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Ich strich mein Oberteil glatt und betrachtete mich im Spiegel, dann rümpfte ich die Nase.
Seit wann achtete ich auf meine Kleidung?
Ich schüttelte meinen Kopf und verzog mein Gesicht.
Kurz drehte ich mich um und schaute durch mein Zimmer. Schnell richtete ich meine Bettdecke, die eigentlich glatt wie Eis war.
Ich seufzte.
Was verdammt war los mit ihr?
Ich stieg die Treppe hinunter, lief in die Küche und ließ mich auf dem Hocker nieder.
Meine Mom drehte die Hitze vom Herd runter und sah mich freundlich an, aber sie runzelte die Stirn.
"Was ist?", fragte ich nach und nahm mir eine geschnittene Paprika.
"Ist das Schminke in deinem Gesicht?", fragte sie verdutzt nach und starrte mich an. "Seit wann schminkt du dich?"
"Mom!"
Ich sah meine Mutter böse an, doch sie lächelt nur.
"Kommt er wieder vorbei?"
Unwissend zuckte ich die Schultern, obwohl ich wusste, wen sie meinte.
"Na dieser Junge - Adrien, richtig?"
Ich atmete tief ein und schüttelte den Kopf.
"Nein", meinte ich, jedoch nicht ganz überzeugend und schaute weg.
Es war ganz sicher nicht wegen ihm.
Ich hatte einfach Lust mich etwas hübscher zu machen als sonst.
Der Blick von meiner Mutter durchdringt mich förmlich. Ihr Lächeln verriet, was sie dachte.
Sie war der festen Überzeugung, dass ich auf ihn stand, doch ich wusste es besser.
Klar, Adrien ist super süß, immer freundlich, wir verstehen uns gut und verdammt heiß, aber deshalb stehe ich doch nicht gleich auf ihn!
Außerdem ist er seit etwas mehr als zwei Wochen von Claire getrennt, er kann sich nicht so schnell nach jemand anderes umschauen.
Das Klingeln riss mich aus meinen Gedanken und ich stand zu schnell auf, sodass der Hocker zur Seite kippte und umfiel.
Meine Mom sah mich mit einem Grinsen an, aber ich ignorierte sie und lief zur Tür.
Langsam öffnete ich sie und lächelte Adrien an, der mich mit einem Grinsen begrüßte.
"Komm rein", flüsterte ich und nahm ihm die Jacke ab.
Hatte ich schonmal erwähnt, dass er verdammt gut aussah? Nein?
"Danke, dass ich hier sein darf", raunte er, sodass ich Gänsehaut bekam.
Ich lachte auf und winkte ab.
Als er in die Knie ging, um seine Schuhe aufzubinden, verzog ich mein Gesicht.
Was war los mit mir?
Ich schluckte und sah ihn wieder an.
Langsam liefen wir zur Treppe, doch meine Mom war ja noch in der Küche.
"Hallo, Adrien", begrüßte sie ihn und lächelte so breit, wie ein Honigkuchenpferd.
"Hey, Mrs Malone."
"Es ist so schön dich wiederzusehen und bitte nenn' mich Gloria."
Ich runzelte die Stirn und schüttelte unauffällig den Kopf zu meiner Mutter, die sich so gar nicht wie meine Mutter benahm.
"Okay, wir gehen jetzt unser Präsentation weiter machen", rollte ich meine Augen, nahm Adrien an der Hand und zog ihn weg.
"Ja, viel Spaß", hörte ich sie noch rufen, doch ich seufzte nur.
Ich merkte, wie die Wärme mich auf Grund seiner Hand in meiner durchflutete, sodass ich ihn vorsichtig wieder losließ.
Adrien trat in mein Zimmer und setzte sich auf mein Bett.
An diesen Anblick könnte ich mich gewöhnen ...
Ich spürte, wie sich mein Körper bereits zur anderen Seite des Bettes drehte, doch ich erinnerte mich an den Morgen im Bett und ich senkte mich auf den Sessel.
Ich zog meine Beine zu mir und drückte meine Bücher auf den Schoß.
Die Stille war unerträglich, aber mir fehlten die Worte, mein Mund war wie ausgetrocknet.
Adrien räusperte sich.
"Wir sollten vielleicht -", begann er, aber ich fiel ihm ins Wort. "Wir könnten-"
Ich sahen uns an und lachten.
"Tut mir leid, du zuerst", meinte ich, aber er forderte mich zuerst auf.
"Na gut, ich könnte bereits die wichtigen Punkte zusammenfassen und -"
"- ich mit der Präsentation", beendete er und nickte langsam.
"Perfekt", flüsterte ich und sah ihn an. Sein Blick war irgendwie anders, so undurchscheinbar und geheimnisvoll.
Ich konnte mich nicht lösen, aber ich senkte meinen Kopf zu den Notizen und begann sie mir durch zu lesen, doch ich konnte mich nicht konzentrieren, egal, wie sehr ich es versuchte.
Adriens Anwesenheit machte mich zappelig und lenkte mich vollkommen ab, obwohl er nur auf meinem Bett saß und auf dem Computer tippte.
Ich warf ihm einen kurzen Blick zu und widmete mich wieder den Aufzeichnungen, doch ich musste sie bestimmt dreimal lesen.
Ich merkte, wie mich ein intensiver Blick durchdrang und ich setzte mich anders hin.
Adrien sah zu mir rüber und lächelte, genauso wie ich.
Wieder hörte ich das regelmäßige Tippen und ich sah auf die Blätter.
Ich konnte nicht anders und warf Adrien wieder einen Blick zu werfen.
Irgendetwas war anders, irgendetwas faszinierte mich und ich wusste nicht, wieso.
Adriens Augen hoben sich zu mir und unsere Blicke kreuzten sich.
Die Spannung zwischen uns lud sich förmlich auf.
Wir lachten beide auf.
"Tut mir leid, ich weiß nicht, was mit mir heute los ist", murmelte ich und sank tiefer in den Sessel, weil mir der Scharm ins Gesicht stieg.
"Nein, ich bin heute einfach neben der Spur", schüttelte er den Kopf und grinste.
Ich sah wieder auf die Notizen und begann tatsächlich zu arbeiten.
Während wir beschäftigt waren, ertappte ich mich dabei, wie ich ihm ab und zu einen Blick zu warf.
Vielleicht hatte meine Mom doch etwas recht, vielleicht fand ich Adrien gar nicht mal so schlecht. Immerhin war er ein herzensguter humorvoller Mensch, der wirklich attraktiv war.
Allerdings glaube ich nicht, dass er so von mir dachte, denn Jungs, wie er, sprachen eigentlich nicht mit Mädchen, wie mir. Wir waren aus unterschiedlichen Welten, er ist beliebt und begehrt und ich bin einfach nur normal.
Man darf nicht nur normal sein, um einen Freund zu haben, wie Adrien.
Was könnte er an mir besonderes finden, dass andere Mädchen, die viel heißer waren als ich, nicht haben?

PainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt