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Ich bin froh, dass in diesem Moment Jonah und Bella zu uns stoßen und es sich ebenfalls mit gefüllten Gläsern auf der Lounge bequem machen.

Bella wirft mir einen kurzen Blick zu und platzt fast vor Glück.

Ich gönne meiner besten Freundin die Schmetterlinge im Bauch und dass sie offensichtlich endlich den Mann bekommen hat, den sie schon seit Monaten anschmachtet, doch gleichzeitig ist es schmerzhaft zu sehen, dass sie das hat, was ich auch gerne hätte: eine Beziehung.

Nur zu gerne hätte ich einen Mann in meinem Leben, der mich liebt, wie ich bin und bei dem ich sein kann, wie ich bin, bei dem ich mich fallen lassen kann und auf den ich zählen kann. Einen, der mich unterstützt und auffängt. Einen, der mir das gibt, was mir sonst keiner gibt. Einen, mit dem ich meine ersten Erfahrungen sammeln kann.

Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen bei der Erkenntnis, dass ich diesem einen vielleicht so nah und doch so fern bin. Vielleicht wäre Lion der Eine? Ich werde es wohl nie erfahren.

Ich entscheide mich, diese Gedanken und Gefühle, den Schmerz, die Enttäuschung und die Wut auf mich selbst in Alkohol zu ertränken und kippe mein Glas in einem Zug herunter.

Ich bin froh, als wir gegen 20 Uhr endlich zu Elias aufbrechen. Ich ertrage es nicht mehr, Lion so nah zu sein, nachdem ich ihn so zurück gewiesen habe.

Gott sei Dank wurde meine Stimmung mit jedem geleerten Glas zumindest ein bisschen besser und die Sorgen rückten Schluck für Schluck weiter von mir weg.

Als wir dann den kurzen Weg zu Elias laufen, bin ich fast wieder gut drauf.

Bella und Jonah haben nur noch Augen für einander und so kommt es, dass wir uns auf der vollen Party ziemlich schnell aus den Augen verlieren.

Auch Lion mischt sich ziemlich schnell unter die Leute aus seiner Stufe und ist wahrscheinlich froh, von mir wegzukommen.

Ich gehe erstmal in die Küche um mich an den Getränken zu bedienen und treffe dort auf Leonie, ein Mädchen aus meiner Stufe, die sich gerade einen Becher mit Vodka füllt

Ich begrüße sie herzlich und lasse mir von ihr ebenfalls eine Mischung machen.

Aus den Boxen dröhnt laut "Mein Team" von Bonez MC und RAF Camora, einige der Gäste sind tatsächlich schon ordentlich angetrunken und die Stimmung ist ausgelassen.

Leo und ich setzen uns zusammen auf die Couch und beobachten für's erste nur die Anderen.

Ihr Blick fällt auf Bella, deren Zunge gerade in Jonahs Mund hängt, und sie starrt mich ungläubig an.

"Ist Bella etwa mit Jonah zusammen?", fragt sie ungläubig, beinahe schockiert.

"Ich habe keine Ahnung", antworte ich ehrlich und zucke mit den Schultern.

"Unfassbar, dass tatsächlich jemand Jonah geknackt hat. Aber war ja klar; wenn es jemand schafft, dann Prinzessin Bella", feixt sie.

"Recht hast du", pflichte ich ihr bei und hebe mein Glas. "Auf Jonah und Bella!"

Leonie hebt ebenfalls ihr Glas und stößt mir mir an. "Möge ihre Liebe ewig halten", antwortet sie theatralisch und bringt mich damit zum Lachen.

Wir trinken einen Schluck, als plötzlich aus ihr heraus platzt: "Scheiße, deren Kinder werden ja unmenschlich schön!" Wieder muss ich lachen.

Ich verbringe die nächste Stunde gemeinsam mit Leo mit trinken, tanzen und quatschen.

Ich habe wirklich einen guten Abend und versuche Lions Blicke zu ignorieren, die ich immer wieder auf mir spüre.

Gegen 22 Uhr bin ich schon gut angetrunken und tanze gerade zu irgendeinem Deutschrap-Song, als die weit aufschwingende Haustür meine Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Ich verharre in der Bewegung und starre den Mann an, der gerade das Haus betritt.

Er ist groß, bestimmt 1.90 Meter und von schlanker Statur, jedoch absolut durchtrainiert. Er trägt ein enges schwarzes T-Shirt, dass seinen gut gebauten Körper umspielt und dazu eine graue schmal geschnittene Jeans, die leicht hochgekrempelt ist.

An seinem Handgelenk prangt eine dicke funkelnde Armbanduhr, seine Finger zieren einige Ringe und um seinen Hals baumelt eine schwere Panzerkette.

Er hat dunkelblondes Haar und stechend blaue Augen, die mich sofort magisch anziehen.

Das Auffälligste jedoch sind seine Tattoos. Seine Beine, seine Arme, seine Brust, ja sogar sein Hals und seine Hände sind komplett mit schwarzen Bildchen, Buchstaben und Zahlen verziert.

So einen Mann habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen.

Er betritt das Wohnzimmer und seine Aura ist so kühl, dass es mich fröstelt. Ich habe das Gefühl, seine bloße Anwesenheit hat die gesamte Raumtemperatur augenblicklich um mindestens 10 Grad gesenkt.

Sein Gesicht ist ernst und kalt, wie eingefroren. In dem Moment treffen seine eisblauen Augen die meinen und auch er scheint für einen Moment inne zu halten.

Ich habe das Gefühl, sein Blick scheint mich zu durchbohren, so dass ich beschämt durch die Tatsache, beim Starren erwischt worden zu sein, schnell den Blick senke.

"Kennst du den?", zischt mir Leonie aufgeregt zu. Abwesend schüttel ich den Kopf.

"Weil der dich so angeschaut hat, dachte ich, ..", beginnt sie, und lässt den Satz einfach so in der Luft hängen.

Erneut schüttel ich den Kopf. "Hm", macht sie nur. "Vielleicht lernst du ihn ja kennen", sagt sie und zwinkert mir zu, bevor sie sich umdreht und weiter tanzt.

Vielleicht auch nicht, antworte ich lautlos und entscheide mich dazu, mein Glas wieder auffüllen zu gehen.

In der Küche ist es ausnahmsweise leer und ich fülle mein Glas zur einen Hälfte mit Cola und zur anderen Hälfte mit Vodka.

Ich bin völlig in Gedanken versunken und wackel leicht zum dröhnenden Beat der Musik mit meinem Hintern, sodass ich nicht bemerke, dass jemand hinter mir den Raum betritt.

Als ich gerade herumwirbel, um die Vodkaflasche zurück in den Kühlschrank zu stellen, entdecke ich ihn plötzlich und zucke vor Schreck zusammen.

Er steht nicht mal einen Meter von mir weg und beobachtet mich. Sein Gesicht ist starr und seine Augen sind nahezu ausdruckslos.

"Darf ich?", fragt er und seine kalte raue Stimme lässt mich erschaudern. Als ich nicht reagiere nimmt er mir die Vodkaflasche sanft aus der Hand ohne mich zu berühren und öffnet sie, um sich selbst etwas einzugießen.

Ich nutze die Sekunde, in der er auf sein Glas blickt, und verschwinde so schnell aus der Küche, wie er sie einige Sekunden zuvor betreten haben muss.

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Meine Lieben,

Denkt ihr, Malia begegnet dem tätowierten Unbekannten an diesem Abend noch mal?

Seid ihr auch schon mal so einem Menschen begegnet, der euch magisch, fast magnetisch angezogen hat?

A.

Rot wie die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt