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Ich kann nicht sagen, wie lange ich an diesem Abend auf dem Boden sitze und heule.

Ich bin verzweifelt und hasse mich selbst dafür, was ich getan habe.

Den einzigen Menschen, dem ich etwas bedeutet habe, habe ich enttäuscht, verraten und vertrieben.

Und das alles für Lion, mit dem ich doch sowieso keine Chance habe.

Ein wenig sauer bin ich auch auf ihn und seine Hartnäckigkeit, die mir anfangs so geschmeichelt hat.

Trotzdem kann ich ihm nicht die ganze Schuld in die Schuhe schieben, denn ich bin diejenige, die hätte widerstehen müssen.

Ich hätte diese romantischen Gefühle Lion gegenüber unterdrücken müssen.

Ich kann Roys Wut nachvollziehen. Sie ist mehr als gerechtfertig.

Ich hätte mich genauso verraten gefühlt, wenn ich ihn inflagranti knutschend mit einer anderen erwischt hätte.

On Top zu dem Betrug kommt noch, dass er so viel für mich getan hat. Er hat mich bei sich zuhause wohnen lassen und - wie er selbst so treffend formuliert hat - es mir an nichts fehlen lassen.

Er war in den letzten Wochen mein einziger Halt.

Plötzlich rücken all die Sachen, die mich an ihm gestört oder zum Zweifeln gebracht haben, in den Hintergrund und kommen mir lächerlich unbedeutend vor.

Man merkt erst, was man hatte, wenn man es verloren hat.

Es ist schon weit nach Mitternacht, als ich genügend Kraft gesammelt habe, sodass ich es schaffe, aufzustehen.

Meine Augen brennen vom vielen Weinen und werden von dem Licht, welches ich anschalte, geblendet.

Müde kneife ich sie zusammen und sehe mich um.

Von dem kleinen Flur, in dem ich mich bis jetzt ausschließlich aufgehalten habe, gehen vier weiße Türen ab.

Hinter der ersten Tür verbirgt sich eine kleine Küche, in der eine graue Küchenzeile mit schwarzer Arbeitsplatte verbaut ist. An der rechten Wand findet sich ein kleiner schwarzer Tisch mit zwei schwarzen Holzstühlen. Die Küche ist komplett mit Geschirr, Besteck, Töpfen, Pfannen und allem nötigen ausgestattet.

Hinter der zweiten Tür auf der linken Seite befindet sich ein kleines Wohnzimmer. An der rechten Wand steht eine kleine schwarze Couch in L-Form mit einem runden Couchtisch aus Glas. Über dem Sofa hängt ein großes schwarz-weißes Bild von einer nackten Frau in Highheels. Außergewöhnliche Wohnzimmerdeko.

An der gegenüberliegenden Wand steht ein schmales Sideboard auf dem sich sogar ein kleiner Flachbildschirm befindet.

Der Raum vor Kopf ist das Schlafzimmer. Hier drin befinden sich ein 1.40m breites weißes Bett mit einem schönen Betthimmel und einem Nachtschrank, sowie ein kleiner weißer Kleiderschrank. An den Fenstern hängen graue Vorhänge, passend zu den hellgrau gestrichenen Wänden.

Der vierte und letzte Raum der Wohnung ist ein kleines Bad. Nichts besonderes, einfach ein Waschbecken mit einem Spiegelschrank, eine Toilette und eine Dusche.

Die Wohnung ist sauber und ordentlich und es fehlt mir hier an nichts. Trotzdem würde ich viel dafür geben, wieder bei Roy zu sein. Nicht wegen seines großen Hauses, sondern seinetwegen.

Auch wenn mir ein Rückzugsort gefehlt hat und ich mich damit arrangieren könnte, hier alleine zu leben, ist es vor allem die aktuelle Situation, die es hier unerträglich macht.

Mein Gedankenkarussel dreht sich die ganze Nacht.

Wie sehr hasst er mich?
War es das jetzt für immer?
Habe ich keine Chance mehr?
Werden wir uns jemals wieder sehen?
Wie lange kann ich hier bleiben?
Wo soll ich sonst hin?
Wird mein Herz jemals aufhören zu schmerzen?

Rot wie die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt