Als ich das Glas Champagner geleert habe, bin ich spürbar angetrunken. Ich kuschele mich an Roy, der an diesem Abend immer mal wieder mit unterschiedlichen Männern spricht. Einige von ihnen stellen sich mir mehr oder weniger freundlich vor, andere nicht. Im Endeffekt kann ich mich eh an kaum einen von ihnen erinnern.
Roy legt seine Hand auf meinen Oberschenkel und lässt sie langsam über meine Jeans gleiten. Ich drücke mich etwas näher an ihn und schlinge meine Arme um seinen Bauch
Der Alkohol macht mich mutig und nimmt mir meine Berührungsängste. So kann ich endlich mal meine Schüchternheit überwinden und ein wenig aus mir raus kommen.
"Lass uns langsam abhauen, es ist schon spät", sagt Roy leise und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. Ich nicke nur. Mir ist alles egal.
Ich geh mit dir wohin du willst, wann du willst, denke ich mir.
Roy erhebt sich und verabschiedet sich kurz von diversen Freunden und Bekannten. Er nimmt meine Hand und schleust mich durch die feiernden Leute souverän Richtung Ausgang.
Ich drücke seine warme Hand fest und genieße es, zu ihm zu gehören. Ich genieße es, das Mädchen an seiner Seite zu sein und dass er mich seinen Freunden auch als dieses vorstellt.
Endlich habe ich jemanden gefunden, der sich für mich einsetzt und mich beschützt. So jemand hat mir mein Leben lang gefehlt hat, da nicht mal meine Eltern, die eigentlich von Mutter Natur dazu bestimmt wurden, diesen Part übernommen haben.
Als wir durch die schwere Stahltür nach draußen auf den Parkplatz treten umhüllt uns die kühle Nachtluft. Schlagartig fühle ich mich noch betrunkener und mir wird etwas schwummrig.
Ich greife Roys Hand etwas fester und umschlinge mit meinem rechten Arm Halt suchend seinen.
Roy, der sich gerade eine Zigarette ansteckt, schaut mich aufmerksam an.
"Alles okay?", fragt er fürsorglich. "Mhh", mache ich nur. "Ist dir schlecht?" "Mh", gebe ich wieder zurück. "Musst du kotzen?"
Ich schüttel energisch den Kopf. So besoffen bin ich dann auch wieder nicht.
Roy nimmt einen tiefen Zug von seiner Zigarette und drückt auf die Fernbedienung seines Autoschlüssels. Die Lichter des kleinen schwarzen Lamborghinis blinken einmal kurz auf.
Roy öffnet per Knopfdruck den Kofferraum und holt eine kleine Colaflasche heraus. Er zieht erneut an seiner Zigarette und schnippst sie dann achtlos auf den Boden. Dann öffnet er die Cola mit beiden Händen und reicht sie mir. "Hier. Trink das mal, dann geht's dir gleich besser."
Dankbar trinke ich einen großen Schluck Cola und gebe ihm die Flasche zurück. Er verschließt sie und sagt: "Komm, ich fahr dich nachhause. Kotz mir nur bitte nicht in den Wagen."
"Ich muss nicht kotzen!", erwidere ich und verdrehe die Augen. Roy öffnet mir die Autotür und sagt grinsend: "Hoffentlich, sonst kannst du morgen putzen."
Die Fahrt zu mir dauert eine gute halbe Stunde. Die Autobahn ist um diese Zeit leer und wir können ganz entspannt durchfahren.
"Danke dir", sage ich irgendwann leise. "Für den schönen Tag, und für's fahren."
"Gerne. Liegt sowieso auf dem Weg", sagt er und zwinkert mir zu. "Wo wohnst du denn?", frage ich neugierig. "In Meerbusch." "Oha", entweicht es mir, was Roy ein Lächeln entlockt.
"Ist gar nicht so toll wie es klingt", äußert er beschwichtigend. "Da leben nur Spießer. In Garath ist wenigstens Action."
Nun bin ich es, die lacht. "Ich könnte da gerne drauf verzichten", gebe ich sarkastisch zurück.
"Für ein junges Mädel ist das auch nix. Viel zu gefährlich. Aber mir tut da ja niemand was" erklärt er.
Als Roy seinen Wagen wenig später wieder dort parkt, wo unser Date vor einigen Stunden begonnen hat, bin ich fast ein bisschen enttäuscht.
Der Tag war so schön, ein Ausflug in eine andere Welt ohne Sorgen. Ich habe mich wie eine Prinzessin gefühlt. Es war wie ein Traum und ich habe Angst aufzuwachen, wenn ich aus dem Auto aussteige.
Deshalb bleibe ich einfach sitzen als Roy mir die Autotür öffnet.
Schief grinst er mich an. "Willst du nicht nachhause?" Ich schüttele den Kopf und ziehe einen Schmollmund.
"Du musst doch nachhause. Deine Mutter macht sich sonst bestimmt Sorgen um dich, oder?" Er geht vor mir in die Knie und sieht mir tief die Augen.
"Als ob", rutscht es mir raus. Ich sag's ja - der Alkohol macht mich mutig. Bloß in diesem Fall ist das defintiv kein Vorteil.
"Meine Mutter macht sich nur Sorgen darum ob der Fernseher 24 Stunden am Stück laufen kann, ob genug Bier im Kühlschrank und genug Tabak im Haus sind. Es juckt sie nicht ob ich zur Schule gehe, ob ich was vernüftiges zu essen kriege oder ob ich weggehe. Also würde es sie auch nicht jucken, wenn ich nicht nachhause komme. Wahrscheinlich würde es sie nicht mal stören wenn ich nie wieder nachhause komme", lasse ich meinen Frust raus - schneller als ich denken kann und ohne über die Konsequenzen nachzudenken.
Roy runzelt die Stirn und schaut mich ernst an. Dadurch, dass er sich hingekniet hat sind wir auf einer Augenhöhe, was die Wirkung seiner Blicke noch intensiver macht und mich schaudern lässt.
"So schlimm?", fragt er vorsichtig. "Schlimmer", antworte ich mit belegter Stimme.
Und dann sprudelt es einfach aus mir heraus. Alles. All das, was mir seit Jahren so schwer auf der Seele liegt und mich Tag für Tag schwerer belastet. All das, was mein Herz gebrochen hat und mich zu diesem unsicheren verletzlichen Menschen gemacht hat.
"Mein Vater, der dieses Wort gar nicht verdient hat, ist noch vor meiner Einschulung verschwunden. Er hat meine Mutter wohl jahrelang betrogen und sich dann am Ende für eine seiner Affären getrennt.
Meine Mutter hat die Trennung nie richtig verkraftet und ist in ein tiefes Loch gefallen. Erst kamen die Depressionen, dann der Alkohol und die Arbeitslosigkeit. Zur Krönung kam dann ein paar Jahre später Detlef, ihr neuer Freund. Er kam, sah und blieb. In unserer Wohnung.
Detlef ist nur eins: ekelhaft. Er hat meine Mutter noch tiefer runter gezogen als sie eh schon war. Die Beiden sitzen von morgens bis abends vorm Fernseher und rauchen und saufen. Sie verlassen das Haus so gut wie nie. Sie räumen nicht auf, sie putzen nicht, sie kochen nicht. Unsere Wohnung ist die letzte Messie-Bude, kein Zuhause.
Ich muss mich ohne Unterstützung durch mein Abitur schlagen und werde noch dafür belächelt.
Ich habe mich mittlerweile schon selbst total isoliert, da ich mich so für mein Leben schäme, so dass ich so gut wie keine Freunde habe. Ich hatte auch noch nie einen Freund. Ich habe zwar eine beste Freundin, aber auch sie weiß von alldem nichts.
Und ich hasse es! Ich hasse mein Leben, ich hasse meine Mutter und diesen Schmierlappen und ich warte nur darauf, dass ich endlich 18 werde und ausziehen kann!"_________________________________
Meine Lieben,
Puh. Was sagt ihr zu Malias Beichte?
Und wie wird Roy reagieren?
A.
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Rot wie die Liebe
أدب نسائيRot wie die Liebe. Rot wie ihr lächelnder Mund. Rot wie ihre Dessous. Rot wie ihr Blut. Rot wie das Rotlichtmilieu. _______________________________ 》Wenn die erste Liebe in der Hölle endet..《 Die hübsche aber unscheinbare Malia lernt mit 16 Jahren...