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Es war tatsächlich meine Mutter die mich persönlich mit dem Auto zu Adriens Siedlung fuhr. Als ich ihr gesagt hatte, dass ich nochmals Adrien besuchen würde, bot sie mir sofort an mich zu fahren.
Ja, dass meine Mutter so viel Chaos in unserer Familie gestiftet hatte, war nicht einfach, aber ich liebe sie deshalb trotzdem noch. Sie ist eben meine Mom.
Nervös rutschte ich auf dem Beifahrersitz hin und her, sie warf mir kurz einen Blick zu.
"Alles in Ordnung?", fragte sie aber ich nickte mir einem schwachen Lächeln.
"Hier kannst du mich rauslassen", meinte ich und meine Mutter fuhr ran.
"Danke, Mom", fügte ich hinzu und sah sie an. "Für alles."
Sie lächelte und drückte meine Hand, dann stieg ich aus und sah ihr hinterher bis sie schließlich aus meinem Sichtifeld verschwand.
Ich drehte mich um und atmete tief ein und aus. Möglich, dass ich noch nervöser war als ich das erste mal hier war. Diesesmal würde ich aber bis zum Ende bleiben, egal, was kommen würde.
Es plagte mich Monate, nicht wissen zu können, was zwischen Adrien und mir stand, und jetzt hatte ich endlich die Chance.
Etwas unsicher setzte ich einen Fuß nach dem anderen nach vorne bis ich wieder vor dem riesigen Haus stand. Unbehagen schoss plötzlich meinen Körper hoch, gefolgt von Schweißausbrüchen.
"Nein", meinte ich zu mir und ermahnte mich selber, nicht abzuhauen. "Du schaffst das."
Ich schnaubte über mich selber und atmet nochmals tief ein, dann klopfte ich.
Die Zeit, in der keiner aufmachte, fühlte sich ewig an, doch dann öffnet sich die Tür und Adrien sah mich überrascht aber erleichtert an.
"Du bist hier", murmelte er und ich nickte.
"Ich möchte alles wissen. Von Anfang bis Ende", sagte ich selbstsicher und er nickte.
"Natürlich. Komm rein."
Ich trat herein und Adrien führte mich wieder ins Wohnzimmer, doch diesesmal war seine Familie komplett verstreut.
"Ich hole alle, dann können dir viele deine Frage so präzise wie möglich beantworten", meinte er und ich nickte.
Nach ein paar Minuten befand sich die gesamte Familie mit Tristan und Sarah im Wohnzimmer.
Unsicher setzte ich mich. Alle sahen mich an - und das obwohl ich Aufmerksamkeit hasste.
"Okay", räusperte Adrien sich und sah mich an. "Ich werde anfangen zu erzählen. Wenn du Fragen hast, stell sie einfach."
Ich nickte. Adrien sah sich um und atmete tief aus.
"Wir alle sind Werwölfe", begann er und ich warf einen Blick in die Runde. "Wir unterscheiden uns grundsätzlich nicht von Menschen, lediglich tragen wir eine Wolfsgestalt mit uns. Das heißt, äußerlich kann ein Mensch nicht zwischen uns und ihnen unterscheiden.
Wenn man ein Wolf ist, erkennen wir einander am Geruch."
"Wie?"
Adrien lächelte.
"Unsere Sinne sind verstärkt, heißt wir riechen und sehen besser, auch im Dunkel. Unser Gehör ist übermenschlich gut", erklärte Ruby und ich sah zu ihr.
"Wir, Werwölfe, leben in einer Gemeinschaft zusammen, ein Rudel", fuhr Adrien fort. "Es herrscht eine gewisse Hierarchie. Das Rudel wird vom stärksten Wolf angeführt, dem Alpha. Die Rechte Hand von ihm ist der Beta und seine Frau die Luna."
"Wer ist es bei euch?"
"Aktueller Alpha bin ich, meine Frau Kimberley unsere Luna. Beta ist mein Bruder Josh", erklärte MrBlack und ich nickte.
"Die Folge geht weiter mit dem ältesten Sohn des Alphas, also Adrien. Seine Zukünftige wird unsere neue Luna. Und ich seine Rechte Hand", zwinkerte Tristan und verschränkte die Hände hinter seinem Kopf. Ich lächelte, sah aber dann wieder zu Adrien.
"Ist das wahr?"
Er nickte und warf Tristan einen kurzen Blick zu.
"Wie viele sind ... in einem Rudel?"
"Das ist schwer zu sagen, das unterscheidet sich von Rudel zu Rudel. Bei uns sind es hundert. Bei anderen nur 20 bis 50."
"Hundert?", wiederholte ich anerkennend.
"Ja, wir sind mit dem Eastwood-Rudel die Größten im Land."
Eine Regentschaft war vermutlich alles andere als leicht.
"Wie lange geht ... eine Machtperiode?"
"Das kann auch unterschiedlich ausfallen. Wenn es sich um eine normale Folge handelt, dann beschließt meistens der alte Alpha, wann er seine Stellung weitergibt. Es können aber auch Mitglieder des Rudels Anspruch auf diese Position erheben, indem sie den Alpha herausfordern und ihn besiegen."
"Das endet aber nur in den seltensten Fällen zu einem HappyEnd für das Mitglied", fügte Tristan hin zu und strich mit seinem Daumen quer über den Hals. Man würde also sterben.
"Tristan", verwarnte ihn Adrien, doch er zuckte nur mit seinen Schultern.
"Und wie ist es bei eurer ... Verwandlung?"
Adriens Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf mich.
"Das erste mal, wenn man sich verwandelt, ist am ersten Vollmond mit dem 15.Lebensjahr", erklärte er und mein Blick schweifte zu Aiden. Der Tag, an dem ich bei Adrien das erste mal übernachtet hatte, war sein Geburtstag. Es war eine Vollmondnacht und dementsprechend auch seine erste Verwandlung.
"Tut es", unsicher sah ich Adrien an. "Tut es weh?"
Adrien atmete tief aus.
"Das erste mal ist schlimm, doch mit der Zeit gewöhnt man sich dran und es wird leichter. Die einen verkraften es mehr, die anderen weniger gut."
Es war absolut still. Das war wohl ein heikles Thema, aus das sie alle nicht besonders scharf waren.
"Es ist so, dass wir uns generell nur in Ausnahmesituationen verwandeln, also Gefahr, weil wir in Wolfsgestalt stärker sind. An Vollmondnächten allerdings bricht der Wolf fast in uns aus, es ist schwer und vor allem schmerzhaft ihm zu unterdrücken."
Ich begann zu überlegen. An Vollmondnächten war es also unerträglich schmerzhaft, genauso wie bei mir.
"Wie fühlt es sich an?", hauchte ich und warf ihm einen langen Blick zu.
"Deine Haut fängt an zu brennen, Knochen brechen und verrenken sich, dein Körper schreit nach Erlösung unter dieser Belastung. Sirina, was ist?"
Adrien schaute mich besorgt an, sein Stirn war gerunzelt.
"Ich kenne das", flüsterte ich und überlegte weiter. Seine Beschreibung passte zu meinen Schmerzen an den Vollmondnächten, die ich seit drei Jahren durchmachte.
Alle sahen mich genauestens an, sie warteten bereits auf meine nächsten Worte.
"Seit ich 15 bin, empfinde ich genau dasselbe. Es ist als würde mir jemand kochendes Wasser über die Haut schütten, der Schmerz ist fast unerträglich. Erst nachdem ich Tabletten schlucke, legt sich das ganze etwas", erklärte ich und Adrien sah zu seinem Vater.
Es schien so als würden sie sich mit Blicken verständigen können.
"Ich bin von Arzt zu Arzt und Psychologe zu Psychologe geschleppt worden, aber niemand konnte sich das erklären", fügte ich hinzu.
Es war das erste mal, dass ich überhaupt jemanden davon erzählte.
"Was ist?"
"Sirina", meldete sich Mr Black und drehte sich zu mir. "Dass du so etwas fühlst, ist praktisch unmöglich, denn wir wissen, dass deine Eltern beide Menschen sind und du nicht von Werwölfen abstammst. Hinzu kommt noch, dass du von all dem hier keine Ahnung hattest, sodass wir sicher sein können, dass du je Kontakt zu anderen Wölfen hattest."
Unsicher biss ich mir auf die Unterlippe.
So ganz stimmte das nicht, denn eigentlich war Michael mein echter Vater nur wusste das keiner bis auf Joe. Ich hielt es auch nicht für nötig, jemandem davon zu erzählen - bis zu diesem Zeitpunkt.
Schwer atmete ich aus und senkte den Blick auf meine Hände.
Mit war es ja bereits schon schwergefallen, meiner besten Freundin davon zu erzählen und jetzt sollte ich es den Menschen anvertrauen, die mich monatelang belogen hatten?
"Steve, mein Dad", murmelte ich und hob meinen Kopf wieder, dabei versuchte ich keinen anzuschauen. "Er ... er ist nicht mein ... biologischer Erzeuger."
Es war totenstill. Mein Herz pochte fest gegen meine Brust, die Hände waren schwitzig.
Jeder sah mich immerwieder an, doch keiner traute sich etwas zu sagen.
Die tickende Uhr an der Wand war plötzlich so unerträglich laut.
"Steve ist nicht dein echter Vater?", wiederholte Ruby und ich schüttelte den Kopf. "Dass heißt dein Erzeuger war ein ..."
Darüber nachzudenken, dass Michael auch ein Werwolf war, war unmöglich - doch selbst mein Exfreund und seine Freunde und Familie konnten es vor mir verheimlichen, wieso dann nicht auch Michael?
"Aber deine Mutter ist ein Mensch ...", meinte Mrs Black fassungslos und ich senkte den Blick.
Ich verstand nicht, was daran so schlimm sein konnte.
"Und das macht dich zu einem -"
"Halbblut", beendete Tristan den Satz und sah mich wie alle anderen von oben bis unten an.
Mit blieb die Stimme weg, ich wusste nicht, was ich hätte sagen sollen. Vielleicht, weil ich auch nicht wusste, was das bedeutete.
"Aber das ist unmöglich", hauchte Adriens bester Freund und schüttelte den Kopf.
"Nein", entgegnete Mr Black und analysierte mich noch einmal neu. "Nicht unmöglich, sondern nur sehr sehr selten."
Ich war also ein Freak, super ...
Selbst in der Werwolfwelt war ich jemand, der nicht normal war.
Mir war alles plötzlich so unangenehm, dass ich auf dem Stuhl hin- und herzappelte.
Plötzlich stand Adrien auf und steckte mir seine Hand hin. Unsicher sah ich von seinem Arm in sein Gesicht.
Um ehrlich zu sein, hatte ich mich nicht getraut ihm in die Augen zu schauen, weil er mich vermutlich genauso fassungslos ansah, wie jeder ander in diesem Raum.
"Wir reden alleine weiter", bot er an, doch es klang eher nach einem Befehl.
Ich nickte dankend und nahm kurz seine Hand entgegen.
Eine Welle der Geborgenheit und der Wärme überkam mich und hinterließ einen Schauder, den ich nur mit Mühe unterdrücken konnte.
"Wir gehen hoch in mein Büro", erklärte er kurz, schob mich aber am hinteren Rücken bereits raus aus dem Wohnzimmer.
"Ich dachte, dass ist vielleicht besser als von meiner gesamten Familie mit Blicken durchlöchert zu werden", meinte er, während er die Tür hinter sich schloss.
Ich nickte kurz und warf ihm einen Blick zu. "Danke."
Er lächelte schwach und lehnte sich an dem großen Schreibtisch an, dann beobachtete er mich kurz. Vielleicht wollte er mir Zeit geben, um die Situation auf mich wirken zu lassen, immerhin waren wir alleine. Tatsächlich dachte ich, es wäre schlimmer nur zu zwei in einem Raum zu sein, doch mir ging es gut.
"Wieso", begann ich schließlich und setzte mich auf. "Hat deine Familie so schockiert reagiert?"
Adrien ließ sich kurz einen Moment und hielt sich an der Kante des Tisches fest.
"Es ist nicht üblich, dass ein Mensch und ein Wolf eine engere Beziehung miteinander eingehen", erklärte er, doch ich wusste, dass das noch nicht alles war. "In unserer Welt wird dein Leben in manchen Punkten mehr oder weniger bestimmt. Ich meine damit aber nicht die Hierachie, das natürlich auch, aber im Thema Liebe und Partnersuche weiß ein Wolf genau, ob du der oder die Eine bist."
"Das ist doch im wahren Leben auch so", merkte ich an und Adrien lächelte schwach.
"In manchen Beziehungen, ja. Aber es gibt eine Menge Scheidungen und Trennungsgründe, die das Gegenteil belegen."
"Das heißt, bei euch ist die Rate gering, dass sich zwei Werwölfe -."
"Die Rate ist null."
Leicht runzelte ich meine Stirn und sah ihn an, bis er endlich fortfuhr.
"Wenn zwei Werwölfe zusammen gehören, spüren Sie eine gewisse ... Bindung zueinander. Es ist als würde sich die Welt nur noch um die eine Person und nicht mehr um die Sonne drehen. Du fühlst dich von ihr angezogen, denn bei ihr schöpfst du deine neue Kraft und Energie. Sie bereichert dein Leben und macht dich endlich" Adrien sah mir tief in die Augen, und obwohl wir soweit voneinander wegstanden, spürte ich diese Spannung zwischen uns. "komplett."
"Das klingt intensiv", hauchte ich und wandte den Blick ab.
"Das ist es auch", fügte er leise hin zu. Ich merkte, wie er mich immer noch anschaute.
"Das klingt so, als ob du diese Gefühl bereits kennst."
Adrien blinzelte ein paar mal und wandte sich von mir ab. "Das tue ich."
Ich schluckte und hielt den Blick gesenkt. Zu gerne hätte ich ihm in seine wunderschönen braunen Augen geblickt, doch gleichzeitig hatte ich auch Angst, dass ich mich in ihnen wieder verlieren würde.
"Sie sind Seelenverwandte, Mates", fügte er hinzu.
Seelenverwandte, das klingt irgendwie so unreal, denn wie hoch war die Chance, dass dein Partner auch wirklich die Person war, zu der nur du gehörst?
Ich wusste und konnte mich nicht halten, ihm die nächste Frage zu stellen, so sehr es mich auch nichts anging.
"Und Claire ist deine Mate?"
Endlich hob ich den Blick und sah ihn an.
In mir herrschte diese Unruhe, denn ich wusste, dass die Antwort mich ungewollt verletzten würde.
Adrien wandte den Blick ab und schüttelte den Kopf.
Aus irgendeinem Grund spürte ich eine Welle der Erleichterung.
"Nein", murmelte er schließlich. "Ich dachte es, aber sie hat mich jahrelang getäuscht, meine ganze Familie getäuscht."
Ich wusste nicht, ob ich bei dieser Frage zu weit gegangen bin, denn in mir machte sich ein schlechtes Gewissen breit.
"Sie hatte mich glauben lassen, dass wir füreinander bestimmt sind und so sehr ich auch damals wollte, der Wolf in mir hatte sich nicht gerührt."
"Nicht gerührt?"
Adrien fuhr sich durch sein Haar und rieb sich anschließend den Hinterkopf.
"Wenn du deiner Mate begegnest, versucht der Wolf in dir an die Oberfläche zu gelangen, um sie für sich zu beanspruchen. Es ist fast unmöglich, ihn zurück zu halten. Ich hatte jahrelang darauf gewartet, dass Scàth sie endlich als meine Mate anerkennen würde, doch dieser Moment kam nie."
Um ehrlich zu sein, wollte ich wissen, was ihn umgestimmt hatte, doch ich traute mich nicht zu fragen.
Eine Stille entstand, aber ich wusste nicht, wie ich sie brechen konnte ohne mich noch neugieriger zu erscheinen.
"Hast du noch andere Fragen?", warf er schließlich ein und verschränkte die Arme vor seiner Brust. Sein T-Shirt spannte sich über seine Schultern. Ich erwischte mich für ein paar Sekunden beim Starren.
"Ähm", überlegte ich und wandte den Blick schnell ab. "Du hast gesagt, dass sich eure Sinne verschärfen. Ist es das Einzige, was euch vom Menschen unterscheidet?"
Er dachte kurz nach. "Wir sind schneller und auch stärker, Gefühle empfinden wir intensiver und unser Stoffwechsel läuft schneller, aber ansonsten denke ich sind wir gleich."
Ich konnte mir den nächsten Spruch nicht verkneifen. "Seid ihr sowas wie unbesiegbare Superhelden?"
Adrien lächelte und sah mich an.
"Nicht ganz", meinte er und dachte nach.
Er lief um den Schreibtisch herum, öffnete eine Schublade und holte zwei Ampullen heraus, wovon er mir eine überreichte.
Ich sah die hellblaue, fast durchsichtige Flüssigkeit im Gläschen an. "Was ist das?"
"Unser Kryptonit", lächelte er und ich schmunzelte. "Das ist Wolfswurz. Eine Pflanze, die hier im Wald bei uns wächst."
"Es macht euch also schwach?", fragte ich nach und er nickte.
"In unserer Menschengestalt wirkt es wie Säure auf der Haut, ist dennoch aber auszuhalten. Viel heftiger ist die Wirkung als Wolf. Wenn das Gift in unsere Blutbahn kommt, schaltet es uns für einige Stunden aus."
"Wow", flüsterte ich und betrachtete nochmals die Flüssigkeit, die so harmlos erschien.
"Ich möchte es dir zeigen", flüsterte er und ich sah ihn unsicher an. "Damit du siehst, wie es wirkt."
Mir war nicht Wohl bei der Sache, denn seine Erzählungen klangen nicht gerade sanft.
Er nahm die Ampulle im die Hand und zerdrückte sie. Die Flüssigkeit rinnte seine Hand entlang und ätzte fast seine komplette Haut weg.
Scharf sog er die Luft ein und zuckte vor Schmerz kurz zusammen.
"Adrien!"
Mein Puls ging plötzlich hoch. In Sekundenschnelle stand ich vor ihm, doch er schüttelte den Kopf.
"Das hält nur für einige Minuten an, dann setzt die Wundheilung ein", erklärte er und ich sah ihn besorgt an.
Seine Hand sah schlimm aus, wirklich schlimm, aber er ließ sich nichts anmerken.
Ich schluckte und sah auf die Ampulle in meiner Hand. So etwas machtvolles zu besitzen, dass Adrien und seiner Familie schaden könnte, war beängstigend. Automatisch gab ich es ihm zurück, aber er lehnte ab.
"Ich möchte, dass du es behälst und immer bei dir trägst. So weiß ich dich in Sicherheit", murmelte er und sah mich forsch an.
Mein Blick hob sich und unser Augen verfingen sich.
Dass er sich um mich sorgte, erwärmte irgendwie mein Herz. Es zeigte mir, dass er sich um mich sorgte und das musste doch irgendetwas heißen.
So viel auch zwischen uns passieren war, sah ich in ihm immer noch den Mann, dem ich mein Herz geschenkt hatte, mit dem ich die schönsten Erinnerungen teile.
Wir standen höchstens einen Meter voneinander entfernt, doch selbst hier merkte ich eine Verbindung zwischen uns, die meine unterdrückten Gefühle an die Oberfläche brachte.
Ich schlang meine Arme um meinen Körper, um der Versuchuung zu widerstehen, ihn zu berühren, obwohl ich es in diesem Moment so sehr wollte.
Doch es gab etwas, was noch nicht zur Sprache gekommen ist.
"Adrien?", murmelte ich und er sah mich mit einem undefinierbaren Blick an. Die nächste Frage zu stellen, schien mir plötzlich unglaublich schwer, denn ich wollte es wochenlang von ihm erfahren.
Was, wenn mir die Antwort nicht gefiel?
Darüber sollte und konnte ich nicht nachdenken.
"Wieso hast du mich damals verletzt?"
Meine Stimme klang brüchig, denn ich ließ all meinen Schmerz in die Frage einfließen. Adrien merkte das sofort und schlang ebenfalls seine Arme und den Körper, er wandte den Blick ab.
Ich sah, dass es ihn offensichtlich nicht gefiel, darüber zu reden oder erinnert zu werden, doch ich brauchte Antworten.
Er atmete tief aus.

PainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt