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Am nächsten Tag brauche ich sehr lange, bis ich meine Augen wirklich öffnen kann. Mein Kopf dröhnt noch schlimmer als gestern Abend und ich habe einige Gedächtnislücken, aber ich kann mich noch sehr genau daran erinnern, dass ich Roy zugesagt habe, es durchzuziehen. Ich werde tatsächlich meine Jungfräulichkeit versteigern und mit einem fremden Mann ins Bett steigen.

Nur einmal.

Roy schläft genau wie ich sehr lange, ist aber deutlich fitter als er wach wird. Er geht direkt duschen und bringt mir dann ein ausgiebiges Frühstück ins Schlafzimmer, welches wir zusammen im Bett verzehren.

Am späten Nachmittag, nachdem ich den bisherigen Tag nahezu regungslos vor mich hin vegetiert habe, legt sich Roy mit seinem Laptop bewaffnet neben mich unter die kuschelige Bettdecke. Fragend sehe ich ihn an.

Will er jetzt Homeoffice machen?

"Wenn du das wirklich durchziehen willst, sollten wir keine Zeit verlieren. Die Auktion läuft ja auch sieben Tage und die Zeit spielt gegen uns", erläutert mir Roy sein Vorhaben. "Oder hast du es dir noch mal anders überlegt?"

Ich schüttele entschieden den Kopf. "Nein, lass uns anfangen."

Ich muss mich jetzt zusammen reißen und in den sauren Apfel beißen.

Augen zu und durch.

Wie schlimm soll es schon werden? Es ist ja nur Sex, versuche ich mich selbst zu beruhigen. Es gibt so viele Menschen auf der Welt, die jeden Tag Sex mit einem Wildfremden haben, das ist jetzt wirklich nicht so exotisch, wie es im ersten Moment klingen mag.

"Könntest du mir nur bitte vorher eine Kopfschmerztablette bringen? Und wenn du sowieso schon einmal unten bist, könntest du uns ja noch einen kleinen Joint mit deinem guten Gras bauen", schlage ich grinsend vor.

"Aye, aye, Chef", gibt Roy zurück und salutiert grinsend, bevor er mit schnellen Schritten die Treppe herunterläuft.

Es ist wahrscheinlich besser, wenn ich das Ganze hier nicht nüchtern durchziehe.

Es dauert keine fünf Minuten bis Roy wieder die Treppen hochstampft und mir eine Kopfschmerztablette und ein Glas Wasser reicht. Nachdem ich beides runtergekippt habe zündet er den eben gebauten Joint an, den wir am offenen Fenster rauchen.

"Bist du jetzt bereit?", fragt Roy, als wir es uns wenig später wieder in dem Kingsize-Bett gemütlich gemacht haben. Ich nicke nur. "Okay, dann lass uns anfangen, umso schneller haben wir es hinter uns."

Roy trägt als Namen MILA ein. Nacheinander fragt er mich nach meiner Größe und meinem Gewicht und trägt Daten wie meine Haar- und Augenfarbe in das Online Formular ein.

"Schick mir mal ein paar Fotos von dir", sagt er irgendwann gedankenverloren. "Oh man, was denn für Fotos? Die haben da ja teilweise so richtig professionelle Fotos vom Fotografen, sowas habe ich doch gar nicht", antworte ich verunsichert.

"Ist nicht schlimm, brauchst du auch gar nicht. Du bist auch auf deinen normalen Handyfotos schön, du hast keine professionellen Fotos nötig. Und außerdem wirkt das sowieso viel authentischer, glaub mir", vesucht er mich zu überzeugen.

"Hm, ich weiß nicht so recht", gebe ich misstrauisch zurück und beginne mich durch die vielen Fotos in meiner Handy-Galerie zu klicken. Ich öffne und schließe einige und zeige ab und zu mal welche Roy.

"Das ist schön, und das da mit dem gelben Kleid", weist er mich an.

Ich schicke ihm die Fotos bei WhatsApp und er füllt schon weiter den Steckbrief aus, während ich noch weiter durch alte Fotos stöbere. Auf einmal fällt mir ein Bild auf.

Rot wie die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt