Jungkook war so unfassbar traurig, als er mal wieder auf seinem Platz in der Klasse saß. Er wusste, was die Menschen über ihn dachten. Er wusste, wie sie alle über ihn redeten. Sie redeten falsche Sachen. Unsinniges Zeug.
"Jungkook? Willst du überhaupt noch in die Klasse?", fragte Jimin vorsichtig. Wieso sollte Jungkook nicht wollen? Ihm machte das nicht wirklich etwas aus. Es kränkte ihn nur wegen Taehyung. Die Menschen waren alle schon immer dumm. Mögen sie ihn nennen wie sie wollen. Er wollte einfach nur, dass ihn Taehyung seinen Schatz nennt. Doch das wird vorerst wohl nicht passieren. Jungkook war deswegen immer so traurig.Jimin verabschiedete sich von Jungkook an dessen Haustür. "Auf Wiedersehen, Jungkook. Bis morgen." Jungkook winkte ihm zu und schloss die Tür auf. Dabei wollte er hier nicht sein. "Jungkook?" Das laute Rufen erschreckte ihn. Seine Mutter kam in den Flur. "Wo warst du? Wo verdammt noch mal warst du?" Ihre zierliche Hand schlug Jungkook ins Gesicht. Er bekam Tränen in den Augen. "Rede endlich, Jungkook!" Ihre Hand griff nach seinem Handgelenk. "Verarsch mich nicht! Jungkook!" Er ließ seine Tasche fallen und stolperte hinter seiner Mutter her. Ihm flossen kleine Tränen seine Wangen runter. "Nur wegen dir! Nur wegen dir, muss ich zu Hause sitzen!" Sie stürmte in sein Zimmer rein. "Nur weil du so ein dummes Kind bist!"
Ihm brannte sein Körper. Ein Schluchzen nach dem anderen verließ seine Kehle. Er dämpfte es mit seinen Händen. Seine Mutter war nie lieb. Sie war eine gewalttätige Frau. Seine Nase lief ihm und er küsste vorsichtig sein silbernes Armband, das er niemanden gezeigt hatte. Taehyung! Taehyung, hol mich hier raus. Bitte, hol mich hier raus! Er krümmte sich verletzt auf seinem Bett. Er wollte zurück zu Taehyung. Er wollte nicht hier sein. Immer weiter krallte er sich in das Armband. Sein Geschenk von Taehyung. Das einzige, was er von ihm hatte. Selbst das Bild von ihm war weg. Er hatte es bei Jimin vergessen. Er hoffte, Jimin würde es nicht wegschmeißen. Er hoffte, Taehyung würde kommen. Er beruhigte sich langsam wieder, doch er konnte einfach nicht aufhören, an Taehyung zu denken. Ich liebe dich. Ich liebe dich, Taehyung. Ich habe dich so sehr lieb, Taehyung. Er stellte sich vor, wie Taehyung ihn küsste, wie Taehyung ihn umarmte, wie Taehyung ihn kitzelte.
"Jungkook? Kommst du zum Abendessen?", rief sein Vater. Jungkook hatte keinen Hunger. Vor Kummer und Sehnsucht bekam er so gut wie nichts runter, ohne dass ihm schlecht wurde. Außerdem vermisste er Taehyungs Essen ganz schrecklich, denn innerhalb den letzten 3 Jahren hatte er nichts anderes gegessen. Er wollte wieder Taehyungs Essen haben. Nicht das seiner Mutter.
Trotzdem stand er auf, wischte sich über die trockenen Augen und verstecke das Armband wieder in der Schublade zwischen der Unterwäsche und seinen Socken. Er eilte zum Esstisch, der in einem kleinen Nebenraum der Küche stand. Der ganze Raum war in ein warmes Licht der Glühlampen getaucht. Der Tisch war rar bedeckt. Nur drei Teller mit den Kartoffeln. Keine Dekoration, nichts überflüssiges, nicht mal Gläser mit Wasser.
Jungkook verging der restliche Appetit, als er das lächelnde Gesicht seiner Mutter sah."Hast du dich wieder beruhigt?", fragte die Frau mit den schwarzen, langen Haaren nach. Jungkook nickte. Er war schließlich brav. Er setzte sich vorsichtig an den Tisch und nahm die Gabel in die Hand, fing an die ersten Kartoffeln auf diese zu legen.
"Hat er denn etwas gemacht?", fragte sein Vater. Die Mutter seufzte. "Zu spät nach Hause ist er gekommen! Weißt du wie krank vor Sorge ich war? Nicht einmal in Ruhe das Essen machen, konnte ich." Jungkook nahm den ersten Bissen. Sie schmeckten nicht gut. Nicht ansatzweise so gut, wie Taehyung Kartoffeln, oder wenn beide sie zusammen gemacht hatten.
"Ich habe vielleicht auch Stress, Jungkook!" Sie schrie den Jungen weiter an. "Und was soll ich machen? Soll ich auch weinend in meinem Zimmer liegen und alles andere vernachlässigen?" Der Vater lachte. "Komm schon Schatz. Dann machen wir uns gleich eben einen schönen Abend in der Bar um die Ecke." Sie liebten es zu trinken.
"Mal sehen."Jungkook schob seinen Teller weg. Er hatte nicht einmal die Hälfte runter bekommen und doch fühlte sich sein Magen so schwer an. "Er freut sich nicht einmal über mein Essen!"
Die Frau stand auf.
"Wozu koche ich dann für dich? Wofür stehe ich Stunden in der Küche um für dich zu Sorgen und du bist nicht dankbar!!"
Der Mann stand auf.
"Los, Schatz. Lassen wir den Abend ruhig in der Bar noch etwas abklingen."
Jungkook kannte das. Sein Vater hatte immer schon eine Vorliebe zum Alkohol. "Du hast Recht. Es hört sich wirklich schön an."
Das Kind stand auf.
"Jungkook? Du kennst es doch noch. Gib mir deine Hände."Das Kind hatte Angst. Es hatte so wirklich, schreckliche Angst.
Taehyung! Oh bitte...Taehyung!
Doch es brachte alles nichts. Das Kind war schwach. Es hatte nie gelernt sich zu wehren. Es hatte immer nur gelernt zu schweigen und das zu machen, was die Erwachsenen von ihm wollten.Der Mann ging zur Kommode, öffnete die dritte Schublade und holte glänzendes Metall heraus. Jungkook schlotterten die Knie.
Der Mann kam zurück zum Jungen und er streckte beide Arme entgegen. Mit einem lauten Knacken, schlossen sich die Handschellen um das rechte Handgelenk. "Du weißt, es ist so am besten.", flüsterte der Mann. Jungkook nickte und folgte ihm in sein Schlafzimmer. Jungkook reichte dem Mann dann sein linkes Handgelenk und schon waren beide Arme fest vom Metall umschlossen. "Gute Nacht, mein Junge." Jungkook sah nicht mehr auf. Er hörte nur die Tür zufallen und den Schlüssel, der gleich darauf das Zimmer des Jungen von außen zusperrte.Die Haustür fiel zu. Er war wieder alleine und er hoffte, er müsse diese Nacht nicht auf die Toilette. Denn er war alleine. Das Zimmer war zugesperrt und das Fenster konnte er nicht mehr öffnen. Jungkook war so traurig. Er hasste das. Er hasste es so sehr.
Stumm weinend lag der Junge in seinem Bett. Seine Eltern waren immer noch nicht da. Er weinte und ihm tat seine Haut sehr weh. Das grobe Metall schürfte dem Jungen die Haut auf. Er weinte still und dachte an Taehyung.
Bei ihm war er nie einsam gewesen. Taehyung hatte ihm nie etwas Böses angetan. Der Ältere war immer lieb und ganz sicher läge der Junge jetzt behütet in dessen Armen, anstatt hier festzusitzen. Der Ältere würde Jungkook durch die Haare fahren, ihm vielleicht eine Geschichte ins Ohr flüstern, ihm Küsse auf die weichen Wangen hauchen. Doch er war nicht da. Da war nur die einsame Kälte und Jungkook schluchzte zum zweiten Male an diesem Tag auf. Und ein Wort kam dem Jungen dabei immer wieder aus dem Mund. Es klang krächzend und heiser, denn er hatte schon lange nicht geredet. "Taehyung." Und der Junge wiederholte seinen Namen den ganzen Abend, bis er endlich eingeschlafen ist...
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SТºCKHOLM || Taekook
Fanfiction"Jungkook! Er hat dich entführt und bei sich zu Hause eingesperrt!" Das stimmte nicht. Das war nicht richtig. Sie alle kennen sie nicht. Die Wahrheit. Nur ich habe es gesehen. Nur ich wusste, was Taehyung mit mir gemacht hatte. "Ich liebe ihn." "Nei...