καρıтεʟ νıεяυпɔzшαпzıɢ

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Taehyung wischte Jungkook schnell die letzten Tränen weg. Er musste seinen Plan verfolgen. Er hatte keine Zeit. Ihm ging die Zeit aus. Sie mussten schnell gehen. Sie sollten gehen, bevor noch etwas unerwartetes passiert. "Hörst du, Jungkook?", fragte er sanft nach. Er stellte sich wieder auf die Beine, sah sich in der Klasse um. Verängstigte Augen blickten auf ihn und niemand traute sich zu reden. Niemand machte auch nur einen Mucks. Es war noch viel besser als geplant. Er hatte mit einem Aufstand gerechnet. Er hätte mit einem furchtbar lautem Geschrei gerechnet, doch nichts davon geschah. "Taehyung?", flüsterte Jungkook leise. Der Ältere strich ihm über seine Haare. "Gehen wir nach Hause?", fragte er wimmernd. Taehyung nickte sofort. "Dafür bin ich doch da." Er fuhr dem Jungen sanft über den Rücken. Jungkook verkrampfte sich, drehte sich von der Hand weg. "Das tut weh, hör auf.", quengelte der Kleine. 

Jimin war wirklich fasziniert. Wieso konnte Jungkook jetzt plötzlich reden? Wieso hatte er die ganze Zeit nicht gesagt? Es machte für ihnen keinen Sinn mehr. Er dachte, Jungkook wäre jetzt glücklich gewesen, doch wieso schien er zusammen mit dem fremden, bösen Mann so erleichtert? Wieso sah Jungkook so lebendiger aus? Wieso zum Teufel verhielt sich der Junge so!? Er sprang von seinem Stuhl auf ohne wirklich nachgedacht zu haben. "EY DU PENNER!", schrie er laut. Er wischte sich schnell die Tränen weg. Er musste jetzt stark bleiben. Für Jungkook und für sich. Er durfte seinen besten Freund nicht schon wieder verlieren. Er hatte sich selbst fest versprochen, ihn nicht mehr gehen zu lassen. Er wollte ihn beschützen. Er ging mit festen Schritten nach vorne. Er hatte Angst vor dem Mann, aber noch mehr hatte er Angst, Jungkook wieder zu verlieren. Er konnte das nicht zulassen und wenn es nötig wäre, dann würde er ihn mit Gewalt beschützen. Er würde alles machen, um den bösen Mann seine gerechte Strafe zu geben, die er seines Erachtens mehr als verdient hat. Dafür, dass er einen Jungen entführt hat. Dafür, dass er sich an dem Jungen vergriffen hatte. Dafür, dass er den Jungen schon wieder mit sich nehmen wollte. 

Taehyung ignorierte das Gesagte, immerhin ging es ihm hier nur um Jungkook. Er beugte sich lieber zu dem Jungen. "Was tut dir weh?", fragte er besorgt. Jungkook war schüchtern. Taehyung war ihm schon lange nicht mehr so nahe gewesen, wie jetzt. Er wusste doch gar nicht mit seinem schnell schlagendem Herz umzugehen. Taehyung zog Jungkook schnell zu sich, als Jimin plötzlich auf die beiden zukam. "Du wirst ihn nicht mitnehmen!", sagte Jimin mit zittriger Stimme. Was sollte der Ältere darauf antworten? "Wieso fragst du nicht Jungkook, wohin er gehen möchte?" Seine Hand umfasste Jungkooks Handgelenk. Dem Jungen schmerzte die feste Berührung. "Es tut weh! Lass los!", wimmerte er schmerzerfüllt und beide sahen erschrocken auf Jungkook. Taehyung schob schnell die langen Ärmel nach hinten. Der Anblick schockierte ihn zu tiefst. Jungkooks Handgelenke waren schmerzhaft aufgeschürft. Seine Arme voller blauer Flecke. "Jungkook...", flüsterte Jimin leise. Taehyung wusste so gut, was das war. "War das wieder deine Mutter?", fragte er streng. Jungkook zuckte etwas zurück. Er mochte es nicht, wenn Taehyung streng wurde. Er wischte sich mit der anderen Hand die Augen. "Ja.", stotterte er. Niemand verstand, was sie da sagten. Wieso sollte Jungkooks Mutter etwas damit zu tun haben? Das war doch unvorstellbar. Nur Taehyung wusste, was geschehen war. "Wo noch?", fragte er jetzt etwas sanfter und diese Frage traf Jungkook unvorbereitet. Er schluchzte auf, hauchte leise. "Überall."

Taehyung umarmte den Jungen sanft. "Nicht weinen Jungkook. Wir gehen nach Hause." Nach Hause. Das klang wirklich schön für den Kleinen. Er schlang seine Arme um Taehyungs Oberkörper. Ihm tat sein Herz so unfassbar weh. Er hatte so viele Gedanken. Er hatte so viel Panik und Angst. Angst davor, dass sie ihn wieder finden werden. Dass Taehyung ihn nicht mehr wollte. Dass er nicht mehr zu Taehyung gelassen wird. Er hatte Panik, dass er wieder zu seiner Mutter gehen muss. Er wollte nur zu Taehyung. Ganz alleine, wie damals. Er würde alles für den Älteren machen, für etwas Liebe. Taehyung küsste Jungkook seine salzige Wange. "Du musst keine Angst haben: Es wird alles wieder gut." Jimin konnte das nicht mehr mit ansehen. "Lass deine Finger von ihm!" Taehyung wich einen Schritt zurück. "Jungkook!", schrie Jimin laut. Er konnte alles nicht fassen. Wieso hat er nie etwas gesagt? Wieso log er mich immerzu nur an? Er konnte sich nicht denken, wieso Jungkook all das tat. Denn für Jimin, der nichts zu wissen schien, war das, was hier vorging ein vollkommenes Rätsel. "Jungkook... Wohin willst du gehen?", fragte Taehyung leise. Jimin hielt gespannt die Luft ein. Er kann das nicht wollen! Er darf das nicht wollen! Jungkook sah auf Jimin und dann auf Taehyung. Er ging alle Menschen der Klasse durch. Alle Mädchen, die immer so lachten. Alle Jungen, die immer Witze gemacht haben. Yoongi, den er nicht mehr mochte, seitdem er eine Grenze überschritten hatte. Er wusste schon so lange, was er wollte. "Ich will zu dir! Bitte, Taehyung. Nimm mich mit." 

Jimin ließ die Schultern hänge. Er verstand jetzt gar nichts mehr. "Jungkook! Er hat dich entführt und bei sich zu Hause eingesperrt." Das stimmte nicht. Das war nicht richtig. Sie alle kennen sie nicht. Die Wahrheit. Nur er hatte es gesehen. Nur Jungkook wusste, was Taehyung mit ihm gemacht hatte. Er ließ seine Hände von Taehyung und drehte sich zu Jimin. Er war das alles so satt. Sie glaubten ihm so oder so nicht!  "Ich liebe ihn.", sagte er fest. Taehyung weitete erschrocken seine Augen. Das zu hören war noch viel schöner, als er sich hätte erträumen können. Ich liebe dich auch! Das dachte er sich und trotzdem hob er schnell seinen Koffer auf und nahm sich sein Handy. Jimin trat einen Schritt zurück. Dieser Junge war doch verrückt! Es konnte nicht stimmen, was Jungkook da sagte. Er hatte doch keine Ahnung. Er lachte bitter auf. "Nein, tust du nicht. Du hast das Stockholm Syndrom." Jimin schubste Taehyung nach hinten. "Man verliebt sich nicht in seinen Entführer, Jungkook!" Der Kleine schluckte schwer. Wieso wollte es niemand verstehen?
"Er hat mich aber nie entführt! Ich! Ich bin von ganz alleine in sein Auto gestiegen!" Sein schrille Stimme ließ die Wände erzittern. "Ich bin von ganz alleine bei ihm geblieben! Ich habe von ganz alleine angefangen ihn zu lieben!" Jimin stieß an einen Tisch. Er hatte nicht erwartet, dass Jungkook ihn plötzlich anschreien würde. "Ich wollte das alles...", flüsterte er, nahm sich schnell Taehyungs Hand. "Und ihr habt alles kaputt gemacht!", zischte er bitter. Es war nicht Taehyungs Schuld. Es war auch nicht Jungkooks Schuld, dass er gefunden wurde. Die anderen waren das. Sie gegen den Rest. So war das immer schon. Taehyung strich dem Jungen über die wirren, zu langen Haare. "Schon gut, Jungkook. Du bist jetzt wieder bei mir." Das war es, was beide immer wollten. Einander. Jungkook lächelte breit. Und das war das breiteste Lächeln, was die ganze Klasse jemals gesehen hatte. "Machst du mir bei uns Zuhause auch wieder Kakao?" Und sie ließen alle einfach zurück, gingen aus der Tür, gingen aus der Schule und stiegen in Taehyungs Auto...

SТºCKHOLM || TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt