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"Bist du dir sicher, dass er das gesagt hat?", fragte ich zum dritten mal und zupfte an meinen Fingern.
"Das hat er und jetzt belass' es dabei", meinte Adrien grinsend und griff nach einem Hoodie, den er sich über sein Tshirt zog.
"Vielleicht war das auch nur ein Versehen", murmelte ich und rümpfte die Nase.
"Sirina, ich hab' fast das Gefühl, dass du Diejenige bist, die nicht mitkommen will", rief er aus dem Bad und ich verzog das Gesicht.
Möglich, dass ich Angst davor hatte, die Freunde von Adrien richtig kennen zu lernen, aber nur, weil ich glaubte, sie würden mich nicht akzeptieren.
"Außerdem kennst du doch schon alle, es sind nur ein paar Jungs und Mädels."
Er kam aus dem Bad und hob eine Augenbraue.
Bei dem Wort Mädels, packte mich ein Hauch von Eifersucht und endlich konnte ich es zulassen.
Nickend griff ich nach seiner Hand, die er mir zustreckte, um von seinem Bett aufzustehen.
Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zu Tristans Haus, dass direkt gegenüber von Seinem stand.
Komisch, dass sein bester Freund in derselben Siedlung wohnte, wie er.
Adrien klopfte an die Tür und schob sich etwas vor mich.
Mit Schwung wurde die Tür aufgerissen und Tristan kam uns entgegen.
"Willkommen in meiner guten Stube", begrüßte er uns freundlich und ließ uns nach einer Umarmung hineintreten.
Ich roch bereits, dass etwas mehr Alkohol geflossen war, dabei sind wir nur eine halbe Stunde später da.
Meine schwitzigen Hände wischte ich mir an meiner Jeans ab und folgte den Beiden nach draußen, allerdings zog mich Adrien zurück und drückte mich gegen die Wand.
"Mach dir keine Gedanken", sagte er leise und ich nickte.
Sein Kopf wanderte zu meinem, sodass unsere Lippen für ein paar Sekunden berührten.
Automatisch schlug mein Herz schneller und mein Körper begann zu Kribbeln.
Durch ein Räuspern würden wir unterbrochen.
Mir stieg die Hitze ins Gesicht, trotzdem schaute ich Tristan ins grinsende Gesicht.
"Ich kann euch gleich mein Schlafzimmer zeigen - nur für den Fall der Fälle", zwinkerte er und wir beide lachten auf.
Adrien gab mir einen letzten Kuss auf meine Stirn und dann zog er mich raus.
Der Garten von Tristans Haus war einfach nur riesig.
Ein Lagerfeuer wurde bereits angemacht und außen herum standen ein paar Sitzkissen, die fast alle belegt waren.
Es war für mich jetzt eine ganz andere Situation vor allen zu stehen, jetzt bin ich immerhin Adriens richtige Freundin.
Als uns alle sahen, ging ein 'Hey' durch die Menge und ich begrüßte alle ebenfalls auf dieselbe Art, bis auf Ruby, die mich unbedingt in ihrem Armen empfing.
Zuerst setzte sich Adrien auf ein Kissen und dann ich, allerdings zog er mich schon so weit zu sich, dass wir uns eines der Sitzkissen teilten.
"Also", begann Adrien und nahm dankend einen roten Becher an. "Was haben wir verpasst?"
"Wir reden gerade über meine Geburtstagsfeier nächste Woche", verkündete Tristan stolz.
"Du hattest Geburtstag?", fragte ich verblüfft nach.
Tristan schüttelte lächelnd den Kopf.
"Erst nächsten Sonntag, ich will reinfeiern."
Ich nickte. "Und wie alt, wenn ich fragen darf?"
"Aber natürlich", grinste er und trank aus seinem Becher. "Junge 19 Jahre."
Ich trank ebenfalls von dem Bier, das absolut bitter schmeckte, und ich kurz mein Gesicht verzog.
"Ansichtssache", kommentierte ich und ein Lachen ging durch die Menge.
Zufrieden sank ich enger an Adrien.
"Trotz deiner fiesen Sprüche, bist du ebenfalls herzlich eingeladen."
Ich lächelte und dankte ihm.
Läuft doch gar nicht mal so schlecht ...
Wir klapperten fast jedes Thema ab und je später der Abend wurde, desto entspannter wurde die Atmosphäre. Ich fühlte mich wirklich wohl unter ihnen.
Vielleicht war es aber auch der Alkoholpegel, der stetig stieg.
"Okay, neues Thema", verkündete Tristan. Alle warteten gespannt auf seine nächsten Worte. "Beziehungen."
Etwas mulmig im Magen, schluckte ich.
Ich hatte auf gar keinen Fall so viel Erfahrung, wie die anderen Anwesenden.
"Euer erster Schwarm", begann Tristan. "Melanie Morgan."
Alle Jungs lachten auf, doch ich verstand nicht, warum.
"Hätte mich auch gewundert, wenn nicht", grinste Adrien und Felix brummte zusätzlich.
"Melanie war der Mädchenschwarm auf ihrer Grundschule", klärte mich Ruby auf und ich nickte.
"Josh McDought", meinte Sarah, doch ich konnte absolut nichts mit diesem Namen anfangen, genauso wie die Anderen, weshalb Felix einfach weiter machte. "Lina Portland."
Ruby sah grinsend in die Runde.
"Cassandra Gregory."
Verdutzt starrte ich sie an, genauso wie alle anderen, bis auf Felix.
"Dein erster Schwarm war ein Mädchen?", fragte ich überrascht nach, doch sie zuckte nur mit ihren Schultern.
"Sie war einfach super nett zu mir und irgendwann bemerkte ich, dass ich mehr empfand", erzählte sie und ein Raunen ging durch die Menge. "Aber jetzt weiß ich, dass ich definitiv nicht bi bin, sondern zu einhundert Prozent hetero."
"Und jetzt du Sirina", forderte mich Tristan auf.
Ich spürte alle Blicke auf mir, besonders den von Adrien.
Tatsächlich hatte ich darüber gar nicht nachgedacht.
Ich blinzelte ein paar mal und überlegte.
"John McQueen", flüsterte ich.
"John McQueen, der in der Bibliothek gearbeitet hat?", fragte Tristan nach und verzog das Gesicht.
Ich rollte mit einem Lächeln meine Augen.
"Ja, der."
"Ist der nicht zehn Jahre älter, als wir alle?"
Tristan verzog sein Gesicht zur einer Grimasse, und alle lachten.
"Möglich, aber ich hatte ihn nie richtig angesprochen, also war das irgendwie nur eine stille Schwärmerei."
Ich zuckte mit den Schultern.
"Okay, Adrien, jetzt du", wechselte Ruby wieder zum Thema zurück.
Eine Angespanntheit durchfuhr ihn.
Alle sahen ihm ins Gesicht, genauso wie ich.
Schlimmer konnte es doch nicht werden.
"Claire Asthon", wisperte er und wich allen Blicken aus, indem er auf das Feuer starrte.
Abrupt schaute ich auf den Boden und tat so, als würde mich der Becher mehr interessieren, als seine Antwort.
Es war für eine kurze, aber doch ewig lange Zeit still. Ich glaubte sogar, mein eigenen Herzschlag zu hören.
"Bro, das waren schwere Zeiten", kommentierte Tristan endlich und kippte den Inhalt seines Becher in einem Zug hinunter. "Aber wir verzeihen dir für deine Missetaten."
Ein Lachen ertönte durch durch die Runde.
Ich war froh darüber, dass er mit Humor die Spannung senkte.
"Okay, wie wäre es, wenn wir eine positive und eine negative Sache des Partners nennen", schlug Ruby vor und alle nickten.
"Ich fange an", meinte sie und sah zu Felix. "Ich liebe an dir, wie gut du mich kennst, bis ins kleinste Detail."
Felix lächelte auf und gab ihr einen Kuss. "Aber du hängst zu sehr an allen Sachen und trennst dich nicht von Müll."
Er verzog das Gesicht. Ich lächelte auf. Das konnte ich mir absolut nicht vorstellen.
"Okay, also ich liebe deine selbstbewusste Art, in jeglicher Hinsicht." meinte er.
Tristan konnte es sich nicht nehmen, einen Spruch loszulassen: "Auch im Schlafzimmer?"
Rubys Augenbraue hob sich. "Davon könntest du dir bestimmt eine Scheibe abschneiden", grinste sie süffisant und Adrien lachte neben mir auf.
"An deiner Stelle wäre ich jetzt leise", kommentierte er und ich lächelte.
Tristan rümpfte die Nase.
"Wie wäre es, wenn Felix noch zu Ende sprechen könnte?", entgegnete ich und alle stimmten zu.
"Ruby, du wirkst bei manchen Streits ziemlich temperamentvoll."
Ruby rollte lächelnd mit ihren Augen, dann sahen alle mich und Adrien an.
"Ich schätze an dir dein Einfühlvermögen", überlegte ich und er grinste mich an. "Aber ich muss dir sagen, dass du manchmal ziemlich stur sein kannst."
Er verzog sein hübsches Gesicht.
"Naja, deine einfache, humorvolle und liebevolle Art ist es, was mich an dir reizt", meinte er und ich legte den Kopf schief. "Allerdings machst du dir viel zu viele unnötige Gedanken."
Ich rümpfte die Nase, aber nickte schließlich.
Adriens Hand legte sich sanft um meine Wange. Für ein paar Momente sah er mir tief in die Augen bis wir uns danach, länger als gewollt, küssten.
Stromschläge fuhren durch meinen gesamten Körper und meine Herz schlug Purzelbäume.
"Nehm euch ein Zimmer", unterbrach uns Tristan und warf einen leeren Becher nach uns.
Adrien und ich lösten uns, und lachten.
Verlegen kuschelte ich mich an seinen wärmespendenden Körper.
"Gut, Sarah, ich liebe deine Spontanität im jeglicher Hinsicht", murmelte Tristan und zum ersten Mal sah ich ein echtes liebevolles Lächeln von seiner Freundin. Sarah schien immer sehr distanziert von allen anderen, aber Tristan schaffte es tatsächlich andere Seiten in ihr hervor zu bringen.
"Allerdings siehst du manches etwas zu negativ."
Sie schlug ihm in die Magengrube. Doch sie blieb wohl immer die Alte.
"Schön, mit deinem Humor bringst du mich immerwieder zum Lächeln, aber manchmal wirkst du wie ein Kleinkind."
Er verzog sein Gesicht, gab ihr aber einen leidenschaftlichen Kuss.
Stirnrunzelnd und etwas angewidert legte ich meinen Kopf auf Adriens Schulter, der mir einen Kuss auf meinen Scheitel drückte.
"Okay, mit wem hattet ihr euer erstes Mal?", fragte Sarah und sah zu Tristan.
"Nelly Torry", zuckte er mit den Schultern.
Die Überraschung packte mich.
"Ist das nicht die Schulschlampe?", fragte Ruby nach.
Wieder hob und senkte er die Schultern. "Sie war heiß und ich war jung. Die Gier hat mich gepackt."
Adrien lachte neben mir auf. "Das glaub ich dir auf's Wort."
"Francis Doyley", murmelte Sarah. "Er war mein Tennislehrer und verdammt heiß."
Ich schluckte. So hatte ich Sarah überhaupt nicht eingeschätzt.
"Lina Portland, mein Crush", grinste Felix und musste dafür ein Schlag auf die Brust von Ruby kassieren.
"Will Harden, ein Junge vom Feriencamp."
Nun sahen alle mich an und ich richtete mich auf.
Mir war klar, dass sie viel weiter waren im Bereich Beziehung und Sex, und genau deswegen fiel es mir nicht leicht.
"Ich kann nicht", räusperte ich mich und Tristan sah mich an.
"Schlimmer als ich kann es nicht sein."
Ein Lachen folgte von uns allen.
"Ich kann nicht, weil-" Ich schluckte. "-,weil ich noch nie ... hatte."
Eine Welle des Scharms überrollte mich und ich beschäftigte mich mit meinen Händen.
Tristan pfiff auf. "Sirina Malone, die Jungfrau", murmelte er. "Darauf trinke ich!"
Ich lachte und setzte den Becherrand an meine Lippen.
"Adrien, jetzt du", meinte Sarah.
Die Blicke waren gesenkt, doch ich wusste nicht, was alle so angespannt machte - alle außer Sarah und mir.
Adrien ließ sich verdammt viel Zeit bei der Antwort.
War es ihm peinlich oder traute er sich nicht?
"Ich ...", begann er und verzog sein Gesicht. "Es war ..."
Ich sah ihn Stirn runzelnd an.
"Es ist Claire gewesen."
In mir zog sich etwas zusammen, sodass mir schlecht wurde.
Ich wendet mein Blick ab. Die erneute Stille war unerträglich und selbst Tristan schien keinen flotten Spruch mehr parat zu haben.
Ich erhob mich.
"Ich muss kurz auf die Toilette", räusperte ich mich.
"Sirina", rief Adrien mir hinterher, doch ich tat so, als würde ich es nicht gehört haben.

PainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt