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Gott sei Dank! Roy!

Ich gehe einen weiteren Schritt nach hinten. Roy knallt grob die zwei Gläser auf den Stehtisch neben mir und schiebt mich beschützend hinter seinen Rücken.

Er würdigt mich jedoch keines Blickes, denn seine Augen haften an dem aufdringlichen jungen Mann.

Wütend starrt er ihn an. Sein markanter Kiefer ist angespannt und seine hellblau blitzenden Augen sind zu kleinen Schlitzen verengt. Seine Hände sind zu Fäusten geballt, und seine Fingerknöchel zeichnen sich deutlich durch die tätowierte Haut ab.

Sein ganzer Körper ist angespannt und erneut wirkt er wie eine hungrige Raubkatze, die ihrem Opfer gegenübersteht und sich zum Angriff bereit macht. Er erinnert mich an einen Panther. Dunkel, anmutig und brandgefährlich.

Er baut sich vor seinem Gegenspieler auf und wiederholt erneut, diesmal langsamer und deutlich aufgebrachter: "Was ist hier los?"

Erst jetzt komme ich dazu, den anderen Mann zu betrachten. Er hat schwarzes Haar, welches streng nach hinten gegelt ist. Er ist glatt rasiert und seine weichen Gesichtszüge lassen ihn ziemlich bubihaft wirken. Er sieht aus, als sei sein achtzehnter Geburtstag gerade diese Woche gewesen.

Er grinst Roy frech an und zuckt mit den Schultern. "Gar nix. Bleib mal locker und spiel dich hier nicht so auf, oder ist das deine Tochter?"

Roy holt aus und schlägt dem Typen ohne mit der Wimper zu zucken mit der Faust ins Gesicht. Er trifft seine Wange und seine Schläfe gleichermaßen mit einem dumpfen Knall. Seine Augenbraue platzt auf und Blut läuft in Strömen über sein Gesicht.

Schockiert starre ich ihn an. Ich bin wie zu Eis erstarrt. Noch nie habe ich eine Schlägerei gesehen. Diese rohe Gewalt beängstigt mich.

"Verzieh dich und zwar ganz schnell. Und komm am besten auch nie wieder hier hin", befiehlt Roy ihm. Er ist nun total in Rage und schreit ihn an.

Niemals würde ich es wagen ihm in diesem Zustand zu widersprechen.

Obwohl der fremde Kerl gerade noch eine große Klappe hatte ist er nun ganz klein mit Hut. Diskussionslos wendet er sich ab und verschwindet mit gesenktem Blick.

Roy dreht sich zu mir um und fährt mich an: "Das nächstes Mal wenn sowas ist sagst du mir Bescheid, verstanden?"

Ich nicke zaghaft.

Roy legt seinen Arm um mich und zieht mich an sich. Sanft drückt er mir einen Kuss auf die Stirn. Dann nimmt er eins der Gläser vom Tisch und reicht es mir.

"Hier, dein Mädchendrink. Komm mal mit, ich will dir jemanden vorstellen."

Roy scheint es kein bisschen zu interessieren, was gerade passiert. Es macht den Eindruck, als seien solche körperlichen Auseinandersetzungen bei ihm an der Tagesordnung. Auch wenn mich das nicht überrascht, so löst es trotzdem ein mulmiges Gefühl in mir aus. Im Gegensatz zu Roy ist mir sowas noch nie passiert, weshalb ich einen Moment brauche, um mich wieder zu sammeln.

"Erlebst du sowas öfter?", frage ich Roy kurze Zeit später, als ich ihm durch den halben Club folge. Er bahnt sich zielstrebig einen Weg durch die Menschenmenge und steuert auf das andere Ende des Raumes zu.

"Was?", gibt er zurück und wirft mir einen flüchtigen Blick zu.

"Solche Schlägereien", erkläre ich ihm, was ich meine.

Roy hält kurz inne. Er dreht sich zu mir und mustert mich. Er scheint zu überlegen, ob ich die Frage ernst meine. Verwirrt erwidere ich seinen Blick, woraufhin er in schallendes Gelächter ausbricht.

Rot wie die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt