"Immer herein spaziert", grinste mich Adrien an und ich trat in ihr Haus ein.
Mit einem Lächeln gab ich ihm einen langen, aber dennoch sanften Kuss.
Überrascht schaute er mich an.
"Womit habe ich den denn verdient?", fragte er nach und nahm mir die Jacke ab.
"Muss es denn immer einen Grund geben?"
Ich strich meine Haare nach hinten und zuckte mit den Schultern.
Seitdem Adrien und ich uns ausgesprochen hatten, fühlte ich mich wieder richtig gut.
Ich hatte ihn wirklich vermisst.
Ich lief bereits in den Flur hinein, doch Adrien zog mich am Arm zurück zu sich, sodass ich gegen ihn prallte.
Verdutzt sah ich ihn an, da senkte er erneut seinen Mund auf meinen.
Mein Herz setzte einmal kurz aus.
Kribbeln durchfuhr meinen Körper, sodass ich tief Luft holen musste.
Leicht gab er mir kleine Küsse auf die Stirn und auf meinen Scheitel.
Wie es aussah, hatte er mich auch etwas vermisst ...
Automatisch lächelte ich auf und drückte mich noch enger an seine Brust, um sein Geruch aufzunehmen, nach dem ich mich seit Tagen gesehnt hatte.
"Wir sollten, denke ich, in den Garten", raunte er mir in mein Ohr und ich vergrub mein Kopf in seinem weißen Hemd.
"Ich weiß, aber meine ganze Familie würde dich unheimlich gerne kennen lernen."
Bei dieser Aussage schmunzelte ich.
Ich wusste, er wollte mit schmeicheln - und es klappte.
"Ich kann sie schon hören, wie sie ungeduldig auf dich warten", fügte er hinzu und lachte leise auf.
"Okay, schon gut", schüttelte ich meinen Kopf. "Ich hab's verstanden."
Grinsend zog er mich durch die Flure, ins Wohnzimmer, in den riesigen Garten.
Verdutzt musterte ich die Umgebung.
Ich hatte nicht mit so vielen Leuten gerechnet.
Das musste ich erst einmal verdauen.
Nervös fasste ich nach Adriens Hand, der sie unterstützend drückte.
"Du hast mir nicht gesagt, dass deine Familie so groß ist", flüsterte ich erst panisch, dann lächelte ich jeden an, der zu mir sah.
"Eigentlich schon", lachte er leise auf. "Keine Panik, du schaffst das schon."
Ich warf ihm eine Grimasse zu und er unterdrückte ein Lachen.
Mehr konnte ich nicht sagen, da bereits die ersten Verwandten vor mir standen und sich mir vorstellten.
Keine zehn Minuten später wurden wir entzweit und voneinander getrennt.
Nach mehr als einer Stunde hatte ich kurz Zeit um mich nach ihm zu erkundigen, doch immer, wenn ich zu ihm gehen wollte, stellte sich eine andere Verwandschaft vor und da ich nicht unhöflich sein wollte, ließ ich die Idee von Adriens und meinem Zusammentreffen wieder ganz schnell verschwinden.
Schließlich brauchte ich auch eine kurze Pause und entschuldigte mich deshalb von dem netten Ehepaar, von dem ich absolut nicht mehr wusste, von welchem Familienteil sie abstammten.
Tief atmete ich aus und ging durch das Wohnzimmer und suchte das Bad im Erdgeschoss.
Kurz stellte ich mich hinter eine Wand und zückte mein Handy.
Wo bist du? Ich finde dich nirgendwo.
Die Nachricht ging raus an Adrien und dann wartete ich ungeduldig. Ein paar Sekunden später summte mein Handy auf und ich schaute auf den Bildschrim.
Finde mich ...
Ich lächelte auf und biss mir auf die Unterlippe.
Eurer Haus ist riesengroß, hilf mir ein bisschen.
Ein paar Sekunden vergingen wieder.
Kinosaal
Ich atmete tief ein und grinste auf.
Mein Handy packte ich weg und lief los in einen Gang.
Ich versuchte mich zu erinnern, wie wir das letzte mal hier waren.
Der Gedanke an den Abend fühlte sich Ewigkeiten weg an.
Kurz passte ich nicht auf, schon wurde ich in einen dunklen Flur gezogen.
Ruckartig drückte mich jemand gegen die Wand.
Adriens Geruch umhüllte mich und mein Körper entspannte sich wieder.
"Ich hab' mich schon gefragt, wann du kommst", flüsterte er und Gänsehaut setzte bei mir ein.
Ich schnappte leise nach Luft und schmunzelte.
"Ich denke, deine Verwandten bekamen gar nicht mehr genug von mir", wisperte ich und fuhr mit dem Finger seinen Kragen vom Hemd nach.
Adrien lachte leise auf und fuhr mit seiner Hand meine Hüfte entlang.
"Das habe ich nur zu gut gesehen", raunte er und ich lächelte, doch mein Blick galt seinen Lippen, die ein paar Zentimeter vor meinen Gesicht schwebten.
Mich überschwemmt das Verlangen mich vor zu beugen, doch Adrien drückte mich gekonnt wieder an die Wand zurück.
Überrascht sah ich ihm an, doch er schüttelte nur grinsend den Kopf.
"Nicht so schnell", flüsterte er und ich hob meine Augenbraue.
Adrien wollte, mich ärgern. Er zögerte jede weitere Berührung hinaus, doch ich merkte, wie er dabei selber mit sich kämpfte.
Ich biss mir auf die Unterlippe, was seine Aufmerksamkeit erregte.
Zufrieden reckte ich mein Kopf in die Höhe und betrachtete sein Gesicht von oben bis unten.
Seine Augen glitzerten vor Verlangen, und es stand ihm unheimlich gut.
"Sag mal", meinte ich provokant. "Wen willst du gerade hinhalten?"
Er runzelte leicht seine Stirn. Sein Körper bebte leicht. Er kämpfte innerlich mit sich selber
"Mich?"
Ich sah kurz auf seine Lippen, die einen kleinen Spalt geöffnet waren. Bei jedem einzelnen Wort streifte mein Atem seinen.
"Oder dich?"
Meine Augen musterten seine intensiv.
Ein süffisantes Lächel folgte von mir.
Adriens Kiefermuskeln zuckten auf. Seine Haltung verriet mir, wie sehr er mich berühren und wie sehr deine Lippen die Meinen streifen wollte.
Langsam krallte ich ich in seinen Kragen und zog ihn quälend langsam zu mir, doch Adrien drückte mich erneut gegen die Wand.
Ich blinzelte.
Seine Reaktion sorgte bei mir kurzzeitig für Überraschung.
Im selben Moment lehnte er sich nach vorne und befreite mich endlich von der Ungeduld.
Mein Herz stolperte fast.
Stromschläge schlugen unkontrolliert und überall auf meinem Körper ein. Wärme strömte von Adriens durch much hindurch, sodass mir plötzlich ganz heiß wurde.
Seine Hand fuhr an meine Kniekehle und winkende mein Bein an.
Unsere Zungen ringten miteinander.
Es war so intensiv, dass mir schwindelig wurde, doch Adrien stützte mich.
Auch, wenn ich meinte, ich wolle es langsamer angehen, konnte ich keinen klaren Vernunftsgedanken mehr fassen. Alles drehte sich nur um Adrien, die Berührungen und diesen unbeschreiblichen, leidenschaftlichen Kuss.
Und ich wollte mehr.
Mein Zähne bissen leicht in seine Unterlippe, weshalb Adrien leise aufknurrte.
Automatisch lächelte ich und stürzte mich wieder in den Kuss.
Adriens Hand spielte mit dem Saum meines Kleides.
Ich merkte, wie er unter mein Kleidungsstück fahren wollte, um meinem Körper näher zu sein, doch immer wieder zog er seine Hand leicht zurück.
Er kämpfte innerlich mit sich.
Er wusste, dass ich in der Schule meine Zweifel ausgesprochen hatte, ich wollte nichts überstürzen, aber das, was wir hier machten, war das absolute Gegenteil von meiner Bitte.
Länger konnte ich auch nicht darüber nachdenken, da bereits nach uns gerufen wurde.
Ein paar Zentimeter brachten wir zwischen uns, mein Kopf legte ich gegen die Wand und Adrien seufzte auf.
"Adrien? Sirina?"
Ich schloss meine Augen und atmet tief aus.
Das Einzige, das ich jetzt wollte, war Adriens Lippen auf meinen, allerdings befanden wir uns auf der Familienfeier von ihm, also hieß das auf normalen Abstand zu gehen.
