche einen Praktikanten bekommen. Er wird sich ein bisschen um dich kümmern", hörte ich Dr. Meroth hohe Stimme.

"Wieso ist sie hier?"

Meine Augen blinzelten nach langer Zeit mal wieder, als ich seine Stimme hörte.

Diese ganz besondere Stimme.

Was machte er hier?

Als sie ihm alles von mir erzählt hatte, fragte er:"Wenn sie solche Ausraster hat, warum ist sie dann so ruhig?"
"Ich denke, wir haben gute Arbeit geleistet."

Oder sie brachen einem den eigenen Willen. Lustig, wie sie es beschrieb.

Immer noch saß ich auf einem Rollstuhl, mit den Rücken zu den beiden. Doch es war nicht mein Rollstuhl. Er war nicht so besonders, wie meiner. Das machte mich traurig.

"Wenn du willst, kannst du Alexa zur Gruppensitzung fahren."
"Kann sie nicht selber gehen?", fragte Alec.

"Nein, sie will nicht laufen. Also schieb' sie doch bitte. Sollte etwas sein, ruf' einfach nach jemanden, es sind genug Leute unterwegs, es kann nichts passieren und den Weg zum Therapieraum habe ich dir ja vorhin schon gezeigt."

"Ja, kein Problem."
Alec schob mich zurück und fuhr mich aus meinem Zimmer.
Als wir alleine waren, fragte er:"Wieso willst du nicht laufen? Und was sind das für Kratzspuren an deinen Unterarmen?"

Den einzigen Schmerz den ich noch ausdrücken konnte. Ich hatte keine Kraft mehr zu reden. Als hätte hier jemand meine ganze Seele aus mir heraus gezogen. Ich war froh etwas meine Arme bewegen zu können und jedesmal, wenn ich mich unwohl fühlte, drückte ich mir meine Fingernägel in den Unterarm, bis es anfing zu bluten.

Kurz vor dem Therapieraum, stoppte Alec und kniete sich vor mich hin. Er guckte um sich und als er wusste, dass niemand hier war, fing er an zu reden.

"Lexy, ich hol' dich hier wieder raus, alles klar? Wir dürfen dich nicht besuchen und dieses Praktikum war die einzige Chance, dich zu sehen. Bei Timothy wissen sie, dass er der Bruder ist. Was machen sie hier mit dir?", fragte er mich besorgt.

Ich beugte mich leicht zu ihm nach vorne und hauchte:"Tod."

Geschockt guckte er mich an und ich sah wieder die Wand hinter ihm an. Sie war so schön grau. Es war so schön. Hier war es so schön.

Mein neues Zuhause.

Alec schob mich weiter und legte noch eine Hand auf meine rechte Schulter.

Ich zuckte schnell zusammen und Alec entfernte sich von mir.
Nicht anfassen, nicht anfassen, nicht anfassen.

Alec schob mich zu dem Sitzkreis und setzte sich neben mich hin. Mein Therapeut wusste scheinbar schon von dem Praktikum.

Anscheinend durfte er in dieser Stunde mitschauen.

~

"Will noch wer etwas sagen?"

Claire stand vom Stuhl auf, schnappte sich an der Tafel eine Kreide und fing schnell an zu schreiben.

Tod, sterben, Angst, Qual, Schreie, Schmerz.

Ich fing an zu grinsen. Hm, dass war lustig. Sie war so lustig.

Alec's P.O.V

Schluckend guckte ich diesem Mädchen zu, wie sie solche schlimmen Dinge hinschrieb. Lexy hob ihren Kopf und ein grinsen bildete sich auf ihrem Gesicht.

Was hatten sie nur hier mit ihr gemacht? Ich wusste, dass Lexy nicht psychisch krank war. Doch jetzt hatten sie sie hier krank gemacht. Sie war nicht wieder zu erkennen.

"Alexa, möchtest du etwas beitragen?"

Es kam nichts von ihr und alle warteten geduldig.

"Okay, gut."

"Sie hat doch gar nichts gesagt?", kam es dann verwirrt von mir.
"Siehst du wie sich ihre Finger in den Unterarm bohren? So versucht sie mit uns zu reden. Sie redet, wir hören es nur nicht", lächelte diese blöde Kuh.

So einen Scheiß, sie tat sich nur unnötig weh.

"Aber sie verletzt sich selber", sagte ich und griff nach ihrer rechten, kleinen Hand.

"Nicht anfassen", rief die Therapeutin.
Doch Lexy zeigte keine Reaktion. Erstaunt guckte die Frau mich an.

"Das ist ja neu. Ich denke, die Tabletten tun ihr ganz gut."

Was für Tabletten?

Ich musste definitiv darauf achten, was sie ihr gaben. Möglicherweise hatten die sie hier so außer Gefecht gesetzt mit diesen Tabletten.

Ich wusste schließlich selber was Tabletten alles mit einem anstellen konnten. Man war erschöpft und fühlte sich nicht mehr wie ein Mensch. Als würde man nicht mehr existieren.

Lexy schien ebenfalls gerade in einer anderen Welt zu sein. Ihr Kopf lag schräg und sie guckte nur die Wand an.

Nach der Gruppensitzung brachte ich Lexy wieder in ihr Zimmer zurück und schloss die Türe hinter mir. Ein Mann stand vor der Tür und guckte durch das Fenster, hörte aber nichts. Er musste aufpassen, dass Lexy mir nicht's tat.

"Soll ich dich ins Bett legen, Kätzchen?", fragte ich sie. Als sie ihren Spitznamen hörte schaute sie mir endlich mal in meine Augen. Doch mehr gab sie auch nicht von sich.

"Ja?"

Da ich keine Antwort bekam, griff ich einfach nach ihrer Taille und hob sie von diesem blöden Rollstuhl raus.

"Auch wenn du nicht's sagst, Lexy. Aber ich weiss, dass du diesen Rollstuhl nicht magst."

Ich legte sie in dieses kleine Bettchen ab und deckte sie behutsam zu.
"Ich bin in einer halben Stunde wieder da, okay? Ich muss dir dann dein Essen bringen", erklärte ich ihr.

Wieder starrte sie die weiße Wand an und gab mir kein Zeichen, dass sie mir zugehört hatte.

Ich ging von ihr weg und verließ dann den Raum. Sofort machte ich mich auf den Weg, um ihr das Essen zu bringen. Hoffentlich bekam sie auch genug, denn sie sah wieder viel zu mager aus.

Hoffentlich bekam ich mein Kätzchen wieder zurück.

Hoffentlich bekam ich mein Kätzchen wieder zurück

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Das war der letzte Teil der Lesenacht

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Melli♡

Alec ~ Come back to meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt