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Lächelnd schlug ich mein Spind zu und wartete auf Joe.
Sie meinte, dass sie mich vor dem Unterricht unbedingt nochmal sehen müsse, um mir persönlich zu gratulieren.
Augenverdrehend gab ich mich geschlagen.
Es ist nicht so, dass der Geburtstag für mich keine wichtige Rolle spielen würde, aber eigentlich ist das nur eine weitere Zahl, die man mit sich tragen muss.
Klar, die 18 soll etwas besonderes sein, es ist der Eintritt ins Erwachsenenleben, allerdings fühlte ich mich weder anders, noch bereit mich zu den reifen Erwachsenen zu zählen.
Ein Quieken riss mich aus meiner Starre und ich sah nach links.
Joe lief mit einem fetten Grinsen auf mich zu. Stürmerisch zog sie mich  in eine Umarmung.
Immer wieder erstaunte es mich, wie viel Kraft in ihr steckte, sie brach mir ja schon fast die Rippen.
"Aaalles liebe und gute -", flüsterte sie mir ins Ohr und ich strahlte auf. "- zu deinem Geburtstag."
Ich lächelte sie an.
"Danke", flüsterte ich zurück.
Ich war wirklich froh darüber, Joe in der Cafeteria begegnet zu sein und sie jetzt zu meiner Freundin zählen zu dürfen.
"Ein Geburtstag wäre nicht ein Geburtstag ohne Geschenke", trällerte sie und übergab mir eine kleine Geschenktüte.
Ich fasste mir ans Herz. Trotzdem konnte ich es mir nicht nehmen lassen, ihr einen ernsteren Blick zuzuwerfen.
"Ich hatte gesagt, keine Geschenke", murmelte ich, doch sie zuckte mir den Schultern.
"Na und wenn schon, man wird nur einmal knackige 18 Jahre", meinte sie und ich lachte auf.
Schließlich sah ich doch in die Tüte und holte eine Metallkette raus.
Es war ein Schlüsselanhänger.
Auf der einen Seite befand sich ein Bild von Joe und mir, auf der Anderen war die Form eines Apfels eingraviert.
Stirnrunzelnd sah ich sie an.
"Ein Apfel?", fragte ich nach und sie schmollte.
"Weist du das etwa nicht mehr?"
Allerdings musste ich da wirklich passen, so sehr ich auch überlegte. "Bei unserer ersten Begegnung in der Cafeteria. Ich habe deinen Apfel gefangen."
Jetzt er schien die Szene vor meinen Augen und ich nickte lächelnd.
"Natürlich, tut mir leid", meinte ich zog sie in eine Umarmung. "Danke, Joe. Das ist wirklich aufrichtig."
Zufrieden seufzte sie auf und ließ mich los.
"Also", meinte sie grinsend. "Was ist geplant für heute?"
Ich runzelte kurz die Stirn und Joe legte den Kopf schräg.
"Du hast nichts vor?", fragte sie nach, doch ich zuckte nur die Schultern.
Mein Blick wich nach unten ab.
"Nein, eigentlich nicht."
Joe riss die Augen auf.
"So kannst du doch nicht deinen Geburtstag feiern!"
"Schhh", pfiff ich und ermahnte sie mit einem warnenden Blick. "Du wusstest, dass mein Geburtstag keine große Sache ist."
Meine Freundin rollte mit den Augen, aber ich war noch nicht fertig.
"Joe, dein Geschenk ist wirklich toll, aber so etwas, wie eine Party wird es nicht g-"
Abrupt wurde ich unterbrochen und stattdessen zu einer harten Brust gezogen.
Meine Stirn wurde übersäht von kleinen Küsse, bis die Lippen sich zu meinem Ohr schoben.
"Happy Birthday", raunte mir Adrien in mein Ohr und Gänsehaut setzte bei mit ein.
Sanft drückte er seine Lippen gegen meine.
Eine Flut der Glücksgefühle überschwemmte meinen Körper. Hitze brodelte in mir, Schmetterlinge flogen in meinem Bauch auf und ab.
Doch ich konnte nicht anders als ihn von mir wegzudrücken.
Adrien sah mich mit einem Grinsen an.
"Woher weißt du das?", fragte ich ihn ernst, doch seine Augen verrieten nichts. Mein Kopf schoss nach rechts.
"Joe", flüsterte ich, doch sie schüttelte den Kopf und tat so, als würde sie ihre Lippen mit einem Schlüssel absperren.
"Meine Lippen waren versiegelt", meinte sie.
"Das ist doch vollkommen egal", fiel Adrien dazwischen und zog die Aufmerksamkeit wieder auf sich.
Doch mir war es nicht egal.
Ich hatte es nur Joe erzählt, meine Familie wusste davon natürlich bereits. Joe meinte, dass sie nichts erzählt hatte und ich glaubte ihr, und meine Familie hatten das ganz sicher nicht erwähnt.
Woher wusste er immer alles?
Adrien hielt mir eine Rose vor der Nase, die mich wieder in die Realität zurückbrachte.
"Für dich", wisperte er und ich nahm sie dankend an. "Dein eigentliches Geschenk kommt natürlich noch."
Tristan trat neben Adrien und lächelte breit.
"Hab' ich da richtig gehört? Sirina Malone ist offiziell eine Erwachsene?"
Ich schmunzelte und nickte.
Tristan schob sich zwischen Adrien und mich, und drückte mich stürmisch.
Adrien blickte angespannt auf uns zwei hinab.
War er etwa eifersüchtig, und dann noch auf seinen besten Freund?
Ich löste mich schnell von Tristan, um die Spannung wieder zu lösen.
"Also wann steht die Party heute an?", fragte Tristan grinsend und ich runzelte die Stirn.
Warum glauben eigentlich alle, dass ich heute feiern würde?
"Tristan, es gibt keine -", wollte ich erklären, aber mir fiel jemand ins Wort.
"Die Party findet heute Abend in der Villa statt", verkündete Ruby hinter mir und ich drehte mich überrascht um.
Ruby war nicht einmal auf unserer Schule und trotzdem stand sie vor mir.
"Was machst du denn hier?", fragte ich verdutzt nach und sie lachte.
"Na, ich wollte dir persönlich gratulieren", meinte sie und zog mich in eine feste Umarmung.
Woher wussten denn alle, dass ich heute Geburtstag hatte? Bekam ich irgendetwas etwa nicht mit?
"18 Uhr", murmelte Ruby, als sie mich los ließ, in die Runde und sah jeden an. "Kommt. Pünktlich."
Alle nickte zufrieden, bis auf ich.
Es war Tradition, dass meine Familie etwas zusammen kochte und dann gemeinsam aßen. Eine Party hatte da also keinen Platz.
"Ich kann- ", begann ich und schüttelte meinen Kopf. "- nicht."
Adrien runzelte die Stirn und trat neben mich.
"Du meintest noch vor ein paar Minuten, dass du nichts geplant hattest."
Woher wusste er das verdammt?
Ich hatte es zu Joe gesagt und zu niemand anderem.
Stutzig sah ich ihn an, perplex etwas darauf zu antworten.
"Na siehst du", meinte Ruby weiter und ich sah zu ihr rüber. "Okay, also 19 Uhr für dich ..."
Ruby zeigte auf mich, dann auf die anderen. "18 Uhr für euch."
Alle nickten, doch ich konnte nichts mehr einwenden, weil alle sich bereits aufteilten.
"Jetzt muss ich aber los", verabschiedete sie sich mit einem Zwinkern. "Es gibt noch so viel zu tun", murmelte sie und redete mit sich selber, als sie von uns wegtrat. "Einladungen, Deko, Essen, ..."
Es klingelte abrupt zum Unterricht, was mich aus meiner Starre riss.
"Okay, wir müssen los", meinte Adrien und drückte mit einen Kuss auf die Lippen. "Wir sehen uns."
Ich sah Tristan und meinem Freund hinter her.
Wie war gerade aus dem Plan 'Mit meiner Familie zusammen essen' der Plan 'Wir schmeißen eine Party für Sirina' geworden?
Joe hackte sich bei mir unter.
"Na los", meinte sie und zog mich den Gang entlang.
Ich hatte bis dahin noch kein einziges Wort gesagt.
"Wir wollen doch nicht zu spät kommen", grinste sie und hielt mit eine Tür auf.

PainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt