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Eine kurze Bemerkung, bevor ihr lesen könnt: Ich habe beschlossen, neben freitags auch dienstags immer ein Kapitel hochzuladen. Vielleicht ist die Warterei auf ein nächstes Kapitel doch zu lange ... Ich hoffe, dass euch die Idee gefällt :) ansonsten wünsche ich euch noch viel Spaß beim Lesen und ein tollen Freitag!!!
-V
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Ich drückte den Knopf in dem Bus, der die Türen öffnen sollte und stieg aus.
Der Wind blies durch meine Haare, doch mich störte das nicht.
Die Übernachtung bei Joe hat mir wirklich gut getan. Wie haben viel gequatscht und gelacht. Das, was ich wirklich brauchte. Auch Joe schien wirklich glücklich darüber zu sein, dass wir einen gemeinsamen Abend hatten, sie wollte mich gar nicht gehen lassen, aber ich hatte ihr schließlich versprochen, dass wir das wiederholen würden.
Meine Hände vergrub ich in meinen Jackentaschen.
Ich konnte mein Grinsen nicht abstellen, diese positive Stimmung hatte sich über mich gelegt. Ich wusste nicht, was diesen Tag hätte beeinflussen können.
Gewohnt lief ich den Gang hoch zu unserem Haus, packte die Schlüssel aus und öffnete die Tür.
Von innen strömte mir nicht nur warme Luft entgegen, sondern auch Geschrei.
Tief atmete ich aus und stellte meine Sachen ab.
In den letzten Tagen habe ich immer wieder mitbekommen, wie sich meine Eltern anzickten, doch ich verstand nicht einmal, wieso und warum so plötzlich.
Ich hielt im Gehen inne.
"Steve, bitte nicht", wimmerte meine Mutter und schluchzte. Sie weinte.
Mein Dad lachte bitter auf.
"Weist du was, Gloria? Wenn du mich schon damit angelogen hast, dann frage ich mich ernsthaft, wo du mir noch so alles Lügen aufgetischt hast", entgegnete er Herz zerschmetternd.
"Steve, ich liebe di-", flüsterte mein Mutter, doch es klang eher wie ein Hilferuf.
"Nein!", fuhr er dazwischen. "Sag mir nicht, dass du mich liebst, denn ich weiß, wenn du mich wirklich lieben würdest, hättest du mir das hier nicht angetan."
Ich schluckte. Meine Mom musste wirklich Scheiße gebaut haben, dass mein Dad so etwas behaupten würde.
"Du verstehst nicht, ich weiß es ja selbst erst seit ein paar Wochen", murmelte sie, doch ein Zerspringen eines Glases brachte sie zum Schweigen.
"Blödsinn! Du wusstest es von Anfang an!", schrie er sie an. "Du hast mit diesem Bastard gevögelt, und hattest nicht einmal den Mum, mir die Wahrheit zu sagen."
"Weil wir in der Zeit eine Beziehungspause eingelegt hatt-"
Ich trat ins Wohnzimmer und beide Elternteile starrten mich geschockt an, aber in dem Blick meines Vaters lag so viel Enttäuschung, dass mein Herz ein kleines Stückchen brach.
"Sirina", wisperte mein Mom.
Keiner sagte irgendetwas. Die Stille war schon fast ohrenbetäubend.
"Was ist passiert?", fragte ich vorsichtig und sah auf die Glasscherben. Sie quietschten unter meinen Sohlen.
Es erinnerte mich an das Wochenende, als ich wieder zurück gekommen war.
"N-nichts, bitte geh auf dein -"
"Oh Gloria!", unterbrach mein Dad meine Mutter und sah sie wütend an. "Es reicht auch irgendwann mit den Lügen! Willst du deiner Tochter noch mehr Sachen vortäuschen, wie du es ihre ganzen achtzehn Jahre getan hast?"
Ich sah stirnrunzelnd zu meiner Mutter, die aufschluchzte und ihr Gesicht in ihren Hände versteckte.
"Was meint Dad? Mom?"
Ich sah sie geduldig an, aber diese ganzen Geheimnisse machten mich fertig, ich hatte genug davon.
Sie sah mich mit rot verquollenen Augen an.
Meine Haare sträubten sich bei diesen grässlichen Anblick.
"Sirina, i-ich ...", begann sie, doch ein Wimmern unterbrach sie. "Es tut mir so leid, so so leid ..."
Ich konnte ihr nicht folgen.
Was war so wichtig, dass sie so aufgelöst schien?
Hilfesuchend sah ich zu meinem Dad, der auf ein Blatt Papier sah und sich dann zum Fenster drehte.
Seine Kieferknochen schienen sichtlich angespannt und der strenge Blick war kühl.
Da keiner mir etwas sagen wollte, griff ich nach dem Blatt und las.
Meine Mutter wimmerte auf, doch ich konnte die Gehemnisse um mich herum nicht mehr ertragen.
'Sehr geehrte Mrs Malone,
aufgrund ihrer Bitte haben wir die Probe ein zweites mal auf ihre Gene getesten lassen.
Mit einem Ergebnis von 99,99% ist Proband A, Micheal Williams, der biologische Vater und somit richtiger Gehnträger der Probe 1 von Sirina Malone. -'
Weiter konnte ich nicht lesen und wollte es auch um ehrlich zu sein nicht.
Ich hielt die Luft an, dann schnaubte ich
"Ist das ein Scherz?", fragte ich in die Runde. Es konnte nichts anderes sein, es musste ein Witz sein.
Meine Mutter schluchzte auf und sah auf den Boden, während mein Dad sein Blick gebannt nach außen gerichtet hatte.
"Bitte sagt mir, dass das ein Scherz ist", hauchte ich mit Tränen in den Augen, aber keiner rührte sich.
Ich kniff meine Augen zusammen und atmete. Ich konnte nichts anderes tun, ich verlor ansonsten den Verstand. Meine ganze Welt, so wie ich sie kannte, meine Familie - die nicht einmal meine Familie war - zerbrach gerade in Scherben.
"Das ist nicht wahr", flüsterte ich und sah zu meiner Mutter. "Mom, sag, dass das nicht wahr ist."
Endlich hob sie ihren Blick, doch ich konnte nichts außer Reue darin sehen. Ich unterdrückte ein Schluchzen.
"Wie lange weißt du es schon?", fragte ich mit zittriger Stimme und hielt ihrem Blick stand.
Als sie kein Wort aus sich herausbrachte, konnte ich nicht anders als mein Ton zu erheben. "Wie lange!?"
Meine Mutter zuckte zusammen. "Ein ... ein paar Wochen, vielleicht", murmelte sie und ich lachte auf.
"Du weißt es sein ein paar Wochen und bist nicht auf die Idee gekommen, mir davon zu erzählen?", fragte ich schrill und fuhr mir aufgeregt durch mein Haar.
Meine Mutter stand auf und näherte sich mir vorsichtig, aber ich wich sofort zurück, was sie sichtlich kränkte.
"Sirina, das ändert doch nichts-", versuchte sie mich zu beruhigen, aber ich lachte sarkastisch auf.
"Das ändert nichts?", wiederholte ich ungläubig und sah sie an. "Mein ganzes Leben beruht auf einer verdammten Lüge und einem schnellen Quicky in - was, einer Bar? Und mein angeblicher Erzeuger, Michael ? Der Typ, der uns jedes Jahr deswegen besucht hatte?"
In meinem Vater regte sich etwas. Anscheinend wusste er davon nichts, ansonsten hätte er anders oder gar nicht reagiert.
Bedrückt und beschämt sah sie auf den Boden, Tränen rollten ihr still die Wangen hinab.
"Lass' es mich wenigstens erklären", hauchte sie.
Ich schüttelte meinen Kopf und schluckte.
"Ich will gar nichts mehr von dir hören, kein einziges Wort", flüsterte ich, während ich langsam aber sicher mit den Tränen kämpfte. "Wer weiß, was du mir noch für Lügen erzählt hast."
Ich drehte mich abrupt um, packte meine Jacke und stürmte hinaus an die frische Luft, die ich gierig einsaugte.
Mein Leben hatte sich gerade um hundert achtzig Grad gedrehte.
Lügen, Geheimnisse - all das wurde plötzlich Teil meines Lebens, und ich konnte damit nicht wirklich umgehen.
Ich setzte ein Fuß nach den anderen auf den Boden. Ich musste hier weg, weg von meinen Eltern und diesen Erinnerungen, die alle plötzlich vor meinen inneren Auge verschwammen. Keine Ahnung, ob ich je herausgefunden hätte, dass mein Dad nicht mein richtiger Dad ist, sondern irgendein Fremder, der zur falschen Zeit am falschen Ort war.
Meine Wut auf meine Mutter war so dermaßen hoch, alleine schon der Gedanke an sie machte mich rasend.
Konnte man das wirklich noch als Liebe nennen? Oder sie als Mutter?
Eine Mutter sollte jemanden immer beschützen, jemanden vor großen Problemen und Veränderungen wahren, doch, dass mich meine Mutter allen Ernstes über meine Existenz angelogen hat, traf mich tief ins Herz. Wie konnte ich auch nicht?
Alles lief gerade aus dem Ruder, einfach alles.
Es war schrecklich niemanden gerade zu haben, bei dem ich sein konnte. Und auch wenn Adrien und ich gerade einen ziemlich heftigen Streit hatten, wusste ich, dass ich mich immer auf ihn verlassen konnte.
Mir fiel plötzlich auf, dass ich so gedankenverloren mit meinen Problemen beschäftigt war, dass ich mich tatsächlich in der Siedlung befand.
Etwas unsicher lief ich auf Adriens Haus zu. Ich wusste immerhin nicht, ob es die richtige Entscheidung war, hierher zu kommen statt die angespannte Situation sich beruhigen zu lassen. Als ich meine Hand schließlich hob, um zu klopfen, hielt ich jedoch inne. Ich konnte Simmen aus dem Haus hören, viele Stimme. Auch Adriens nahm ich ganz deutlich wahr. Sein Ton war gereizt, wütend und aggressiv.
M

PainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt