Rot wie die Liebe

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Ganze fünf Stunden werkeln Leyla und ihre Angestellte Shirin, die ihrer Chefin zum Verwechseln ähnlich sieht, an mir herum.

Schnell stellt sich heraus, dass das "Komplettpaket", wie Roy es genannt hat, sämtliche Beautybehandlungen umfasst, die man sich vorstellen kann.

Zuerst werden meine Haare in einem satten dunkelbraun gefärbt. Während die Farbe einwirkt, verpasst Leyla mir Wimpernextensions und Shirin macht mir die Nägel.

Zugegeben, anfangs bin ich etwas skeptisch aufgrund des künstlichen Aussehens der beiden Damen, doch sie gehen total auf meine Wünsche ein und rückversichern sich regelmäßig, ob ich denn auch zufrieden bin.

Und ich bin zufrieden. Ich bekomme einen neuen Haarschnitt und das erste Mal in meinem Leben Extensions.

Als ich den Salon "Leyla Beauté" verlasse, sehe ich aus wie ein neuer Mensch.

Malia 2.0

Anstatt meiner mausbraunen, schulterlangen Haare ohne richtigen Schnitt habe ich jetzt taillenlanges dunkelbraunes Haar mit einem leichten Pony. Meine Fingernägel sind etwas länger, mandelförmig und in einem schönen bordeauxrot lackiert. Meine Augenbrauen wurden gefärbt und mit Fäden in Form gezupft. Die Wimpern wurden verlängert und verdichtet, sodass ich "sowohl mit einem intensiven Blick als auch mit einem atemberauben Augenaufschlag punkten kann", wie Leyla mir versprach.

Zum Abschluss wurde ich noch ein wenig geschminkt und mein neuer Look mit einem mattroten Lippenstift gekrönt.

Entgegen meiner Befürchtungen wirke ich zwar viel erwachsener als zuvor, jedoch immer noch relativ natürlich.

Immer wieder betrachte ich mich verliebt von außen in der Scheibe des Salons, die mein noch fremdes neues Aussehen spiegelt. Ich gefalle mir richtig gut.

Roy war in der Zwischenzeit unterwegs, ein paar Sachen erledigen, und kommt mich nun wieder abholen. Da ich nach all den Stunden in dem kleinen Laden aber mal frische Luft und eine Zigarette brauche, habe ich mich dazu entschieden, draußen auf ihn zu warten.

Ich schnippse gerade meine abgebrannte Zigarette in einen Gulli, als ich Roys Wagen die Straße hoch rasen höre.

Mit quietschenden Reifen hält er vor dem kleinen Schönheitssalon, indem ich den halben Tag vebracht habe.

Als er mich entdeckt, starrt er mich mit großen Augen an. Seine Blicke verschlingen mich beinahe, als ich auf dem Beifahrersitz Platz nehme.

"Wow", entfährt es ihm begeistert. "Du siehst wirklich atemberaubend aus. Ich bin echt ein Glückspilz, so eine schöne Freundin wie dich zu haben."

Verlegen zupfe ich am Saum meines Jeansrocks und grinse still in mich hinein.

"Versteh mich nicht falsch, Malia. Du warst auch vorher wunderschön. Ich dachte mir einfach nur, um einen klaren Cut zu setzen und dein bisheriges Leben irgendwie, naja, abzuschließen, würde ein neues Aussehen helfen. Du warst so down, und ich dachte, das gibt dir vielleicht etwas Selbstbewusstsein und Freude zurück", erklärt er sich.

Ich lächele ihn an. "Danke, das war wirklich eine gute Idee von dir", stimme ich ihm zu und finde nun auch endlich die Gelegenheit, ihn zu fragen, was mich die ganzen letzten Stunden beschäftigt hat.

"Woher kennst du diese Leyla eigentlich?"

Mit starrem Blick auf die Straße streichelt Roy über meinen Oberschenkel und antwortet wie selbstverständlich: "Von den Mädels aus dem Club. Sie macht denen immer die Haare und Nägel."

"Von welchen Mädels und welchem Club redest du?", hake ich verständnislos nach.

"Der Club heißt "Le Mirage" und ist ein Gentlemen's Club, umgangssprachlich besser bekannt als Tabledance Bar oder Stripclub und die Mädels, von denen ich rede, sind die Tänzerinnen", erklärt Roy nüchtern.