"Wir sollten wohl wieder ...", flüsterte mein Freund mir entgegen und musterte mich, während ich nickte.
"Ja, sollten wir", hauchte ich.
Ich konnte es nicht lassen, einen Blick auf Adriens Mund zu werfen.
"Adrien!"
Ich blinzelte und ließ ihn langsam los, genauso wie er mich.
Schnell richtete ich mein Kleid und Adrien sein Hemd, dann liefen wir gemeinsam wieder zu seiner Familie.
Zusammen traten wir wieder auf die Terrasse und ich sah mich um, doch wen ich da entdeckte, verschlug mir meine Sprache.
Es war niemand anderes als Claire, dessen roter Haarschopf mir direkt ins Auge sprang.
Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich die Luft angehalten hatte.
"Hey, was ist los?", fragte Adrien mich besorgt.
Meine Überraschung stand mir also ins Gesicht geschrieben, aber anders hätte ich auch gar nicht reagieren können.
Die Ex meines Freundes stand neben seinen Großeltern und unterhielt sich prächtig mit ihnen.
In mir zog sich alles zusammen.
Adriens Blick folgte meinem, doch er schien ganz und gar nicht überrascht.
"Wieso ist sie hier?", krächzte ich und wandte meinen Blick von ihr ab.
"Sirina", atmet er tief aus und sah much mitleidig an. "Claires Familie sind gute Freunde meiner Eltern, sie -"
Jemand schnitt ihm das Wort ab, und es war niemand anderes als Claire.
Sie trat vor uns und sah uns lächelnd an, doch ich erkannte sofort ihr aufgesetztes Lächeln.
"Adrien", begrüßte sie ihn zuckersüß und hielt seinem Blick stand. "Sirina."
Ihre Augen huschten über meinen Körper und betrachteten mich abwertend.
"Claire", begrüßte Adrien seine ehemalige Freundin etwas kühler als sonst.
Sein Arm schob sich um meine Taille und zog mich zu sich.
Ein Lächeln bildete sich auf meinem Gesicht.
Es war ein Zeichen, dass ich definitiv von ihm brauchte. Eins, dass mir Sicherheit gab und mir zeigte, dass er vollkommen zu mir stand.
Claire hob grinsend ihre Augenbraue. Auch sie hatte seine Geste bemerkt.
"Wie ich sehe, seid ihr immer noch auf Wolke sieben unterwegs", murmelte sie und ich rollte meine Augen.
Claire konnte es sich nicht verkneifen, einen ihrer Sprüche loszuwerden.
"Und wie ich sehe, hast du dich hier her verirrt", konterte ich und streckte meinen Rücken durch.
"Alte Gewohnheit."
Anstatt, dass Claire sich angegriffen fühlt, grinste sie nur noch mehr.
"Adrien!", rief seine Mutter und winkte ihn zu sich rüber.
Adrien entschuldigte sich vorbildlich und drückte mir einen Kuss auf die Schläfe. Er ließ mich mit Claire also alleine.
"Sirina", lenkte Claire wieder die Aufmerksamkeit wieder auf sich. "Ich glaube, wir müssen nochmal von neuem anfangen."
Sie hackte sich ruckartig bei mir ein und zog mich etwas abseits der Leute. Ich hatte keine Chance mich ihr zu entziehen, sie war einfach zu stark.
Unfreiwillig folgte ich ihr, bis wir in der hintersten Ecke stehen blieben.
Unsicher schaute ich über meine Schulter, doch Claire zog mich am Kinn wieder in ihre Richtung.
Gespielt zuckersüß blickte sie in meine Augen, dann von einen auf den anderen Moment fiel ihre Maske und sie starrte mich abwertend an.
Ich schluckte.
Auf keinen Fall wollte ich einen Aufstand erregen, doch gleichzeitig fühlte ich mich absolut nicht wohl bei Claire.
"Was willst du, Claire?", versuchte ich so selbstsicher zu klingen, wie es nur ging.
Etwas überrascht von meinem Ton, hob sie ihre Augenbraue.
"Ich denke, du solltest dich nicht überschätzen", meinte sie und packte mein Handgelenk.
Sie drückte kurz fest zu, sodass ich mich ihr entziehen wollte, aber sie ließ nicht locker.
"Sei dir bloß nicht zu sicher mit Adrien", lächelte sie.
"Claire, es ist in Ordnung, dass er dich nicht mehr will", murmelte ich provokant und ihr Lächeln verschwand.
"Du Miststück", flüsterte sie. "Du weißt nicht einmal, warum Adrien und ich uns getrennt haben."
Doch dann grinste sie wieder auf.
"Ich, Dummerchen", schmunzelte sie und fuhr sich mit ihrer anderen Hand durch ihr rotes Haar. "Natürlich weißt du es nicht."
Ich schluckte.
"Es liegt bei Adrien mir den Grund für eure Trennung zu erzählen", begann ich, doch sie lachte auf.
"Sicher", murmelte sie und rollte mit ihren Augen. "Frag Adrien ruhig, warum wir uns getrennt haben, aber nach dem wahren Grund. Ich weiß, dass du siehst, wenn er dich anlügt."
Ich runzelte leicht die Stirn.
Warum sollte er mich deshalb belügen?
Claire wusste, worüber ich nachdachte, weshalb sie belustigt fortfuhr.
"Adrien ist anders, als die anderen Jungs, die du kennst. Abgesehen davon, was offensichtlich ist, hat er keine weiße Weste."
So etwas konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.
Adrien war einer der ehrlichsten Menschen, die ich kenne. Ihm so etwas zu unterstellen, war hart.
"Woher willst du wissen, dass er es mir noch nicht erzählt hat?", fragte ich stattdessen, doch sie schmunzelte nur.
"Sirina", begann sie. "Ich war seit meinem fünfzehnten Lebensjahr jeden Tag an seiner Seite, ich kenne alles."
Ich wandte meinen Blick ab.
Eigentlich konnte ich Claire nicht trauen, aber etwas in mir fühlte, dass an ihrer Behauptung ein kleiner Funken Wahrheit stecken musste.
"Schön, dann erzähl' du es mir", meinte ich todernst, aber die grinste mich nur an.
"Nein", hauchte sie und zwinkerte mir zu. "Wo bleibt denn da der Spaß?"
Innerlich bebte ich vor Wut.
Entweder erlaubte sich Claire einen mächtigen Spaß, oder sie hatte Recht mit dem Geheimnis und Adrien war noch nicht bereit mir davon zu erzählen.
Beide Punkte kratzten an meinen Nerven.
In diesem Moment spürte ich Adriens Präsenz hinter mir und ich atmete auf.
"Warum seid ihr soweit hinten?", fragte Adrien eher mich als Claire, ließ sie aber dennoch nicht aus den Augen.
"Wir haben hier ein Eichhörnchen entdeckt, stimmt's, Sirina?", grinste sie breit, doch ich blieb stumm.
"Claire, ich denke du solltest jetzt gehen", meinte Adrien dominant und sie nickte.
"Sicher", murmelte sie und sah mich dann an. "Ich will, dass nichts zwischen euch steht."
Ich wandte meinen Blick ab, während sie davon lief.
Stirnrunzelnd sah er ihr nach.
"Über was habt ihr gesprochen?"
Auch ich sah zu meiner ehemaligen Besten Freundin rüber und musterte sie.
"Nichts wichtiges", flüsterte ich und lehnte mich gegen ihn.
"Adrien?"
"Hm?"
Seine Augen flogen zu mir.
"Du weißt, dass du mit mir über alles sprechen kannst, oder?", wisperte ich und sah ihn an.
"Natürlich", meinte er etwas unsicher.
Nach einer langen Pause fuhr ich fort.
"Gibt es etwas, dass du mir sagen willst?", fragte ich nach und hielt den Atem an.
Seine Antwort war mir jetzt unheimlich wichtig.
Klar, Claire konnte das erfunden haben, aber was brachte ihr das?
Deshalb glaubte ich auch, dass Claire mich einfach nur verunsichern wollte.
"Nein, eigentlich nicht", überlegte er kurz und ich schluckte. Er log mich an.
Es gab etwas, dass er mir verheimlicht, und ich wollte es wissen, egal, was es kosten würde.
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Pain
WerewolfSirina ist ein ganz normales Mädchen mit einer ganz normalen Familie und ganz normalen Problem. Als sie jedoch auf Adrien trifft, ändert sich ihr Welt mit einem mal. Er ist anders als alle anderen, die sie kennt - und das reizt sie sehr. Mir der Ze...