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Ungeduldig trommelte ich auf den Tisch mit meinen Fingern, während mein Blick der Wanduhr rechts von mir, und ab und zu auch Mr Handson, galt.
Genauso wie alle anderen Schüler, warteten wir endlich darauf, dass unser Chemielehrer endlich den Unterricht beenden würde, da wir schon seit fast vier Minuten überzogen hatten, doch 'weder die Klingel, noch die trampelnden anderen Schüler im Gang beendeten den Unterricht, sondern der Lehrer', wie Mr Handson sagen würde.
Wie ich manche Lehrer dafür hasste!
Wozu gibt es denn schließlich eine Schulklingel?
Eigentlich hatte ich keine Hektik, da Joe immernoch krank war und auf mich eh niemand anderes wartete. Ebenfalls musste ich weder auf einen Bus oder auf eine Bahn warten, die mich nach Hause fuhr, da mein Weg eh nicht lange war und ich heute auch nicht im Kindergarten aushelfen musste.
Glück im Unglück!
"Als Hausaufgabe lest ihr euch die Buchseiten 35 bis 40 durch, da steht alles nochmal genauesten beschrieben!", rief er durch die Klasse, die sich kaum noch halten konnte.
"Ihr dürft jetzt gehen, bis nächsten Freitag", grinste er verschmitzt, da er offenbar mochte, seine Schüler ungeduldig und leidend zu sehen.
Sofort sprangen alle auf und rannten durch die Tür, alle außer ich. Ich musste noch zum Aushangsplan, da Mrs Potter endlich entschieden hatte, wer mit wem sein Referat und die zugehörige Präsentation halten würde.
Urplötzlich hatte sie sich dafür entschieden, alle Schüler in Partnerarbeit zusammengehen zu lassen. Als ich das gehört hatte, fiel ich fast vom Stuhl, denn ich hasste Partnerarbeiten. Ich wusste, dass ich, als Strebermädchen, die ganze Arbeit alleine machen und am Ende mein Partner ebenfalls eine gute Note bekommen würde, doch petzen konnte ich nicht, da mir eh niemand Glauben schenken würde.
Natürlich war ich mir auch dessen bewusst, dass sich keiner freiwillig mit mir zusammen tun und ich schließlich doch nur irgendjemanden zugelost bekommen würde.
Ich machte mich auf den Weg zur Mitte des Gebäudes und suchte nach dem richtigen Papier.
Als ich es endlich gefunden hatte, was übrigens gar nicht so einfach war bei so vielen bunten Blättern, überflog ich schnell die Liste, bis ich an meinem Namen ankam. Mit meinem Finger tippte ich auf meinen Namen und fuhr waagrecht nach rechts, um zu sehen, wer wieder mal das Pech gezogen hatte, doch als ich den Namen las, wäre ich wirklich vom Stuhl gefallen, wäre ich gesessen.
Ich riss erschrocken meine Augen auf und blinzelte ein paar mal, ob ich mich vielleicht verlesen hatte, doch weder mein Gehirn, noch meine Augen spielten mir einen Streich.
Ich riss das Blatt vom Pin und schaute nochmal, ob ich eine Zeile verrutscht war, doch ich hatte richtig gelesen.
Kopfschüttelnd schloss meine Augen, während ich versuchte, nicht laut loslachen zu müssen.
Das konnte unmöglich ein Zufall sein!
Ich öffnete wieder meine Augen und ging in schnellem Tempo zu dem Büro von Mrs Potter.
Ohne an zu klopfen, riss ich die Tür auf und blickte in ihr verdutztes rundliches Gesicht.
"Ms Malone, alles in Ordnung? Sie schauen aus, als hätten sie gerade einen Geist gesehen", fragte sie mich belustigt und sah mich mit schrägem Kopf an.
"Unter anderen Umständen hätte ich vielleicht ja gesagt und wäre nicht hereingeplatz, doch ich muss mit ihnen reden", erklärte ich schnell und hielt ihr den Zettel hin.
"Was ist das?", fragte ich etwas angesäuert, doch Mrs Potter schien dies nicht zu bemerken.
"Das Blatt mit den Partnern für die Präsentation", las sie dir Überschrift des Papiere vor.
"Nein, ich meine, was ist das?", presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen herhor, um sie nicht anzuschreien und zeigte auf den Partnernamen rechts neben meinem.
"Adrien Black, ihr Partner", erklärte sie entgeistert.
Allerdings, mein Partner sollte Adrien werden, so stand es schwarz auf weiß auf dem Zettel, doch ich hatte keineswegs vor mit ihm zu arbeiten.
"Ich möchte alleine an der Präsentation arbeiten", erklärte ich und hob eine Augenbraue.
"Ms Malone, sie müssen ihn doch nicht gleich heiraten, es ist nur eine Zusammenarbeit", seufzte Mrs Potters, als wäre es das Normalste der Welt und sah mich abwartend an.
"Inakzeptabel", rief ich dazwischen und schüttelte meinen Kopf, um meine Meinung zu unterstreichen.
"Adrien war gestern hier und hatte mich gebeten, sie zu Partnern zu machen. Er -", fing sie an zu erklären, doch wieder wurde sie von mir unterbrochen.
"Adrien war hier? Und hat sie darum gebeten?", wiederholte ich erschrocken und riss meine Augen auf. Ich lachte.
Wieso um alles in der Welt sollte er soetwas tun?
Zum einem verstand ich nicht, wieso Mrs Potter ihn nicht mit dem Nachnamen ansprach, da alle Lehrer uns so ansprachen, weil wir sie so auch nennen sollten, was mit Respekt zu tun haben sollte - blablabla.
Aber was viel Ausschlaggebender war, ist die Tatsache, dass er hier war und sich über das unterhalten hatte, wobei er zudem den Wunsch geäußert hatte, mit mir zusammen zu arbeiten?
"Ms Malone, klären sie das bitte untereinander", riet sie mir und legte ihren Kopf etwas schief, so als würde sie sicher gehen, ob ich das wirklich verstanden hatte, was sie gerade eben sagte.
"Das werde ich", lächelte ich sie überzeugt an und nahm mir den Zettel mit.
Und ob ich das werde!
Bei hinausgehen murmelte ich noch ein 'Bis Montag!', doch um ehrlich zu sein, war ich schon bei Adrien und wie ich ihn zur Rede stellen würde.
Ich versuchte die Tür nicht hinter mir zu zuschlagen, was mir wirklich schwerfiel, dann steuerte ich auf die Sportkabinen zu, da ich wusste, dass die meisten Jungs Footballtraining hatten und sich gerade vermutlich umzogen. Zudem ist Adrien - natürlich - der Footballcaptain und er somit bei keinem Training fehlen dürfte.
Von weiten konnte man schon das Gebrüll von Männerstimmen aus den Umziehkabinen hören, doch ich hatte wirklich keinen Nerv dafür.
Ich wollte dieses blöde Missverständnis einfach klären, sodass ich die Präsentation alleine halten konnte, komme was wolle!
Vor der Tür zu dem Raum, der vermutlich mit halbnackten Jungs war, blieb ich stehen, schloss kurz meine Augen und atmete tief ein und wieder aus.
Die Ruhe vor dem Sturm ...

PainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt