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Gezielt ging ich zu meinem grauen Spind, der sich in der Mitte von allen Spinden befand.
Gerade als ich die letzte Zahl der vierstelligen Kombination eindreht, spürte ich einen Stoß an meinem Kopf, sodass ich nach vorne an meine Spindtür knallte.
Sofort schmerzte mein Kopf und ich rieb mir meine Strin.
Wütend warf ich den Blick über meine Schulter und sah sie, Clarie. Meine ehemalige beste Freundin, die sich prächtig amüsierte.
Ja, Clarie und ich waren befreundet, sehr sogar. Aber seit der 10ten Klasse fing sie an mich zu ärgern, obwohl ich nicht einmal wusste, wieso.
Im Nachhinein erfuhr ich, dass sie eifersüchtig auf mich war, weil sich ihr ehemaliger Schwarm Louis Quinn in mich, anstatt in sie, verliebt hatte.
Ziemlich unnötig, wenn ihr mich fragt, aber so fingen sie kleinen Hänseleien an.
Natürlich hatte ich meiner Familie nichts davon erzählt, da mir das einfach peinlich war.
Ich komme schon zurecht, so wie ist es - schon seit der 10ten Klasse, und dieses Jahr und nächstes werde ich auch noch hinter mich bringen.
Wieder schaute ich zu meinem Spind und atmete tief ein und wieder aus.
Manchmal würde ich Clarie einfach die Meinung sagen oder sie gar auch mal ärgern, aber ein winzig kleiner Punkt war außer acht gelassen.
Sie ist berühmt und beliebt, also würde sich niemand für mich einsetzten, geschweige denn mir bei stehen. Deswegen versuchte ich mich unter Kontrolle zu halten, und bis jetzt hatte es zumindest immer geklappt.
Ich wandte mich wieder meinem Spind zu und betrachtete die Türinnenseite. Mein Stundenplan, ein kleiner Spiegel und ein paar Fotos hingen dort.
Meine ganze Familie war auf dem Foto zu sehen, oder zumindest die, die noch übrig sind.
Mein Dad, mit dunkelbraunem Haar und strahlenden braunen Augen, die auf meine Mom gerichtet sind. Mit ihren hellbraunen Haaren und blau braunen Augen sah ich ihr mehr ähnlich, als ich gedacht hatte.
Der 4-jährige Tyler grinste im Bild über beide Ohren, da dieses Foto an seinem Geburtstag geschossen wurde.
Und da stand ich, dunkelbraunes Haar, eisblaue Augen, schüchtern und liebevoll neben meinem Bruder.
Ich hatte mich schon immer gefragt, woher ich diese kristallklaren Augen hatte, da meine Mutter nur zum Teil blaue Augen hatte, doch sie hatte nur gesagt, dass meine Großmutter welche gehabt hatte.
Die Pausenglocke riss mich aus meinen Gedanken und holte mich zurück in die Realität.
Seufzend wendete ich mich wieder meinen Büchern zu und packte meine Tasche, um so schnell wie möglich die vollen Flure zu verlassen.
Doch anstatt meine Tasche zu packen, hörte ich auf einmal Getuschel und Geflüster von meiner linken Seite und ich wusste, wieso.
Denn er betrat den Schulgang und zog alle Blicke auf sich.
Adrien Black.
Ein berühmt berüchtigter Mädchenschwarm, der leider wirklich verdammt gut aussieht.
Mein Blick schweifte zu dem dunkelhaarigen Jungen, der gefolgt von seinem besten Freund, Tristan Young, lässig durch den Flur ging.
Mit seinen braunen Augen, die übrigens, die schönsten sind, die ich je gesehen habe, scannte er alle Schüler, so als würde er nach jemanden bestimmtes Ausschau halten.
Und plötzlich zuckten seine Mundwinkel nach oben, da er vermutlich die Person gefunden hatte.
Und natürlich war es kein geringeres Mädchen als Clarie, die auf ihn zu rannte und ihm zur Begrüßung einen leidenschaftlichen Kuss schenkte.
Mein Magen zog sich bei diesem Anblick plötzlich zusammen und mein Körper begann zu zittern. Ich verzog mein Gesicht und wendete meinen Blick ab.
Adrien und Clarie waren das berühmteste Paar auf meiner Schule.
Klar, wieso auch nicht?
Der süßeste Junge und das schärfste Mädchen, wie eigentlich immer.
Sie sind schon seit einer Ewigkeit zusammen, und ich konnte mir auch kein anderes Mädchen neben ihm vorstellen, aber ihre Beziehung hielt sich nicht immer ganz lange, da es wirklich eine On-/Off-Beziehung war.
Und immer wenn es hieß, Adrien Black sei wieder single, versuchten alle Mädchen, wirklich alle, ihn von sich zu überzeugen.
Alle, außer mir.
Das lag vermutlich daran, dass ich mich erstens nicht einmal ansatzweise so hübsch fand, wie es ihm zustehen würde, und zweitens ich kein Mädchen bin, dass sich an Typen mit ihrem großzügigen Ausschnitt ranmachte.
Ja, vermutlich wusste er nicht einmal, dass ich existierte und wird es wahrscheinlich auch nicht mitbekommen.
Aber das ist okay. Immerhin ist er nicht der einzige hübsche Junge auf dieser Welt, aber er kam dem schon sehr nahe.
Mit meinem Rucksack ging ich in die Caféteria, nahm mir ein Tablett und stellte mich an.
Gedankenverloren nahm ich mir ein Brötchen und einen grünen Apfel und wollte mich umdrehen, als ich gegen eine Schulter knallte und mein Apfel herunter fiel.
Ich murmelte ein 'Sorry' und wollte nach meinem Apfel suchen, als ihn mit jemand unter die Nase hielt.
Ich schaute auf und sah in zwei freundliche grüne Augen.
"Der gehört dir, stimmt's?", lächelte mich ein blondes Mädchen an.
"Ja, danke, aber wie hast du ...", murmelte ich fragend, als sie mir das Wort abschnitt.
"Gute Reflexe", antwortete sie mir nur und lächelte freundlich.
"Ich bin Josephine, aber nenn' mich Joe", stellte sie sich vor.
"Sirina", gab ich zurück und lächelte sie schüchtern an.
"Bist du neu hier?", fragte ich schnell nach, um diese Stille zu unterbrechen.
"Ja, ich bin vor einer Woche hierher gezogen und gehe erst seit heute auf die Schule", erzählte Sie mir.
"Ähm wollen wir uns vielleicht setzten?", fragte ich und zeigte auf einen noch leeren Tisch.
"Ja, danke", nickte sie mir zu und wir setzten uns.
Den Rest der Pause über unterhielten wir uns ohne Unterbrechung.
Und noch nie hatte ich so schnell das Gefühl gehabt, eine Person schon ewig zu kennen. Aber so war es eben bei Joe, und ich bilde mir ein, sie würde sich genauso gut mit mir verstehen.
Eigentlich konnte man über Joe nur sagen, dass sie 18 Jahre alt ist, keine Geschwister hat und eben gerade hier her gezogen war.
Wir fanden viele Gemeinsamkeiten, zum Beispiel, dass wir gerne Shoppen und ins Kino gingen. Wir verabredeten uns wieder an diesem Tisch zusammen und um ehrlich zu sein, freute ich mich bereits darauf.
Danach klingelte gleich schon wieder die Klingel, die die Pause beendete. Leider hatte Joe nur wenige Kurse mit mir, sodass ich, wie immer eigentlich, alleine zu meinem nächsten Unterrichtsfach schlenderte.

PainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt