Taehyung öffnete die Tür zu seiner Wohnung hier in der Stadt. Er fühlte sich erschöpft und er fühlte sich traurig. Er wusste nicht, was er machen sollte. Die ganze Sache ist so außer Kontrolle geraten. Er hatte sie nicht mehr im Griff. Seufzend stieß er die Tür auf und trat ein. Die Luft roch abgestanden und durch das Sonnenlicht von draußen sah man ganz klar und deutlich kleine Staubpartikel, wie sie von der Luft ausgewirbelten wurden und jetzt langsam in der Luft schwebten. Taehyung beließ seine Schuhe sogar an, denn er würde zuerst sauber machen müssen. Seine müden Beine schlürften in sein Wohnzimmer rein und die Verwüstung ließ ihn noch verzweifelter denken. Sie haben unsere Wohnung durchsucht. Er bückte sich runter zum Boden und hob ein Buch auf. Jungkooks Buch. Er strich den Staub von dem Titel. Ein Leben mit dir. Er lächelte leicht und legte das Buch auf den Tisch. Er wollte, dass alles wieder so war, wie vorher. Er wollte den Jungen jetzt so sehr neben sich stehen haben. Den kleinen Jungkook, der immer so süß lächelte und fröhlich gluckste. Der, der dabei durch die Wohnung sprang und die Musik im Radio lauter drehte. Taehyung erinnerte sich an die weichen Hände, die er immer so süß mitschwang. Er erinnerte sich an die schmalen Hüften, die er immer und immer wieder kreisen ließ. Er erinnerte sich an seine nackten Füße, die nur so über den Boden sprangen und flogen. Er erinnerte sich an Jungkooks leuchtenden Augen und den hektischen Atmen, wenn er sich endlich setzte. Ganz so lange, bis er beim nächsten Lied wieder aufsprang und weitermachte. Jungkook liebte es durch die Wohnung zu tanzen und Taehyung liebte es ihm dabei zuzusehen.
Jungkook öffnete die Tür zu seinem neuen Zimmer. Er blickte traurig auf die ganze Ausstattung. Ein schönes Bett, viel größer als seines bei seinen Eltern. Ein schöner Schreibtisch, ein großer Kleiderschrank und auf dem Boden lag ein kleiner Teppich. "Jungkook?" Er drehte sich vorsichtig um. "Gefällt dir dein Zimmer?" Die Frau war nett, kein Zweifel, aber sie war nicht Taehyung. Er wollte, dass Taehyung jetzt neben ihm stand. Er würde den Jungen so wie immer sanft an die Hand nehmen, wenn er traurig war. "Ja...", hauchte er. Er wollte nicht reden, denn er wollte mit Taehyung reden und er war nicht da. Seine Pflegemutter stellte seine Tasche an die Tür. "In ein paar Minuten ist Mittagessen fertig." Sie legte Jungkook eine Hand auf seine Schulter. "Es wird alles wieder gut, ja?" Ja, wenn Taehyung mit mir nach Hause geht. Doch das wusste niemand. "Du kannst gerne ein paar Freunde einladen, dann später." Er lächelte leicht und schloss die Tür. Er wollte alleine sein. Sein Herz schmerzte ihm sehr und er fasste sich leicht gegen die Lippen, während er zum Fenster ging. Er sah vorsichtig nach draußen. Die Sonne schien warm auf die Straßen und eigentlich war es doch so schönes Wetter, um nach draußen zu gehen. Er wollte mit Taehyung auf ihrem Balkon sitzen und sich sonnen.
"Morgen fahre ich dich gerne in die Schule, wenn das in Ordnung ist." Sie lächelte so warm und stellte Jungkook seinen Teller hin. "Du kannst doch morgen zur Schule oder fühlst du dich nicht gut?" Er schluckte schwer, dachte an die letzten Tage. Taehyung stand in der Klasse: Er hatte ihn vor den Augen aller einfach so geküsst. "I-ich möchte gerne..." Er nahm sich sein Besteck. "Gerne zur Schule." Es war die einzige Möglichkeit, wie er mit Jimin reden konnte. Natürlich hatte er sein Telefon und doch wusste er nicht, wie weit er Jimin trauen konnte. Er wusste nicht, was Jimin sonst wieder tun könnte. Er zupfte an den Ärmeln seines Pullovers herum. "Willst du morgen nicht ein Shirt anziehen? Es wird sehr warm." Er zuckte mit den Schultern. Taehyung... Still aß er sein Mittagessen und doch nicht viel. "Darf ich in mein Zimmer gehen?" Die Frau sah den noch fast vollen Teller an. Ihm schmeckte das Essen nicht. Er wollte irgendetwas essen, was Taehyung ihm gemacht hat. Er wollte den Älteren sehen, ihn umarmen, ihn küssen und mit ihm schlafen. Seine Liebe machte ihn krank.
Leise klopfte er gegen die Tür seines Klassenzimmers. Er war etwas zu spät, aber es war auch seine Schuld. Vorsichtig öffnete er die Tür und trat nervös rein. Sein Bauch tat ihm weh, sein Herz schlug zu heftig und es war nicht so schön, wie bei Taehyung. Bei Taehyung flatterte sein Herz immer so fröhlich und leicht. Hier aber fühlte es sich an wie ein Stein. "Oh, Jungkook." Er sah sich den Boden an. "Du... Wir dachten nicht, dass du-" Er sah dem netten Lehrer in die Augen. Er war traurig und er hatte letzte Nacht geweint. "Du bist zu spät, aber das macht nichts. Setze dich einfach auf deinen Platz." Er schritt langsam neben Jimin, der schnell Platz machte. Und als er sich setzte, da legten sich die beiden Arme seines besten Freundes um ihn. "Ich wusste, du würdest das richtige tun...", flüsterte Jimin leise und legte seinen Kopf auf Jungkooks Schulter ab. Er atmete tief durch. "Du hast mir alles kaputt gemacht, Jimin.", sagte er leise und Jimin wich schnell von ihm. Die Augen von Jungkook waren nicht mehr die leuchtenden, fröhlichen. Sie waren dunkel, traurig und so voller Hass. Er hasste diese Welt, die ihm Taehyung weggenommen hat. Er hasste diese Gesellschaft, die nicht verstanden, was er eigentlich wollte. Er packte seinen Block aus und zog sich vorsichtig die Jacke aus. Es war heute warm und deshalb hatte er nur ein Shirt an. Und seine Arme waren hässlich. Seine Handgelenke ganz aufgeschürft, die Arme voller blauer Flecken und aufgekratzt, denn die Mutter drückte gerne mal ihre Nägel in die weiche Haut, wenn Jungkook sich zu wehren versuchte. "Jungkook...", hauchte Jimin leise. Ihm tat alles so leid, aber verstehen wollte er es nicht. Jungkook stützte sich an seiner Hand ab, malte kleine Herzen auf das Blatt. Taehyung... Er fing an in jedes Herz immer ein T zu schreiben. Taehyung, ich liebe dich. Taehyung, ich liebe dich. Taehyung. Ich weiß, dass du mich auch liebst.
"Jungkook?" Er sah erschrocken auf. Er hatte gar nicht aufgepasst. Die Lehrerin lächelte freundlich. "Was denkst du dazu? Warum wollte das Mädchen die Blumen nicht loslassen?" Er mochte Deutsch noch nie so gerne, aber dieses Mal da war es nicht so schlimm. "Die Frage geht an euch alle. Ihr habt das Buch sicher nicht gelesen, aber wieso lässt sie die Blumen nicht los?" Jungkook sah auf sein Armband. Das mit den ganzen Herzen dran. "Jungkook? Hast du eine Idee?" Er hob langsam den Blick. Taehyung. Ich liebe dich. "W-weil..." In der ganzen Klasse wurde es plötzlich leise. Sie hatten Jungkook noch nie im Unterricht reden hören und der Junge fühlte sich unwohl. "Weil die Blumen ein Geschenk sind."
Diese Worte ließen die Zeit stehen bleiben. Es war so ruhig und kurz hatte Jungkook Angst, dass man ihm auslachen würde. Man würde sich sicher so über ihn lustig machen, wie man sich immer über Taehyung hat lustig gemacht. "Oh, denkst du? Wo steht das?", fragte die Lehrerin leise. Jungkook sah nicht einmal auf das Deutschbuch. Er wusste es so viel besser. "Im Buch." Die Lehrerin schlug ihr Deutschbuch zu, setzte sich auf ihren Pult. "Hast du das Buch gelesen?" Jungkook war das unangenehm. Er hätte wie immer still sein sollen. Er nickte trotzdem leicht. "Und woher hattest du ein Buch?" Er schluckte schwer, fasste an sein silbernes Armband. "E-er hat es mir geschenkt." Sie verengte die Augen. "Dein Entführer hat dir Geschenke gemacht?" Jungkook rutschte sein Herz in die Hose. Er fühlte sich so ängstlich und so klein. "N-nein... D-das stimmt-" Er biss sich auf die Lippen, um nicht aufzuschluchzen. Taehyung. Ich liebe dich. Ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr. "Er ist nicht mein Entführer. Er hat mich nicht entführt." Er hasste sie alle hier, weil sie dem Jungen nicht glaubten. "Wieso sollte er dir dann etwas schenken?", fragte jetzt auch Yoongi und Jungkook wusste einfach, dass von ihm noch was kommen müsste. Es konnte nicht sein, dass er ruhig blieb. "Es war mein Geburtstag!"
Taehyung war doch der erste, der dem Jungen endlich etwas geschenkt hatte.Wieso verstand es niemand?
Er sprang weinend auf. Das Leben hier war so unfair! Ein Leben mit dir. Er rannte nach vorne und zur Tür raus. Taehyung. Taehyung! Ich liebe dich...
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SТºCKHOLM || Taekook
Fanfiction"Jungkook! Er hat dich entführt und bei sich zu Hause eingesperrt!" Das stimmte nicht. Das war nicht richtig. Sie alle kennen sie nicht. Die Wahrheit. Nur ich habe es gesehen. Nur ich wusste, was Taehyung mit mir gemacht hatte. "Ich liebe ihn." "Nei...