καρıтεʟ εıпυпɔɔяεıßıɢ

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"Herr Kim? Bitte sagen Sie uns ganz genau, was am 12. Oktober passiert ist." Taehyung war müde. Er hatte die ganze Nacht nicht schlafen können und hatte die ganze Zeit an Jungkook denken müssen. Sein Anwalt saß neben ihm.
Der kleine Junge saß weinend auf der Bank der Bushaltestelle. "Es hat geregnet und..." Taehyung schluckte schwer. "Ich habe unter der Bushaltestelle Schutz gesucht." Er machte eine lange Pause. "Und da saß dieser kleine Junge und er hatte nur eine Shorts an. Ihm war bestimmt kalt und ich habe mit ihm geredet." Der Polizist schrieb sich alles sorgfältig auf. "Was ist dann passiert?" Taehyung sah unsicher zum Anwalt. "Ich habe angeboten ihn nach Hause zu fahren und er ist in das Auto gestiegen." Die Polizei sah skeptisch hoch. "Wer war der Fahrer?" Taehyung ließ den Kopf hängen. "Mein Vater." Wieder war es leise. "Ist der Junge selbstständig und freiwillig eingestiegen?" Taehyung nickte nur. "Was dann?" Taehyung schluckte leer. "Er wollte nicht sagen, wo er wohnt und er war vom Regen nass und ihm war sicher kalt und es war schon spät, also sind wir zu mir gefahren." Der Anwalt war hier gewiss nutzlos. "Wie hat der Junge reagiert?" Taehyung zuckte mit den Schultern. "Er hat kaum geredet und ich habe ihm ein Bad eingelassen und dann habe ich ihm angeboten, die Nacht bei mir zu schlafen." Taehyung wusste, dass das falsch war. Er hatte so viel falsch gemacht, aber das hier. Das war richtig so. "Ich habe gesehen, dass er viele blaue Flecken auf seinem Körper hat und habe ihn gefragt woher." Der Polizist glaubte ihm kein Wort. "Und was hat Jungkook gesagt?" Taehyung wollte ihn so gerne sehen. Er nimmt es ihm auch nicht mehr böse. Er wollte den Jungen doch einfach sehen, damit er sehen konnte, dass es ihm gut geht. "Er hat gesagt, dass seine Mutter ihn schlägt." Er machte den Mund auf. "Vielen Dank, Kim Taehyung. Das reicht uns schon." Taehyung blinzelte verwirrt. "Ich habe ihn aber nicht entführt." 

Der Polizist stand auf. "Moment. Warten Sie. Mein Mandant hat noch etwas zu sagen." Der Polizist sah sich die Unterlagen an. "Ja, aber das gehört nicht mehr in diesen Fall. Wir wollen nur wissen, was am 12. Oktober passiert ist." 

Und damit ging er aus der Tür. Der Anwalt seufzte. "Das macht überhaupt nichts. Sie werden noch eine Chance bekommen, zu reden, Herr Kim. Jetzt müssen wir aber weiterdenken." Taehyung hörte aufmerksam zu. "Damit wir sie überzeugen, dass dieser Jungkook nicht unfreiwillig bei Ihnen war, muss ich alles wissen." Taehyung verstand es nicht. "Aber er war freiwillig bei mir." Der Anwalt schüttelte den Kopf. "Das dürfen Sie so auf keinen Fall sagen, dann steht es Aussage gegen Aussage." Er verstand das wirklich nicht. "Aber das ist die Wahrheit und Jungkook wird das gleiche sagen. Er wird das auch sagen, damit bestätigt er mich." Der Anwalt seufzte. "Herr Kim. So läuft es hier nicht. Sie sind der Angeklagte. Wir müssen so viel für Sie rausholen, wie möglich." Taehyung sank im Stuhl zusammen. So hatte er es sicher nicht gedacht. "Also. Hatten Sie Nachbarn?" Taehyung war wirklich verwirrt und nickte. "Gut. Haben die Nachbarn jemals etwas verdächtiges aus ihrer Wohnung gehört? Gab es Anzeichen, dass Jungkook versucht hat nach außen Kontakt aufzunehmen?" Taehyung wusste es nicht. "I-ich habe gearbeitet, aber nein. Jungkook würde so etwas nicht machen. Er... er war gerne bei mir." Er wusste nicht, was er machen sollte. Er wollte Jungkook helfen, aber alles sieht danach aus, so wenig Strafen zu bekommen, wie möglich, auch wenn es hier niemals eine wirkliche Straftat gab. Taehyung hatte die falsche Entscheidung getroffen. Sie hätten einfach fahren sollen. Ganz weit weg.  

Taehyung öffnete die Tür und trat raus. Vermutlich um wieder in seine Zelle zu gehen und plötzlich hörte er jemanden rennen und bevor er noch etwas sehen konnte, da legten sich zwei Arme um ihn. "Es tut mir leid.", flüsterte Jungkook. Taehyung schlug sein Herz so schnell. "Ich habe das nicht so gemeint. Ich liebe dich, Tae. Ich liebe dich so sehr. Verlasse mich nicht. Ich brauche dich. Ich will zu dir." Taehyung wollte ihn so sehr und er legte seine Arme vorsichtig um den Jungen. Stockholm-Syndrom. Ein psychologisches Phänomen, das dazu führt, dass ein Opfer plötzlich ein positiv emotionales Verhältnis zu seinem Entführer aufbaut. "Jeon Jungkook?" Er ließ den Älteren nur ungerne los. "Ich werde ihnen alles sagen, Tae und dann nimmst du mich doch mit nach Hause, oder?" Die Augen des Jüngeren glänzten gefährlich und doch lächelte er glücklich. Taehyung schluckte schwer. Sehr schwer. "Ja.", hauchte er. Er log und das wusste Jungkook auch. Er hielt sich sein Lächeln auf den Lippen. "Tae? Ich war heute nicht zu Hause. Ich habe hier in einer Zelle schlafen dürfen." Taehyung war so erleichtert, dass er nicht bei seiner Mutter war. Der Junge wurde von der Polizistin am Arm genommen. "Wir werden Sie jetzt verhören, Jungkook." Jungkook ließ sich mitzerren und doch blickte er nach hinten. "Taehyung? Bis dann." Der Ältere sah dem Jungen nach. Er konnte nichts sagen. Würde es denn falsch sein, den Jungen hier zu lassen? Er liebte ihn und würde ohne ihn kaputt gehen, doch was ist mit Jungkook? Wenn es besser ist, ihn hier zu lassen, dann würde das Taehyung ohne zu zögern tun. Er wollte nämlich nur, dass es Jungkook besser geht. Geht es dem Jungen ohne Taehyung besser?

"Jungkook? Kannst du uns sagen, was am 12. Oktober passiert ist?" Jungkook saß nervös auf dem Stuhl. Er konnte nur an Taehyung denken. Er wird da sein. Er wird warten. "Ich wollte nicht nach Hause und es hat geregnet." Der Regen prasselte auf das metallene Dach der Bushaltestelle unter der ein Junge saß. Jungkook spielte nervös mit seinen Fingern. "Da kam Taehyung und..." Er biss sich auf die Lippen. "Er hat mich mit zu sich genommen." Die Polizistin sah sich die Unterlagen an. "Wer hat euch gefahren?" Jungkook überlegte lange. "Sein Vater." Die Polizistin legte den Kopf schief. "In einem Auto?" Jungkook nickte. "Und du bist eingestiegen?" Er nickte wieder. "Ganz freiwillig?" Wieder ein Nicken. "Ja." Die Polizistin sah nach oben zur Kamera. "Jungkook? Ich muss dich hier noch erinnern, dass du hier nicht lügen darfst." Er lächelte leicht. "Das weiß ich." Er war zu aufgeregt. Taehyung! Taehyung! "Was ist dann passiert?" Er holte tief Luft. "Ich wollte nicht sagen, wo ich wohne, deshalb sind wir zu ihm und er hat mich bei sich baden lassen und er hat mir Sachen zum anziehen gegeben und ich durfte bei ihm im Bett schlafen." Das war schön und Jungkook vermisste das. Er vermisste es so unfassbar sehr. "Jungkook? Wieso wolltest du nicht nach Hause?" Er schluckte schwer und sah auf seine Finger. "W-weil meine..." Er wollte das nicht aussprechen. Es ist für Taehyung. Ich mache das alles für ihn. "Meine Mutter hat mich geschlagen und ich wollte nicht mehr." Die Polizistin ließ ihm Zeit. "Hast du denn auch Taehyung das gleiche gesagt?" Er verstand die Frage nicht ganz und schwieg. "Hast du Taehyung am 12. Oktober gesagt, dass du von deiner Mutter geschlagen wirst?" Jungkook erinnerte sich an das Bad und an die beschlagenen Fenster. "Ja und dann bin ich bei ihm geblieben." Die Polizistin lehnte sich zurück. "Wie lange?" Jungkook sah sie an. "Bis die Polizei in unsere Wohnung gekommen ist und mich mitgenommen hat." Niemand hat es je verstanden.

"Hat er dich eingesperrt?" Jungkook schüttelte ehrlich den Kopf. "Nein, hat er nicht." Die Polizistin verstand es wirklich nicht.
"Wieso bist du nicht gegangen?"
"Weil ich nicht gehen wollte."
"Hat er dich erpresst oder bedroht?"
"Nein, hat er nicht."
"Hast du nicht nach Hilfe fragen können? War er gemein zu dir?"
Jungkook musste lächeln und schüttelte den Kopf. "Nein. Ich wollte bleiben, weil mich Taehyung liebt und weil es mir bei ihm gut ging." Er wollte endlich etwas sagen, weil ihm jetzt alle zuhörten. "Ich will nicht zu Hause leben. Ich will bei ihm leben. Ich will nur bei ihm sein." Die Polizistin sah auf das Papier. "Wieso willst du das?" Sie kannte die Antwort schon so gut. "Weil ich ihn liebe." Und doch wusste Jungkook, dass Taehyung log...

SТºCKHOLM || TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt