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Ich stolperte erneut und fluchte leise.
"Sag mal, machst du das extra?"
Adrien lachte auf.
"Meinst du, ich habe den Wald gebaut?", fragte er ironisch nach, doch ich schlug mit meiner Hand nach vorne auf seine Brust, sodass er erneut lachte. "Hey!"
Ich lächelte und lief weiter.
Wir waren bestimmt schon eine Viertel Stunde unterwegs, oder länger? Ich hatte kein Zeitgefühl mehr.
"Willst du mich kidnappen? Ich weiß nichtmal, wo wir sind", quengelte ich und seufzte auf.
"Es ist nicht mehr weit", meinte er, doch ich konnte ihn Grinsen hören.
Erneut stolperte ich und fiel nach vorne auf ihn.
Adrien fing mich sanft auf und zog mich dicht zu sich.
Ich merkte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg.
Verdammter Mist!
Sein Geruch umhüllte ich erneut und ein Kribbeln in meinem Körper setzte ein.
Adrien ließ mich komplett los und ich drehte mich hilfesuchend nach ihm um.
"Adrien, das ist nicht witzig", rümpfte ich die Nase.
Als Antwort nahm er mich von hinten hoch, sodass ich mich an seinen Armen festkrallte.
"Beruhige dich, da ist nur ein Fluss, den wir überqueren müssen!", meinte er und lief ein paar Schritte weiter.
Ein paar Minuten liefen wir noch weiter, dann blieb Adrien stehen, trat hinter mich und wartete.
"Du kannst die Krawatte jetzt abnehmen", verkündete er selbstbewusst.
Zögerlich strich ich diese von meinen Augen und blickte je ein privates Autokino.
Ein Pickup parkte rückwärts zur riesigen Leinwand, die Ldeflöche würde gemütlich hergerichtet.
Er wusste, dass Filme meine absolute Schwäche waren.
Mein Mund stand leicht offen, so sprachlos war ich.
Adrien trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen.
"Gefällt's dir?"
An seiner Stimme merkte ich, wie nervös er wirklich war.
Ich drehte mein Kopf zu ihm und lächelte leicht.
"Ist das ein Witz? Für mich hat noch nie jemand so etwas romantisches gemacht."
Naja, eigentlich hatte noch nie jemand irgendetwas in der Art für mich gemacht.
Ich hörte, wie Adrien erleichtert einatmete und auf das Auto sah.
"Komm", raunte er und platzierte seine Hand an meinem unteren Rücken.
Zusammen liefen wir zum Pickup, stiegen auf die Ladefläche und setzten uns nebeneinander hin.
"Was schauen wir?", fragte ich und lehnte mich nach hinten an.
"Siehst du gleich", grinste er und lehnte sich ebenfalls zurück.
Wie von geisterhaft startete der Vorspann, doch ich konnte nicht anders, als mich umzudrehen.
Ich sah Ruby, die schnell etwas am Computer tippte und zu mir aufsah.
Mit einem Lächeln und Winken begrüßte sie ich. Ich hob meine Hand und lächelte zurück. Adrien sah von mir zu Ruby und dann wieder zu mir.
"Ich hatte vielleicht etwas Hilfe", murmelte er und kratzte sich verlegen am Hinterkopf, doch ich lachte nur auf.
Es war mir egal, wer ihm dabei geholfen hatte. Es war perfekt.
Der Film startete und ich starrte auf die Leinwand, trotzdem merkte ich, wie Adrien mich anstatt der Szenen beobachtete, ganz als würde er auf meine Reaktion warten.
"Stolz und Vorurteil?", grinste ich und sah ihn an. "Woher ...?"
Es ist mein Lieblingsfilm seit ich ihn das erste mal gesehen hatte.
Adrien zuckte nur die Schulter und schwieg, doch ich konnte nicht anders, als lächelnd meinen Kopf zu schützen und mich wieder dem Film zu widmen.
Adrien schob seinen Arm unter meinen Nacken, sodass ich meinen Kopf auf seine Schulter legte und zu ihm rutschte.
Sein Geruch umhüllte mich. Die Wärme, die von ihm ausging, war angenehm. Ich fühlte mich wirklich wohl.
"Ist dir kalt?", fragte er nach einer Weile und ich nickte leicht.
Er reichte mir eine karierte Decke, die ich über unsere Beine zog und mich dann wieder bei ihm einkuschelte.
Trotzdem musste ich sagen, war mir auch ohne die Decke warm genug.
Ich wusste nicht, warum, aber Adrien strahlte von sich eine gewisse Körperhitze aus, die wahrscheinlich nicht mehr menschlich war.
Ich ließ seine Hand, die um meinen Nacken lag, mit Meiner verflechten.
Um ehrlich zu sein, konnte ich mich absolut nicht auf den Film konzentrieren. Immerhin lag der heißeste Junge neben mir und drückte seinen Körper an meinen.
