καρıтεʟ ƨıεвεпυпɔzшαпzıɢ

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Lachend lag der Junge auf dem Bett, während Taehyung dessen Kleidung in einen Koffer packte. "Schau dir meine Haare an!", gluckste Jungkook. Er sah sich immer wieder seine Strähnen an. "Ich habe rote Haare, Tae!" Der Ältere sah auf Jungkook. "Ja, Kookie." Er verstand den Kleinen nicht. "Und gleich gehen wir nach Hause?", fragte er. Taehyung schmunzelte. Draußen regnete es wie aus Kübeln. "Wir schauen mal..." Das war Taehyungs vage Antwort für ein Nein. Jungkook half Taehyung dann ein wenig. Sie müssten schon bald zurück zum Auto, bevor Jimins Mutter kommt und bevor Jimin kommt. Denn sie beide waren doch immer noch nicht in ihrer Wohnung, obwohl es sich beide wünschten. Sie wollten doch so gerne bei sich in der Wohnung sein. "Taehyung?" Jungkook setzte sich dicht hinter den Älteren und schlang seine Arme um dessen Körper. Er hatte das so vermisst. Er hatte ihn so unfassbar schrecklich vermisst. Er wollte alles nachholen, was sie verpasst hatten. Sie waren so sehr bei sich beiden, dass sie die Tür nicht hörten. "Es war schrecklich zu Hause.", schniefte Jungkook. Taehyung strich dem Jungen über seinen Handrücken. "Ich weiß, Schatz. Du musst da aber nicht mehr hin." Jungkook lehnte sich an den kräftigen Rücken und hörte dem ruhigen Atmen zu. Er spürte ganz deutlich den kalten Boden unter ihm und die sanften Atemzüge von Taehyung. "Mama hat Jungkook wieder weh getan." Taehyung verstand Jungkook manchmal nicht. "Höre auf so zu reden, als seiest du ein kleines Kind.", tadelte er den jungen Mann. Jungkook drückte sich näher an Taehyung. "Aber sonst wirst du mich nicht mehr zu dir nehmen." Denn er dachte, wenn er erwachsen ist, dann will ihn Taehyung nicht. Denn er dachte, dass Taehyung ein Kind bei sich haben wollte. Er dachte, dass er Taehyung nicht genug war. Dass es Taehyung wichtig war, welches Alter Jungkook hatte. Der Ältere seufzte. "Ich nehme dich nicht zu mir. Du willst doch freiwillig zu mir, oder?" Jungkook nickte nur leicht. Er wollte mehr als alles andere zurück zu ihrer Wohnung. "Dafür musst du mir aber etwas versprechen, Jungkook." Taehyung machte den schweren Koffer zu. "Du wirst dann, wenn du achtzehn bist zur Polizei gehen und deine Mutter anzeigen." Jungkook wollte das nicht. "Ich werde aber nicht zur Polizei gehen, sie wollen dir weh tun, Tae!" 

Jimin schreckte zurück. Was redeten die beiden da und wieso überhaupt waren sie bei ihm zu Hause? Er versteckte sich hinter der angelehnten Tür und traute sich kaum zu atmen. Er wollte die Polizei rufen und den bösen Mann hinter Gittern bringen. Für das, was er Jungkook angetan hatte. Für das, was er einem kleinem Kind angetan hatte. Er war in den Augen des Freundes, doch einfach nur ein pädophiler Verbrecher. "Taehyung? Ich wünsche mir etwas." Er sah die beiden dort sitzen und er verstand überhaupt nicht, wieso Jungkook so nahe bei ihm saß. Er verstand nicht, wieso er freiwillig mit seinem Entführer redete, aber nicht mit seinem besten Freund. Er hatte doch alles versucht, um Jungkook glücklich zu machen. Wieso dann? Wieso lachte Jungkook plötzlich so viel und konnte seinen Mund nicht mehr halten, wenn er einmal angefangen hatte zu reden? Jimin wollte es aber vielleicht nicht verstehen, denn er war nun mal nur ein Außenstehender und hatte nichts gesehen. Er kannte die Wahrheit nicht. Jimin kannte sie nicht, genauso wie die Polizei oder diese Gesellschaft. Sie wussten doch gar nicht, was passiert war und reimten sich das beste zusammen. Das beste für sich, denn wieso sollte ein Kind denn von der liebevollen Mutter gehen? Von der liebevollen Mutter, die doch eigentlich keine war. Sie war gewalttätig und böse und das sah niemand, außer das Kind, das sich im letzten Moment doch retten konnte. Es sah niemand und alle -wirklich alle- verdrehten diese Geschichte von Anfang an. 

Jungkook löste sich von Taehyung und stellte sich vor diesen. Er blickte auf ihn runter. "Ich wünsche mir, dass du mich jetzt küsst, Tae." Jungkook wusste, was er sagen sollte, damit er das bekam, was er wollte. Taehyung würde ihm nie einen Wunsch abschlagen. Er hatte ihn schließlich lieb. Er brauchte den Älteren für sich. Und eigentlich wusste er doch sehr gut, dass Taehyung nicht ihn in der Hand hatte, sonder andersrum. Er konnte alles von Taehyung haben. Jungkook war ein braver Junge. Er beugte sich runter und legte seine Lippen auf die des Älteren. Er wollte Taehyung, denn er war der einzige, den er liebte. Taehyung liebte den Jungen so sehr. "Nein, Jungkook. Wir müssen jetzt zum Auto gehen." Jungkook kicherte leise und sprang auf das Bett. "Ich will nicht ins Auto! Ich will nach Hause." Taehyung hob den Koffer hoch. "Ich fahre uns nach Hause." Jungkook war unzufrieden und blies die -nicht mehr- so runden Wangen auf. "Tut mir leid, Taehyung." Er war nur so aufgeregt und aufgewühlt. Er sah sich die roten Haare an. Taehyung blickte sich im Zimmer um. "Wann kommt Jimin nach Hause?", fragte er Jungkook panisch. Jungkook fuhr auf. "Jimin!" 

Jimin stolperte erschrocken nach hinten und ließ sein Handy fallen. Er hatte es nicht geschafft, die dreistellige Nummer zu wählen. Die Tür wurde aufgerissen und Jungkook stand genau vor ihm. Jimin hatte plötzlich so Angst. Er wurde erwischt! Er war so dumm. So dumm, nicht sofort die Polizei gerufen zu haben. Jungkook zog seinen Freund zu sich. Er hatte Angst vor Jimin. "Du darfst nicht die Polizei rufen!", schluchzte er. Jimin verstand seinen Freund so überhaupt nicht mehr. Er war ihm fremd. Seine Haare sahen anders aus. Seine Augen auch und ebenso die Stimme. Denn Jungkook redete seit den sechs Monaten wieder. Er entdeckte den Älteren hinter Jungkook stehen. Er sah auch ganz anders aus. Seine Augen und seine Haare. Er wusste nicht mehr, was er glauben sollte, oder wollte. 

Schweigend saßen alle drei in dem kleinen Zimmer. Jungkook weinte immer noch so stark und nicht einmal Taehyung konnte ihn beruhigen, dabei tat der Ältere alles, was er konnte. Er strich ihm über den Rücken und küsste immer wieder die salzigen Wangen. Er flüsterte leise und behutsam auf ihn ein. Nichts, aber wirklich nichts brachte etwas. "Höre auf zu weinen, Jungkook." Er strich ihm die Tränen weg. "Er wird die Polizei rufen! Er wird dir weh tun! Und-" Jimin sah sich alles still an. Er mochte es nicht, dass Jungkook weinte, nur jetzt sah der Ältere gar nicht mehr so böse aus. Er wollte den Älteren aber nicht so sehen, wie jetzt. Taehyung drückte den Jungen an sich. "Ich mache dir einen Kakao! Und morgen, da essen wir wieder leckere Pfannkuchen und-" Er seufzte auf. "Und ich lasse dich wieder so lange baden! Mit einer pinken Badebombe und die darfst du wieder ins Wasser schmeißen." Er wollte so sehr, dass er aufhörte zu weinen. "Ich kaufe dir auch eine blaue! Und dann legen wir uns ins Bett und ich erzähle dir wieder etwas schönes von meinem Tag." Jimin hörte ganz still zu. "Niemand wird die Polizei rufen, Keks. Niemand wird mir weh tun." Jungkook glaubte ihm nicht. Er log immer. Immer wieder, wieso denn nicht auch jetzt? "Du lügst!", schrie er aufgebracht. Taehyung strich ihm über die gefärbten Haare. "Nein, ich lüge nicht." Jimin reichte dem Älteren ein Taschentuch. Es tat ihm leid, was da gerade mit Jungkook passierte und irgendwie hatte er das Gefühl, das es seine Schuld war. "Man wird mich wieder zu meiner Mutter schicken!" Jungkook hatte so Angst vor dem, was schon wieder passieren könnte. "Nein, Kookie. Niemand wird dich wieder da hin schicken. Du bleibst bei mir. Nur bei mir." Er wischte dem Jungen über die laufende Nase. "Doch! Und man wird mir wieder weh tun und ich werde wieder alleine sein!"

Taehyung küsste dem Jungen wieder die Stirn. Es war alles genauso wie damals, als Jungkook sich entschieden hat, bei ihm zu bleiben. Er hatte wieder diese Verletzungen und das nicht nur auf dem Körper. Jungkook hatte Panik, war aufgewühlt und verletzt. Er konnte nichts dafür, so etwas passierte eben. Nur diesmal war es viel schlimmer, denn Jungkook hatte dieses Gefühl von einem Zuhause nicht mehr. Er hatte den Schutz nicht mehr, den er brauchte, denn wenn Taehyung wieder gehen würde, dann würde alles wieder von Anfang an beginnen. Es würde alles wieder auf Jungkook kommen. Er brauchte den Älteren, der ihn im Arm hielt, genauso wie jetzt. "Du darfst nie wieder gehen, Tae! Das darfst du nicht. Du wirst mich nicht alleine lassen!" Der Ältere war verzweifelt. "Ich werde nicht gehen, du bleibst bei mir. Du bleibst bei mir Jungkook." Er musste geduldig bleiben, denn er wusste ganz genau, was der Kleine dachte. "Du wirst nicht gehen, oder?" Er sah auf die Uhr. Es war schon viel zu spät. Sein Plan ging nicht mehr auf. "Nein, ich bleibe auf jeden Fall." 

Und Jimin sah die beiden dort sitzen. Jungkook von seinen Gefühlen losgelöst und er konnte sich nicht mehr zurückhalten. Und Taehyung, der alles versuchte, um den Jungen wieder ein Gefühl der Sicherheit zu geben. Es war alles falsch, wie er über den Älteren dachte. Er fing an, alles zu hinterfragen. War Jungkook wirklich freiwillig bei ihm? Hat er ihm wirklich nichts böses angetan? Was, wenn es keine Entführung war? Er musste sich an Weihnachten erinnern, an Jungkooks Handgelenke und vielleicht. Ganz vielleicht, hatte sich Jungkook wirklich nichts angetan. Vielleicht wurde ihm das angetan. Er wusste nicht mehr, was richtig war. "Meine Mutter kommt gleich.", sagte er leise. Taehyung sah auf den Freund und dann auf Jungkook. Er küsste ihm noch einmal seine Stirn. "Jungkook? Wir müssen jetzt gehen. Zum Auto." Jimin wollte aber nicht, dass Jungkook wieder mitgenommen wurde. "Nein. Du wirst ihn nicht mitnehmen!" Er wusste ganz genau, dass das bestimmt nur ein Trick war. "Du wirst ihn nicht wieder entführen!" Jungkook schluchzte laut auf. "Nimm mich mit! Entführe mich! Ziehe mich mit dir! Ist mir egal!" Er wischte sich hektisch über die Augen. "Mache alles, damit ich bei dir bleiben kann!" Er hatte ganz bestimmt nicht das Stockholm-Syndrom, doch wie wirkte das auf Außenstehende? Wie das Stockholm-Syndrom... 

SТºCKHOLM || TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt