καρıтεʟ zшεı

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Der Junge schlief noch bis zum Morgen in den Armen des Älteren. Das Bett war viel zu gemütlich und der Ältere gab Jungkook ein Gefühl tiefer Geborgenheit. Es war eine ruhige Nacht. Seit langem die ruhigste und Jungkook musste keine Angst haben.

Als der Kleine die Augen am frühen Mittag öffnete, lag Taehyung nicht mehr neben ihm. Der Kleine streckte die Gliedmaßen aus und gähnte beherzt. Die Haare standen ihm wirr vom Kopf ab. Sie waren verwuschelt und gelockt. Er hätte sie vor dem Schlafen gehen noch kämmen sollen. Doch er war so müde, dass er das einfach gelassen hatte. Jungkook stand auf. Er fühlte sich noch schlaftrunken und schritt aus dem Zimmer, um den Älteren zu suchen. Er fand ihn nicht weit entfernt in der Wohnung. Er saß über ein Buch gelehnt auf dem Sofa. Als Taehyung den Kopf hob, sah er direkt in Jungkooks süße, rehbraune, kindliche Augen, die noch müde waren. Jungkook bleib unsicher vor dem Älteren stehen. Taehyung legte das Buch zur Seite, setzte sich aufrechter hin und zog Jungkook langsam zum Sofa. Keine Sekunde später ließ sich Jungkook auf dieses fallen und legte seinen Kopf auf die Schulter des anderen. Er lachte und wuschelte über die wirren Haare. "Wie hast du geschlafen?", fragte Taehyung leise. Jungkook nicke. "Gut.", flüsterte er leise. Taehyung sah sich die Handgelenke des Jungen an. Man konnte die roten Streifen um diese sehen. Die aufgeriebene Haut. "Wer war das?", fragte Taehyung leise. Er wollte Jungkook nicht mit zu vielen Fragen verschrecken. Jungkook sah sich seine Hände an. "Papa.", flüsterte er leise. Das waren die straffen Seile, die Papa dem Jungen manchmal anband. Taehyung stand vorsichtig auf. "Ich habe Frühstück.", meinte er nur und verschwand in die Küche. Von Taehyungs Familie sah der Junge nichts. Auch nicht von dem Mann, der beide gestern nach Hause gebracht hatte. Taehyung hatte den Mann am Steuer 'Papa' genannt. War Taehyungs Papa auch so schlecht, wie meiner?, fragte sich der Kleine. Er stand unsicher auf und folgte Taehyung in die kleine Küche. Taehyung hatte ihm ein Brötchen aufgeschnitten und viel Aufstrich auf den Tisch gestellt. Taehyung nahm sich einfach eine Tasse mit brauner Flüssigkeit drin und setzte sich zu Jungkook an den Tisch. Er sah dem kleinen Jungen ruhig beim Essen zu. "Wann willst du nach Hause? Mein Papa kann dich fahren." 

Taehyung wurde ganz schlecht. Er wollte Jungkook ungerne dort hin zurücklassen. Man musste sich nur den verletzten Körper des kleinen Jungen ansehen um zu vermuten, was dort bei ihnen vor sich ging. Taehyung war besorgt. Er wollte den Jungen nicht dort hin zurücklassen. Jungkook antworte dem Älteren nicht. Er wollte nicht gehen. Er wollte für immer hier bleiben. Er wollte nicht gehen. Er hatte Angst vor seinem Zuhause. Dort war es nie schön. Nicht wenn seine Eltern da waren. Sie waren oft da. Es gab nur kurze Tage, an denen sie nicht da waren. Jungkook war dann Wochen mit viel zu kurzen Tagen alleine. Er musste sich selbst Essen machen und konnte nicht einkaufen gehen, weil er kein Geld hatte. Er musste alleine zur Schule und wieder zurück, aber wie schon erwähnt. Diese fröhlichen Tage waren viel zu kurz. Sie verflogen wie im Nu und schon waren seine Eltern wieder da. 

Jungkook trank den leckeren Kakao aus, den Taehyung ihm gemacht hatte. Er wischte sich über den Mund. Schweigend sahen sie sich an. Der Kleine dachte an sein Zuhause und der Ältere musterte besorgt die traurigen Augen des Kindes. Er brachte es nicht übers Herz ihn wieder in die Hände unverantwortlicher Eltern zu geben. Er wollte es nicht mehr. Er konnte es nicht mehr. "Wie wäre es, wenn du noch einen Tag bei mir schlafen würdest?", brachte der Ältere zitternd über seine Lippen. Der kleine Junge blickte auf und nickte heftig. "Das wäre toll!", strahlten die Augen des Kleinen. Taehyung wusste, dass es falsch war. Er wusste das einfach, aber er konnte den Jungen nicht mehr gehen lassen. Nicht, wenn er solche Eltern hatte. 

Auch am nächsten Morgen wachte Jungkook glücklich, wie schon lange nicht mehr neben Taehyung auf. Er umarmte den Kleinen sanft. "Gut geschlafen?", fragte Taehyung überflüssig. Das kleine Lächeln verriet Jungkook sofort. Er nickte nur. Jungkook musste keine Angst haben.
Taehyung hatte den Kleinen kurz alleine lassen müssen, als sie gestern nach dem Mittagessen alleine waren. Jungkook hatte ein schönes Bild gemalt, während der Ältere weg war. Er fragte auch nicht mehr nach. Er war brav und tat das, was man ihm sagte. Taehyung gähnte beherzt und stand dann auf. Er hatte gestern Jungkooks Sachen gewaschen und nun hatte der Kleine wieder Unterwäsche, die er sich anziehen konnte. Taehyung ging still schweigend und nachdenklich in das kleine Wohnzimmer und schaltete den Fernseher für den Jungen an. Er traute es sich nicht alleine. Das verstand Taehyung und machte es dem Jungen liebend gerne an. Der Kleine kam mit Taehyungs Kissen im Arm verschlafen ins Wohnzimmer und kniete sich -das Kissen fest an sich gedrückt- vor den leisen Fernseher, der gerade die Nachrichten der Stadt zeigten. Er lehnte sich an das Kissen, wärmte sich so seinen Körper, weil Taehyung mal wieder gelüftet hatte, und sah sich still die Bilder an, die gezeigt wurden. Er riss seine kleinen Augen weit auf. "TAE!"

Sofort machte er den Fernseher lauter. "Es gibt bisher immer noch keine Spur von Jeon Jungkook, der schon 2 Tagen nicht mehr auffindbar ist. Zeugen zufolge haben sie einen kleinen Jungen spät nachts am vorherigen 20. Oktober in ein schwarzes Auto steigen sehen. Wohin das Auto den kleinen Jungen -bei dem es sich sehr wahrscheinlich um den Vermissten handelt- gefahren ist oder wohin der Junge verschleppt wurde, ist bisher noch unbekannt. Die Polizei bitten alle um Hilfe und-" Taehyung hatte genug gehört und schaltete den Fernseher aus. Ihm gefiel das alles nicht. "Ich werde gesucht?", fragte der Kleine weinerlich. Er wollte doch gar nicht gefunden werde. Er wollte bleiben, beim Älteren, der sich doch so gut um den Kleinen kümmerte. Taehyung wand sich stumm ab und ging murrend in die Küche. Das darf doch nicht wahr sein! Dachte der Ältere wütend. 

Jungkook und Taehyung saßen sich still schweigend beim Essen ihrer Mahlzeit gegenüber. Der Junge hatte große Angst vor Taehyung. Er dachte, der Ältere würde ihn jetzt wieder gehen lassen und zurück zu seinen Eltern schicken. Still aß er die Waffeln, die der Ältere ihm gemacht hatte. "Du gehst nach dem Essen sofort nach Hause.", sprach der Ältere die Befürchtung des Kleinen aus. 
Der Ältere war vernünftig und wusste, dass das hier falsch war. Er konnte Jungkook nicht hier behalten. Immerhin hatte der Kleine eine Familie. Er wurde von ihr gesucht, auch wenn es Taehyung im Herzen sehr weh tat. Er mochte den Kleinen nach all den Tagen zu sehr. 
Jungkook schüttelte den Kopf. Die Waffeln schmeckten dem Kleinen nicht mehr. Sie lagen wie Steine in dessen Magen. Er legte traurig die Gabel weg und knetete seine Hände, die über dem Shirt lagen, das Taehyung dem Kleinen gegeben hatte. Er schniefte auf und schon bald kullerten ihm große Tränen die kleinen, kindlichen Wangen runter. "Zu Hause ist es nicht schön.", wiederholte der Junge zum ersten Mal seine Gedanken vor dem Älteren. Dieser seufzte. "Mag sein, aber ich kann dich nicht hier behalten.", erklärte der Ältere genauso traurig. Jungkook weinte stumm weiter. Er wollte nicht gehen. Hier war es doch viel schöner. Hier hatte er jemanden, der sich um den Kleinen sorgte. Diese Art von Liebe und Geborgenheit bekam er von seiner Mama nicht. Er wollte nicht weg. Es gefiel ihm hier. Er wollte nicht nach Hause. Die blauen Flecken auf seinen dünnen Beinen und die roten Streifen auf den Handgelenken erinnerten ihn daran, was für ihn zu Hause wartete. Der kleine Junge liebte seine Mama nicht. Der kleine Junge liebte seinen Papa nicht. 

"Mama tut mir weh.", flüsterte der Kleine als letzte Hoffnung, Taehyung mag ihn dann verstehen. Der Älter stand alarmiert auf. Der Kleine mag womöglich endlich sprechen wollen. Er kniete sich vor den Kleinen, nahm dessen kleine Hände in seine. "Wo tut sie dir weh?", fragte er besorgt. Der kleine Junge war stehts brav. Er antwortete immer, wenn er gefragt wurde und reden wollte. "Überall. Mama ist böse. Mama schlägt ihren Jungkook immer.", weinte der Kleine weiter und der Älter streichte sanft die dicken Tränen weg. Taehyung zeigte auf die aufgeschürften Handgelenke. "Und Papa?", fragte er weiter. Jungkook zuckte mit den Schultern und sah den Älteren traurig an. "Papa bindet Jungkook immer fest, damit Jungkook nicht weglaufen kann. Papa ist böse."

Es zerbrach Taehyung das Herz, so etwas von dem kleinen Jungen zu hören. Er brachte es nicht mehr übers Herz den Jungen gehen zu lassen. Er hatte eine Familie, aber die Eltern wollten ihr Kind nicht. Sie liebten das Kind nicht. "Weiß du was, Jungkookie?", sprach der Ältere sanft, nahm den weinenden Jungen in den Arm. "Bleib doch bei mir. Gefällt dir das?", fragte der Ältere. Er wusste, wie falsch das alles war, doch das schwache Nicken des Kleinen vertrieb die Sorgen wieder.

Der kleine Junge liebte seine Mama nicht. Der kleine Junge liebte seinen Papa nicht. Der kleine Junge liebte aber dafür Taehyung umso mehr. Jungkook musste nie wieder Angst haben.
Taehyung wusste, dass Jungkook eine Familie hatte. Er hatte eine Familie, aber die Eltern wollten ihr Kind nicht. Sie liebten das Kind nicht. Taehyung hingegen wollte das Kind und er liebte das Kind... 

SТºCKHOLM || TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt