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Am nächsten Morgen klingelt schon um zehn Uhr, nach viel zu wenig Schlaf, mein Wecker.

Teammeeting.

Während ich versuche wach zu werden, überrollt mich plötzlich eine Welle von schlechtem Gewissen gepaart mit  Torschlusspanik.

Habe ich gestern wirklich mit Roy besprochen, dass ich von nun an in seiner Tabledance-Bar strippen und nackt an der Stange tanzen werde?

Was zur Hölle ist nur in mich gefahren?

Ist das mein Ernst?

Was mache ich denn, wenn mich mal jemand, den ich kenne, dabei sieht?  Mitschüler, Bekannte meiner Mutter, Nachbarn?

Bevor ich mich vollends in meiner Panik verliere, schmeiße ich die Kaffeemaschine an und stelle mich kurzerhand unter die Dusche.

Das eiskalte Wasser prasselt auf meine Haut und schmerzt wie tausend Nadelstiche. Meinen ganzen Körper überzieht eine Gänsehaut vom Scheitel bis zu den Zehenspitzen.

Ich halte diese Tortur gerade mal eine gute halbe Minute aus, aber danach bin ich wenigstens wach und einigermaßen klar im Kopf.

Fröstelnd kuschele ich mich in meinen rosanen Bademantel und gieße mir meine erste Tasse Kaffee ein.

Ich nehme einen großen Schluck von dem schwarzen Gold und schnappe mir mein Handy. Ich öffne Whatsapp und schreibe Roy eine Nachricht. Ich brauche dringend was zum runterkommen.

"Kannst du gleich eine halbe Stunde eher bei mir sein und etwas von dem guten Gras mitbringen?", tippe ich in den Chat.

Kurz darauf kommt ein "Ok 👍" zurück. Ich atme erleichtert auf. Im Schnelldurchlauf föhne ich meine Haare, schminke und frisiere mich. Ich ziehe eine sehr kurze Jeansshorts und ein bauchfreies weißes Spitzentop an und lege mir schon mal meine schönen rosegoldenen Sandaletten mit hohem Absatz raus.

Seit ich mit Roy zusammen bin, haben sich mein Kleidungsstil und mein äußeres Erscheinungsbild wahnsinnig verändert. Ich bin viel mutiger geworden und traue mich, meine gute Figur in freizügigen Outfits zu präsentieren. Durch das viele Tanzen habe ich deutlich an Muskeln dazu gewonnen und habe kaum noch Fettpölsterchen.

Während ich mich zufrieden im Spiegel betrachte, stelle ich mir vor, wie ich im Mirage vor Publikum tanze.

Was hast du denn zu verlieren?, flüstert mir meine innere Stimme zu.

Ich atme tief durch. Einen Versuch ist es wert. Nein sagen kann ich immer noch.

Auch wenn meine Entscheidung ein wenig über's Knie gebrochen war, so hatte ich ja genug gute Gründe und an denen hat sich auch heute nichts geändert.

Die Türklingel lässt mich aufschrecken. Ich öffne und warte an der Wohnungstür auf Roy.

"Guten Morgen Prinzessin", flötet er, als er den letzten Treppenabsatz hochgehechtet kommt. Er betrachtet mich zufrieden, drückt mir einen Kuss auf und reicht mir eine Brötchentüte. "Ich habe dir Frühstück mitgebracht."

Wir setzen uns zusammen auf die Couch und während ich eines der noch warmen Croissants verdrücke, baut Roy konzentriert einen Joint.

Als er fertig ist, hält er ihn mir vor die Nase und fragt: "Wie kommt's?"

"Hatte einfach Lust drauf", lüge ich ihn an, doch er durchschaut mich sofort. "Hast wohl doch Bammel, was?"

Ich grinse verlegen. "Ein bisschen vielleicht."

Roy zündet den Joint an und nimmt einen tiefen Zug. "Ich habe dich letztens beim Training gesehen", offenbart er. "Wie?", frage ich verwundert.

Wieso weiß ich nichts davon?

Rot wie die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt