"Was hast du da eigentlich?" Jungkook saß auf Yoongis Boden und spielte mit dem Shirt, dass Yoongi ihm gegeben hatte. Der Regen wollte nicht ganz aufhören und Jungkooks Finger kribbelten ihm so sehr. Er wollte endlich diesen Laptop anmachen, wollte schauen, was Taehyung ihm da eigentlich geschrieben hatte. Vielleicht war es Taehyungs Telefonnummer, dann könnte er ihn sofort anrufen! Er sah auf das schwarze Gehäuse und dachte die ganze Zeit daran, ihn jetzt anzumachen.
Jimin sah sich den Jungen ganz genau an. Er wusste nur zu gut, wem das gehörte. "Das ist nicht deiner Jungkook.", sprach er aus. Der Regen peitschte an die Fensterscheibe und Jungkook wurde schrecklich nervös. "Das gehört deinem Entführer und du hast es für ihn vor der Polizei versteckt." Das stimmte so nicht ganz. Jungkook bekam solche Angst, schob das Metall näher zu sich. "Also habe ich Recht." Jimin stand von Yoongis Bett auf. "Was ist da?" Er stand direkt vor Jungkook, der den Laptop an seine Brust presste. "Es gehört ihm, nicht wahr?" Jimin war enttäuscht. Anscheinend wollte Jungkook das nicht verstehen. "Er benutzt dich, Jungkook! Er lässt dich die ganze Arbeit machen!" Wieso sah es Jimin nicht? Wieso sah es Jungkook nicht? Yoongi zog Jimin zurück. "Lasse ihn. Er hat Angst." Das hatte Jungkook. Aber nicht vor Jimin. Er hatte Angst, dass man ihm alles verbliebene noch nahm.
Und Jungkook konnte nichts gegen diese Tränen machen, die er zu weinen begann. Sofort tat es Jimin leid. Er wollte das nicht so. Der Junge war krank. Das dachten sich doch alle. "Jungkook... Tut mir leid." Jimin setzte sich zu den Jungen und nahm ihn - etwas umständlich - in den Arm. "Es tut tut mir leid, ja?" Jungkook mochte Umarmungen sehr. Er liebte es in den Arm genommen zu werden. Selbst von Jimin und deswegen beruhigte er sich schnell.
Aber Jimin war nicht Taehyung.
"Was ist da drauf, dass es niemand finden darf?", flüsterte Jimin nach ein paar Minuten leise. Beide hatten sich beruhigt. Jungkook fuhr über das Metall. "E-eine Adresse..." Er wischte sich über die Wangen. "Und eine Telefonnummer." Jimin war wirklich überrascht. Das war nicht das, was er erwartet hatte. Wenn Jimin ehrlich ist, wusste er doch selbst nicht, was er genau erwartet hatte. "Machst du ihn nicht an?", fragte Yoongi. Jungkook schüttelte schnell den Kopf. Das konnte er nicht, wenn die beiden da waren. Im Raum war es dann sehr leise und vor Neugierde hielt es Jungkook bald nicht mehr aus. Er wollte Taehyung so gerne wieder sehen. "Habt ihr vielleicht Hunger?" Yoongi stand auf und ging zur Tür. Jimin seufzte. "Wir essen in der Küche. Nicht wahr, Jungkook?" Jungkook wollte das nicht. Wenn er jetzt in die Küche geht, dann könnte er den Laptop schwer mitnehmen und dann würde er nicht aufpassen können und dann würde man es ihm wegnehmen. Das will Jungkook nicht.
Yoongi bemerkte das Zögern und er wusste nicht, was er machen sollte. Einerseits dachte er, dass Taehyung hier der Entführer war, der Jungkook so kaputt gemacht hatte. Andererseits wollte er das nicht glauben, denn wenn Jungkook wirklich die ganze Zeit etwas anderes behauptet, dann war das für ihn seltsam. Doch dann dachte sich Yoongi das, was sich alle dachte. Er hat das Stockholm-Syndrom.
"Wir können auch in meinem Zimmer essen, das ist kein Problem." Jimin sah verwirrt auf Yoongi, doch er stellte keine Fragen. Ist vielleicht das beste für Jungkook. Das dachte sich Jimin. "Dann helfe ich dir wenigstens beim Tragen." Er sprang auf die Beine und verließ mit Yoongi tuschelnd den Raum. Jungkook war ganz alleine und so langsam fraß sich die Ungeduld in sein Inneres.
Er hatte ein Handy.
Er hatte den Laptop.
Er hätte - wenn Taehyung nicht log - auch eine Telefonnummer.
Er könnte Taehyung anrufen. Er könnte seine Stimme hören.
Er würde Taehyung bitten können, ihn abzuholen.Taehyung bezahlte den ganzen Einkauf und nahm sich seine zwei vollen Taschen. "Auf Wiedersehen." Es tat gut endlich seinem Leben nachzugehen und Einkaufen ging er schon immer alleine. Jetzt hatte er wenigstens nicht das Gefühl, dass Jungkook fehlte. Jetzt hatte er nur die vollen Taschen, die er schwer bis zum Auto tragen musste. Jetzt hatte er nur die ganzen leckeren Sachen, die Jungkook so gerne aß.
Die Schokolade, die Chips, seine Lieblingsnudeln, den Joghurt, die Eiscreme und die Bananen. Jungkook liebte sie und Taehyung würde ihm etwas tolles damit zaubern.
Das eingeschlichene Lächeln verschwand sofort wieder, hinterließ ein schmerzhaftes Loch in seinem Herzen.Jungkook war gar nicht da.
Er würde nicht vor der Haustür stehen, wenn sie Taehyung aufschloss.
Er würde Taehyung nicht sofort helfen.
Er würde die Einkäufe nicht in der Küche auspacken und alle Lebensmittel an die vorgesehenen Plätze legen.
Er würde dabei nicht mit der Musik aus dem Radio tanzen. Er würde nicht so glücklich alles bestaunen und sich bestimmt schon vorstellen, wann, wo und wie, er alles essen würde.
Er würde sich auch nicht bedanken. Dafür, dass Taehyung ihm all die leckeren Sachen kaufte.Jungkook war gar nicht da.
Taehyung setzte sich bedrückt hinter das Lenkrad und blinzelte seine Tränen weg. Was sollte er denn ohne Jungkook machen? Er wollte doch endlich, dass er bei dem Jungen war. Er wollte doch endlich, dass der Junge bei ihm war. Seufzend überlegte er sich, sich noch einmal bei der Polizei zu melden, um alles zu klären. Oder sollte er doch, wie es ihm gesagt wurde, auf die Post warten? Der plötzlich aufgekommene Regen holte ihn zurück in die Realität. Die dicken Tropfen fielen auf die Scheibe und verliefen nach unten. Sie wurden immer dichter und dichter und es würde schwer werden bei diesem Regen zu fahren. Ob Jungkook meinen Laptop schon geholt hat?
Jungkook horchte nach draußen und klappte den Bildschirm auf. Er konnte nicht mehr warten. Er wollte nicht mehr warten. Seine Finger drückten auf den Knopf und der Rechner gab einen belebten Ton von sich, bevor er die Programme hochfuhr. Ihm klopfte sein Herz so aufgeregt und Jungkook setzte sich schnell auf seine Knie. Er hatte das Gefühl, sich so besser konzentrieren zu können. Taehyung? Ich will dich anrufen. Ich will wieder nach Hause kommen. Seine Augen sahen sich die vielen verschiedenen Codierungen an. Er hatte keine Ahnung davon. Er wusste nur, dass Taehyung sich da gut auskannte. Dann war es endlich soweit. Seine Augen sahen auf die Tastatur und er suchte sich ganz konzentriert die einzelnen Tasten heraus. Taehyung hatte ein sehr kompliziertes Passwort. Ein langes mit Zeichenketten und Buchstaben, die für Jungkook keinen Sinn ergaben. Er hatte lange gebraucht, um sie sich zu merken.
Buchstaben nach Zahlen tippte er ein. Er durfte keinen Fehler machen. "Du hast ihn ja doch angemacht." Die Stimme von Yoongi erschreckte den Jungen so sehr. Er zuckte zurück und sah auf die Tür. Er hatte sie gar nicht gehört. "Nein, schon gut. Mache nur weiter." Er setzte sich zu dem Jungen und stellte einen Teller neben ihn. "Der gehört diesem Taehyong doch, oder?" Jungkook schluckte schwer, sah auf das Brot. "Taehyung." Yoongi blinzelte etwas. "Wie bitte?" Er hatte es nicht verstanden. Jungkook sah ihm in die Augen. "Taehyung. Er heißt Taehyung." Yoongi lachte kurz auf. "Ah, verstehe. Tut mir leid." Er biss von seinem Brot ab. "Jimin kommt auch gleich." Jungkook war hin und her gerissen. Zwischen Taehyung, Yoongi und Jimin. Taehyung überwiegte in seinem Herzen, Yoongi und Jimin aber überwogen in seinem Kopf. Ich darf ihnen nichts zeigen. Das würde Taehyung nicht wollen. "Ziemlich lange." Jungkook sah auf Yoongi, der auf den Bildschirm zeigte. "Das Passwort ist ziemlich lang." Ja, das war es und Jungkook wusste, dass es nur noch länger werden würde. "Kennst du es?"
Jimin kam langsam in den Raum. Seine Augen sahen sich alles an. Er war enttäuscht. Jetzt macht er es doch. Er seufzte etwas und setzte sich dann auf die andere Seite von Jungkook. "Du solltest ihn vergessen.", meinte er dann zu dem Jungen. Ich werde Tae aber niemals vergessen wollen. Das dachte sich der Junge, für ihn gab es nun einmal keinen netteren, lieberen, schöneren und fürsorglicheren Menschen, als Taehyung. Er konnte sich ein Leben ohne den Älteren nicht mehr vorstellen. Er wollte sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen.
Jungkooks Bauch tat ihm weh. Wegen dem Denken und weil er Hunger hatte. Aber wieder einmal war das Essen nicht von Taehyung. Ihm schmeckte nichts mehr richtig. "Du willst ihn doch anrufen, oder?" Er wollte es so sehr und doch war Jungkook ein kluger Junge. Er wusste, was richtig ist. Er biss von seinem Brot ab und kaute lange darauf herum. Ihm schmeckte das Brot nicht und am liebsten hätte er es wieder ausgespuckt. Nach ein paar weiteren Bissen, wo er nachgedacht hatte, stellte er den Teller wieder hin und würgte alles runter. Er würde es ohne Taehyung nicht mehr aushalten.
Deswegen tippte Jungkook ganz langsam die letzten paar Buchstaben, Zeichen und Zahlen ein. Niemand der beiden an seiner Seite sagte zuerst etwas. "Ich bin raus. Nach einem großem 'B' kommt eine '3', ein '?' und ein kleines 'm'." Yoongi verlor sich im Passwort, genauso wie Jimin, der sich doch eigentlich alles merken wollte. "Ich auch." Das machte Jungkook ein bisschen stolz. Ich weiß es noch Tae! Er bestätigte es und war selbst ganz erstaunt, dass er alles richtig gemacht hatte. Am liebsten hätte er laut gelacht, aber noch war er nicht bei Taehyung. Der Bildschirm wurde schwarz und doch lief die Technik noch. Das konnte man hören...
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SТºCKHOLM || Taekook
Fanfiction"Jungkook! Er hat dich entführt und bei sich zu Hause eingesperrt!" Das stimmte nicht. Das war nicht richtig. Sie alle kennen sie nicht. Die Wahrheit. Nur ich habe es gesehen. Nur ich wusste, was Taehyung mit mir gemacht hatte. "Ich liebe ihn." "Nei...