Ich war mittlerweile so weit, dass unser Beine ineinander verschlungen waren, meine andere Hand auf seiner Brust lag und er seinen Kopf auf Meinem stütze.
Ja, vielleicht war es viel Körperkontakt auf einmal, aber ich fühlte mich gut bei ihm. Die Nähe zu ihm war wie ein Magnet für mich.
Er strahlte selber eine gewisse Ruhe gemischt mit einem nicht überheblichen Stolz und Selbstbewusstsein aus, dass ich mich nicht anders fühlen konnte, als glücklich.
Ab und zu spürte ich einen intensiven Blick auf mir, der mir sehr gefiel. Es war fast so, als würde er mir weiß machen, dass er auf mich aufpassen würde.
Ich drehte meinen Kopf etwas mehr zu seiner Brust und Adrien senkte seine Lippen federleicht auf meine Haare.
Wäre das nicht gerade unangebracht, wäre ich ausgerastet vor Freude, doch ich lächelte nur breit und biss mir auf die Lippe.
Seit Anbeginn des Dates durchflutete mich immer wieder diese Wärme gepaart mit einem Kribbeln.
Diese Gefühle waren absolut neu für mich, doch mir gefiel es. Es war total neu, denn bei meinem ersten Freund fühlte ich lediglich eine Zeit lang Schmetterlinge im Bauch.
Die letzte Szene setzte ein, dann endete der Film und der Abspann lief.
Doch keiner bewegte sich, sondern starrte nur auf die Leinwand.
Das Ende des Film läutete irgendwie das Ende unseres Dates ein.
Adrien räusperte sich und ließ mich los. Ich rutschte etwas von ihm weg und sofort brach die Kälte auf mich ein, sodass ich meine Arme um mich schlang.
Adrien stand auf, klopfte sich die Hose ab und half mir von dem Auto.
Er hielt mir die Hand hin und wir verschränkten sie ineinander, trotzdem hielt ich mich mit der anderen Hand an meinem Arm zusätzlich fest.
"Ich hoffe, der Film hat dir gefallen", schmunzelte er und führte mich in eine Richtung.
"Sehr", flüsterte ich und sah auf den Boden, damit ich erkennen konnte, wohin ich trat. "Ich hoffe, du auch. Ansonsten muss ich mich leider von dir offiziell verabschieden."
Adrien grinste und sah durch den Wald.
"Dann bleibt mir wohl keine andere Wahl, hm?", witzelte er und ich schmunzelte.
"Was hat dir am besten gefallen?", fragte ich sarkastisch nach und er überlegte nicht lange.
"Die Kuss-Szene natürlich."
In meinem Magen zog sich etwas zusammen. Nicht, weil mich die Aussage kränkt, sondern weil ich nur für einen Bruchteil an einen möglichen Kuss zwischen uns dachte.
Schweigend liefen wir nebeneinander her, bis ich die Stille brach.
"War das wirklich deine Idee?"
Adrien schmunzelte und steckte die andere Hand tiefer in seine Hosentasche.
"Das Grundgerüst schon, nur Ruby wollte unbedingt mithelfen, also hat sie auf die Detail geachtet", murmelte er und sah mich kurz an. "Du musst verstehen, Ruby ist die Kreative in unserer Familie. Später will sie unbedingt Organisationsmanagement studieren."
Ich nickte und überlegte kurz.
"Und du?"
Adrien runzelte die Stirn und halt mir über eine Grube.
"Was willst du später mal machen?", fragte ich und sah durch den dunklen Wald.
Ich merkte, wie Adrien etwas steifern wurde, sodass ich ihn ansah.
In seinem Blick erkannte ich etwas von Nervosität und Unruhe.
"Meine Leidenschaft ist Football, weißt du ja", meinte er und ich nickte, doch ihm lag etwas auf der Zunge.
"Aber?", flüsterte ich fragend nach.
"Aber ... Und so blöd das auch klingt, ich will nicht immer nur das tun, worin mich alle sehen."
Adrien klang etwas verbittert, aber er kämpfte damit sein Selbstbewusstsein nicht zusammen brechen zulassen.
Stirnrunzelnd schluckte ich dir Antwort hinunter.
"Worin dich alle sehen?", fragte ich nach.
Adrien ließ sich Zeit bei der Antwort.
"Alle sehen in mir den Footballcaptain, der mal in den höheren Vereinen spielen wird, dabei will ich das vielleicht nicht mein Leben lang machen. Natürluch macht mir Football Spaß, aber damit sind viele Opfer verbunden."
Er kickte einen kleinen Stein weg.
Ich merkte, wie schwer es ihm fiel darüberzureden und ich wollte ihn auch auf keinen Fall dazu zwingen, weiterzusprechen.
"Und was willst du?", fragte ich schließlich und sah ihn von der Seite aus an.
"Witzig, dass du die erste bist, die mich das je gefragt hat", scherzte er und sah auf den Boden.
Mir war nicht bewusst, dass er unglücklich über die Meinungen anderer Menschen zu seiner Zukunft war.
"Es klingt vielleicht doof, aber ich würde gerne ..." Adrien runzelte die Stirn, doch ich hob meine eine Hand an sein Kinn, sodass er mich ansah.
"Medizin", flüsterte er. "Menschen helfen, wirklich etwas bewirken zu können, Familien entstehen zu lassen. Das ist es, was mich fasziniert."
Ich war überrascht, aber irgendwie auch nicht.
Adrien ist ein herzensguter Mensch und er würde alles dafür tun, damit es einem gut geht.
Ich nickte und überlegte nicht lange.
"Finde ich gut."
Adrien lächelte leicht und zog mich enger zu sich.
"Und was will die große Sirina Malone mal später tun? Wenn sie nicht gerade vor dem Fernseher sitz und Filme schaut."
Ich schlug ihm leicht auf die Brust, doch als Antwort lachte er nur auf.
"Mein Dad erwartet von mir nach der Highschool und dem College irgendetwas sinnvolleres zu machen, als das, was ich mir in letzter Zeit überlegt hatte", seufzte ich.
"Und das wäre?"
"Lehramt", murmelte ich und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. "Die Zeit im Kindergarten macht mir wirklich Spaß. Das Arbeiten mit Menschen, mit Kindern besonders."
Adrien nickte lächelnd.
"Finde ich gut", gab er mich wieder und ich lachte als Antwort.
Ein paar Minuten später standen wir vor dem Wagen von Adrien, in den wir einstiegen und losfuhren.
Die Fahrt über redeten und redeten wir.
Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, an was alles, aber wir konnten einfach nicht aufhören. Jedes mal kamen wir auf ein anderes Thema, dass wir leidenschaftlich zerlegten.
Lächelnd fuhr Adrien in unsere Einfahrt hinein.
"Ich sag dir, meine Eltern würden ausflippen!", fügte ich zu meiner Aussage hinzu und grinste.
Wir stiegen aus und liefen den Weg zur Tür entlang.
Automatisch wurde meine fröhliche Stimmung gedimmt. Es hieß, dass wir wirklich das Ende unseres Dates erreicht hatten und ich wollte einfach nicht, dass dieser Tag je enden würde.
"An was denkst du?", fragte er und riss mich aus den Gedanken.
Ich biss mir auf die Lippe, um ein trauriges Lächeln zu verbergen.
"Ich will nicht, dass der Tag endet", wisperte ich und Adrien nahm lächelnd meine Hand.
Ein Kribbeln gefolgt von Wärme breitete sich in meinem Körper aus.
"Es muss nicht das Letzte sein."
Nickend sah ich an.
"Aber nichts könnte das hier toppen", warf ich ein und stieg die drei Stufen zur Haustür hoch.
Ich wurde sanft am Arm zurückgezogen und prallte an Adriens Brust.
Gefühlvoll legte er die Arme um meine Taille und zog mich ganz nah zu sich, sodass ich seinen Herzschlag spüren konnte.
Meine Arme schlang ich vorsichtig um seinen Nacken. Sein Atem streifte mein Lippen und mir wurde plötzlich richtig heiß, obwohl es abends war.
Wir befanden uns auf derselben Augenhöhe. Sein Blick war intensiv und fordernd. Ich wusste auch, worauf.
Automatisch sah ich kurz auf seine vollen Lippen. Ich spürte, wie mein Herz ein paar Frequenzen schneller schlug. Das Blut rauschte durch mein Ohren.
Adrien atmete regelmäßig ein und aus, was mich etwas beruhigte.
Ich musste mich nur etwas rüberlehnen, dass würden meine Lippen seine berühren. Etwas hielt mich zurück.
War es meine Schüchterheit?
Allerdings war ich nie so in der Gegenwart von ihm.
In Adriens Augen Blitze etwas auf, dass aussah wie Verlangen.
Langsam und vorsichtig senkte ich meinen Kopf auf seinen zu.
Ich wollte es, je länger meine Lippen nicht auf seinen waren.
Plötzlich riss jemand die Tür auf und räuspert sich.
Erschrocken fuhr ich zusammen und fluchte mit geschlossenen Augen.
Ich sah meinen Dad über die Schulter an.
"Ich komme schon", seufzte ich und er ging wieder ins Haus.
Kopfschüttelnd sah ich zu Adrien.
"Tut mir leid", flüsterte ich, doch er strich mir nur sanft eine Strähne aus dem Gesicht.
Super, der Moment war dahin ...
"Ich hoffe, der Abend hat dir gefallen", wisperte er und lächelte.
Meine Mundwinkel hoben sich.
"Sehr."
Adrien nickte.
"Gute Nacht", raunte er mir ins Ohr und zog mich in eine feste Umarmung.
Ich drückte mich an ihn und hielt ihn und vermutlich auch die Erinnerungen and diesen Abend fest.
"Gute Nacht", flüsterte ich und schloss die Augen.

PainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt