"Wieso bist du weggelaufen?!", fragte seine Mutter wütend und schubste ihn in das kleine Wohnzimmer. Sein Vater saß auf der Couch und erwartete seinen Sohn. "Wo warst du nur!", fragte seine Mutter weiter. Die zierliche Hand krallte sich in Jungkooks Arm. "Sag mir, wo du warst!", schrie die Frau verzweifelt. Ihre Hand landete unsanft auf dem Rücken des Kindes. Es hatte zu Weinen begonnen. Ihm schmerzte sein Arm sehr. "Schatz, beruhige dich.", bat sein Vater leise und stand auf. Sie fuhr sich über die Haare. "Du hast ja recht.", sagte sie leise und ließ das Kind los. Jungkook wischte sich über die Augen. Er wollte hier doch überhaupt nicht sein. Er wollte zu Taehyung. Zu Hause ist es nicht schön. Bei Taehyung war es schön. So viel schöner.
Sein Vater umarmte ihn schnell. "Gehe sofort in dein Zimmer." Jungkook war brav. Er stellte keine Fragen. Er beeilte sich nur in sein kleines Zimmer. Hier war alles noch gleich. Die Luft war stickig und überall lag Staub. Sein Bett war klein, doch wenigstens roch die Bettwäsche frisch. Er machte sein Fenster auf und setzte sich auf das Bett. Er konnte nur an Taehyung denken. Daran und dass er leise sein musste. Er hatte Angst.
"Jungkook?", seine Mutter kam zu dem ruhenden Kind in das Zimmer. "Hat es heute Spaß gemacht mit Jimin?", fragte sie sanft. Die schwarzen, dünnen Haare fielen ihr ins Gesicht. Jungkook nickte vorsichtig. "Schön.", lächelte die Frau und strich ihrem Kind die Haare aus dem Gesicht. "Denkst du, du kannst morgen wieder in die Schule?" Jungkook schluckte schwer und nickte vorsichtig. Er wollte nur nicht zu Hause sein. "Gut, dann wecke ich dich morgen früh. Ich rufe Jimin an, dann holt er dich morgen ab." Die Frau lächelte. "Du bist so hübsch geworden, Kind." Vorsichtig schwang sie ein Bein auf das Bett und legte sich neben ihr Kind. Sie strich ihm über die Wange, runter zu seinem Arm und hielt die Hand. "Mama liebt dich, Jungkook.", flüsterte sie leise. Jungkook hatte Angst. Er sagte auch nichts, obwohl er nicht wollte, dass sie hier neben ihm lag. Er windete sich leicht. Die Frau umgriff die Hand stärker. "Pscht...Leise, Kind...", hauchte sie. Ihre trockenen Lippen legten sich auf Jungkooks Wange. "Mama weckt dich morgen früh auf.", sagte sie leise und stand auf. "Gute Nacht, Jungkook." Sie verließ das Zimmer wieder und Jungkook klopfte sein Herz viel zu schnell. Er schwitzte und starrte noch lange auf die Decke. Er mochte sie nicht. Die Berührungen der Frau. Er mochte es nicht, wenn sie mit ihm sprach. Er liebte seine Mutter nicht. Er liebte nur Taehyung. Mama tat ihm immer weh.
"Viel Spaß in der Schule, Liebes!", winkte die zierliche Frau mit den langen, schwarzen Haaren, Jungkook nach. Er schulterte seinen Rucksack. "Hast du gut geschlafen, Kookie?", fragte Jimin vorsichtig nach. Er hatte Sorge um seinen besten Freund. Jungkook antwortete nicht. Weder mit Worten, noch mit irgendwelchen Gesten. Jimin seufzte. "Was hat man nur mit dir gemacht?" Jungkook schluckte seine Tränen runter. Bei Taehyung war es so schön...
Die Schule erinnerte Jungkook an Schule. Gleiches Gebäude, gleiche langweilige Stimmung. Jimin fasst an den Arm des Kindes. "Also. Alle wissen davon. Ich weiß nicht, ob du es weißt, aber in den Nachrichten kam es immer." Er verstand, was Jimin sagen wollte. "Ich meine, sie werden vermutlich viele Fragen stelle und alles.", lachte er unsicher. Jungkook schluckte weitere Tränen runter. Taehyung? Der Junge hatte Angst, als sein bester Freund ihn in die Schule führte. Er wollte bei Taehyung sein. Nur bei seinem Taehyung. Der Junge war diese Tage ohne seine Liebe so satt.
"Da Jeon Jungkook endlich gefunden wurde, hat er eine Chance verdient normal seiner Bildung nachzukommen.", fing der Lehrer an. Jungkook war ganz nervös. Er stand ganz vorne und sah alle Mitschüler an, die ihn anstarrten. "Da Jimin darum gebeten wurde, auf ihn aufzupassen, solange bis der Kinderschänder und Entführer nicht gefunden wurde-" Es tat Jungkook so weh diese Worte zu hören. Das stimmte doch überhaupt nicht. Der Ältere war doch immer für den Jungen da. Er liebte das Kind doch schließlich. "-wird Jungkook trotz fehlendem Wissen hier in diese Klasse gehen, um sich wieder in unsere Gesellschaft einzubringen.", beendete der Lehrer den langen, langen, unnötigen Vortrag. Jungkook war das unangenehm. "Willst du noch etwas sagen, Jungkook?" Der Junge schaute peinlich berührt einfach zu Boden. Er konnte nichts sagen. Das würde Taehyung nicht gefallen. So überhaupt nicht. Und deshalb blieb der Junge stumm. "Jungkook?", fragte der Lehrer nach. Jungkook wollte hier weg. "Er redet nicht...", stotterte Jimin unbeholfen. Jungkook wollte doch nur zu Taehyung. Die ganze Klasse hielt den Atem an. Jungkook war das so unangenehm. "Hey, Jungkook.", fing der Lehrer mit sanfter Stimme an. "Du musst doch nicht schweigen. Wir sind eine Gemeinschaft. Wir können doch über alles reden." Jungkook hörte ohne auf zu sehen zu müssen ein Lächeln aus der Stimme. Er bemerkte, dass der Lehrer näher kam und behutsam eine Hand auf Jungkooks Schulter legte. "Jungkook?" Der Junge bekam Panik. Er wollte von keinem anderen Mann angefasst werden außer von Taehyung. Er sah panisch auf, mitten in unbekannte Augen. Das sind nicht Taehyungs Augen! Er stolperte zitternd zurück. Taehyung!!!
Der Lehrer bemerkte die Angst des Jungen und ging einen Schritt zurück. Zu spät. Es war alles zu spät. Der Junge musste schleunigst hier raus. Er war umgeben von fremden Menschen, die er nicht kannte, zum aller ersten Mal in einer Klasse einer weiterführenden hohen Schule und dazu wurde er von einem fremden Mann angefasst. Er war doch die letzten Jahre nur alleine mit Taehyung. Das hielt er nicht aus. Er drehte sich einfach um und steuerte die Tür an. Er wollte raus. Schnell legte er eine Hand auf die Klinke.
Mach niemanden die Tür auf, Jungkook. Versprichst du es mir? Der Junge zuckte mit der Hand zurück, presste sie mit der zweiten dicht an seine Brust, wo er seinen schnellen Herzschlag vernahm. Was sollte das? Das ist nicht Taehyungs Haustür!
Schnell schluckte er die Bitterkeit runter und riss sie auf. Er sah in einen weiten Gang rein. Wenn er lange genug da stehen würde, dann -ganz vielleicht- würde er ja in Taehyungs Flur blicken. Wenn er lange genug drauf starren würde, würde er dann wach werden und vor Taehyungs Tür stehen? Würde er vielleicht neben ihm aufwachen? Er verlor sich in den Rillen des Holzes, malte sich aus, wie Taehyungs Tür aussieht. Er konnte sich an alles erinnern. An jedes Detail von seiner Wohnung, die er zusammen mit Taehyung bewohnte. Warum wurde er aus seinem Zuhause gerissen? Er verstand es nicht. So überhaupt nicht. Schnell schlug er die Tür wieder zu. Wenn er sie das nächste Mal öffnen würde, dann -ganz vielleicht- würde Taehyung vor der Tür stehen.Jimin sprang schnell von seinem Stuhl auf und lief auf den Jungen zu, der so erbärmlich vor der Tür stand. "Jungkook?", fragte er leise. Wie immer bekam er keine Antwort. "Willst du nach draußen? Geht es dir nicht so gut?" Jimins Stimme überschlug sich vor Panik und Sorge. Jungkook nahm Jimins Hand fest in seine und führte sie zu der kalten Türklinke. Er legte Jimin vorsichtig seine Hand drauf. "Du willst, dass ich die Tür öffne?" Jungkook starrte beschämt auf den Boden. "Ist gut. Ich hole nur schnell meine Tasche." Und damit verschwand Jungkooks Hoffnung endlich gehen zu dürfen. Jimin drehte sich weg vom Kleinen und ging zu seinem Rucksack, den er sich über die Schulter warf. "Wir gehen etwas raus, bis er sich beruhigt hat, ja?", fragte Jimin vorsichtig. Der Lehrer nickte wie selbstverständlich. "Natürlich, lasst euch Zeit." Jimin legte eine Hand auf Jungkooks Rücken. "Willst du in die Bücherei? Da gibt es tolle Bücher.", lächelte sein bester Freund. Ich will zu Taehyung. Und trotzdem nahm der Kleine Jimins kleinere Hand in seine und hielt sie ganz fest. Jimin lächelte nur. "Hab keine Angst Jungkook. Der böse Mann kommt nie wieder. Du bist jetzt in Sicherheit." Jungkook konnte das nicht mehr hören. "Jimin?", flüsterte er leise. Dieser drehte sich erfreut zu seinem Freund um. "Du redest, Jungkook!" Die ganze Klasse war still und schwieg. Sie sahen alle aufmerksam auf Jungkook. "Der Mann, Jimin. Er war nicht böse." Jetzt hatte Jungkook endlich den Mut alles zu sagen! "Er hat mir nichts böses angetan." Und Jimin nahm schnell seine andere Hand. Jimin lächelte traurig. "Jungkook. Es ist in Ordnung. Du kannst nichts dafür. Du darfst es aber auch nicht leugnen. Das wird alles nur schlimmer machen." Kaum ist dieser Satz gefallen, machte Jimin endlich die Tür auf.
Niemand glaubte ihm. Niemand hörte dem Jungen auch nur zu. Jungkook leugnete nichts. Es war die Wahrheit und er verlor den Mut etwas aufklären zu können. Er wusste, das konnte er nicht. Alle hatten ihre eigenen Lügen im Kopf. Sie sahen die Wahrheit nicht, weil sie nichts von Jungkook wussten. Doch er wusste alles besser. Er war schließlich immer da.
Taehyung war niemals böse. Er liebte das Kind von ganzem Herzen. Er wollte nur bei ihm sein und er bemerkte, welchen Fehler er gemacht hatte, als er voller Sehnsucht nach seinem Liebsten in seine Straße einfuhr. Er riss erschrocken die Augen auf, während seine Hände so unfassbar kalt wurden und er einen großen Kloß runterschlucken musste. Er sah lauter Polizeiautos vor dem Wohnkomplex stehen. Das kann nicht wahr sein! Nein, nein. Bitte nicht. Er fuhr an den Straßenrand, unfähig wegen den Tränen etwas zu sehen, die seine Wangen runter flossen. Sein Herz riss in Zwei. Sie haben Jungkook. Sie haben mir mein Kind genommen.
Und dann schrie er plötzlich so wütend auf sich los und schlug weinend gegen das Lenkrad. Sie haben mir mein Kind genommen!
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SТºCKHOLM || Taekook
Fanfiction"Jungkook! Er hat dich entführt und bei sich zu Hause eingesperrt!" Das stimmte nicht. Das war nicht richtig. Sie alle kennen sie nicht. Die Wahrheit. Nur ich habe es gesehen. Nur ich wusste, was Taehyung mit mir gemacht hatte. "Ich liebe ihn." "Nei...