"Jungkook? Ziehe dich an. Wir fahren zu deiner letzten Untersuchung.", sagte die Mutter. Sie war mit ihren Nerven völlig am Ende. Jungkook stand auf, zog sich seine Jacke an und folgte der Mutter aus seinem Zimmer. Sie alle hatten den Jungen satt. Den Jungen, der seit drei Monaten nicht redete. Den Jungen, der seit vier Monaten nicht mehr aß.
Es war Anfang Januar und bald musste Jungkook wieder in die Schule.
Die Fahrt war still, so wie immer. Man konnte dem Jungen keine Musik anmachen, denn dann brach er in vollkommen Tränen aus. Taehyung hat immer mit mir die Musik im Radio gehört. Ich will zu Taehyung...
Niemand wusste mehr, was mit dem Jungen passierte. Er verhielt sich immer komischer. Auf Fragen antwortete er meist nicht mehr. Er antwortete auch nicht mehr mit seinen Gesten. Manchmal, wenn Jungkook Lust hatte, dann redete er nur noch mit Jimin. Sein bester Freund war der einzige, der Jungkook nicht verurteilte.
Die Mutter musste ihn sogar zum Arzt mit einladen, denn sonst wollte Jungkook gar nicht mitkommen.Jimin stieg ins Auto mit ein. "Hallo, Jungkook.", begrüßte Jimin ihn. Er hob nur leicht die Hand. Jimin nahm sie fest in seine. "Na, wie war dein Tag?", fragte er. Jungkook zuckte mit den Schultern. Es freute Jimin, denn Jungkook hatte endlich irgendwie etwas gemacht. "Also meiner war super. Mum hat erlaubt, dass du mal wieder für ein paar Wochen bei uns bleiben kannst." Jungkook starrte wieder aus dem Fenster. Er freute sich ja, aber ohne Taehyung...
Ein schwarzes Auto fuhr an ihnen vorbei. Jungkook musste wieder an Taehyung denken und kurz dachte er, dass er diesen gesehen hatte. Aber das wäre völlig unmöglich. Der Ältere hat sich schon so lange nicht mehr gemeldet...
"Sein Zustand ist sehr kritisch. Er ist mit einem guten Gewicht gekommen und jetzt hatte er schon fast 6 Kilogramm abgenommen.", erklärte der Arzt. Die Mutter nickte. "Ich weiß nicht mehr weiter.", gestand sie. Jimin strich Jungkook über den Rücken. "Er isst nicht mehr. Er weint immer wieder so viel." Sie versteckte ihr Gesicht in ihren Händen. "Was hat er nur mit meinem Jungen gemacht?" Sie schniefte auf. "Das wird schon...", flüsterte Jimin. Jungkook sah nur bedrückt auf den Boden. "Ich werde die Suche nach dem Kerl abbrechen lassen.", meinte die Mutter. Der Arzt nickte. "Ja, vielleicht belastet das Jungkook. Dass sich alles noch um diesen Mann dreht und er jeden Tag an ihn erinnert wird." Das stimmt nicht...
Und an dem gleichen Tag noch ging die Mutter zur Polizei und ließ den Fall abbrechen. Und die Polizisten versuchten es der Mutter auszureden, doch sie blieb stur. Es war dieselbe Sturheit, wie Jungkook sie hatte. "Aber Frau Jeon! Wir sind so kurz davor ihn zu finden!" Jungkook saß still auf einem der Stühle. "Das ist mir egal. Wie heißt er überhaupt?" Stille. Und da sah Jungkook vorsichtig auf.
"Er heißt wohl Kim Namjoon." Jungkook sah wieder nach unten. Sie lagen falsch. "Und das kann mir irgendjemand bestätigen?" Alle schwiegen. "Nun ja... Wir haben auch einen Ausweis gefunden, da trägt er den Namen Jung Hoseok." Die Mutter schnaubte. "Jungkook? Ist das sein Name?" Er zuckte stark zusammen und vor Schreck schüttelte er wahrheitsgemäß den Kopf. "Na bitte. Jungkook wird wohl den richtigen Namen kennen. Und es ist nicht einer der beiden." Jungkook wurde von seiner Mutter hochgezogen. "Der Mann macht meinem Kind Angst! Bestimmt ist er schon längst abgehauen und wir reden immer wieder von ihm. Mein Kind soll nichts mehr damit zu tun haben." Die Kälte in der Stimme seiner Mutter erschreckte den Jungen wieder.
"Lassen Sie den Fall endlich als abgeschlossen ablegen. Mein Kind ist endlich wieder da. Mehr will ich nicht." Sie sagte das mit so einem Druck, dass alle nur nicken konnten und die Frau stampfte mit dem Kind am Arm raus.
"Ich habe es dir gesagt! Du bringst nur Schwierigkeiten! Du dummes, dummes Kind. Mach doch endlich, dass die Polizei nichts mehr von uns will." Sie flüsterte das so aggressiv zwischen dem Klacken ihrer hohen Schuhe. "Wenn du dich noch dümmer anstellst, dann finden sie noch alles raus. Das ist doch unsere Angelegenheit in der Familie. Verstecke alles ja gut. Verstanden?" Jungkook hatte solche Angst. Die Hand der Mutter tat ihm weh.Jungkook wusste von den Namen seines Taehyungs. Als er alleine in der Wohnung war und diese durchsucht hatte. Er wusste von ihm. Er wusste, dass Taehyung log. Er wusste es immer und es machte ihm nichts aus.
Der Fall wurde endgültig fallen gelassen und Taehyungs Wohnung wieder in Ruhe. Keine Durchsuchungen mehr, keine Ermittlungen gegen den Älteren. Jungkook freute sich zum ersten Mal seit langem wieder. Taehyung war wieder in Sicherheit. Er wurde nicht mehr gesucht.
"Jetzt. Jetzt kannst du doch wieder kommen, Tae.", flüsterte der Junge traurig in der Nacht. "Jetzt. Jetzt kommst du mich doch wieder holen, oder?" Er weinte wieder, so wie jeden Tag, wie jeden Abend, wie jede Nacht."Wie lange willst du noch suchen?", die raue Stimme erschreckte Taehyung. "Papa erschrecke mich doch nicht so." Er trank noch einen Schluck von seinem Kaffee. "Du sitzt schon den ganzen Tag vor deinem Laptop. Reicht es nicht langsam?" Sein Vater setzte sich zu ihm. "Taehyung. Es reicht doch langsam." Er schüttelte den Kopf. "Nein. Er wartet auf mich. Er wartet ganz bestimmt auf mich." Er schielte auf die Uhr. 23:46. "Noch ein bisschen, dann gehe ich schlafen." Sein Vater seufzte. "Was, wenn Jungkook freiwillig gegangen ist? Er selbst die Polizei gerufen hat?" Taehyung sah ihn fassungslos an. "Das würde er nicht. Er liebt es bei mir." Der Rechner gab einen leisen Ton von sich. "Schon wieder gesichert.", nuschelte Taehyung. Er ließ den Kopf auf seine Hände sinken. "Ich finde, du solltest den Jungen vergessen.", wiederholte der Vater. Taehyung ignorierte ihn wieder. "Wenn ich doch nur wüsste, wo er ist..." Taehyung wusste es nicht. Ob er bei sich zu Hause ist, ob er bei einer anderen Familie ist, oder womöglich sogar in eine andere Stadt gebracht wurde. "Was machst du denn da eigentlich?", schielte der Vater auf die vielen Zahlen. "Die Stadtverwaltung hacken." Der Vater starrte auf die Zahlen. "Du und deine Kenntnisse. Mach mir bloß keinen Ärger." Taehyung nickte. "Du weißt, dass ich das kann." Der Vater gähnte müde und das erinnerte Taehyung wieder an den Kaffee, den er sich runterkippte. "Wieso versuchst du es nicht direkt bei der Polizei? Du bist doch so gut darin zu hacken." Taehyung hörte ihm nicht wirklich zu. "Bei der Polizei? Dein Ernst? Wo noch? Bei der CIA?" Der Vater verstand wenig von dem, was Taehyung tat. "Ich sage es nicht gerne, Taehyung. Aber, was wenn der Junge wirklich nicht zu dir möchte?" Er küsste dem jungen Mann seine Stirn. "Mach dich doch nicht so verrückt.", flüsterte er besorgt.
Der Ältere konnte nicht mehr. Das Kind fehlte ihm so unfassbar schrecklich. Er dachte immer an ihn. "Gott, Jungkook. Wenn ich doch wüsste, wo du bist." Er konnte nicht in die Stadt zurück. Sie suchten nach ihm. Er konnte nichts riskieren.
Es war so falsch und beide hatten es gewusst. Beide wussten, dass Jungkook besser nicht bleiben sollte. Er hätte noch am ersten Tag von Taehyung nach Hause gebracht werden müssen. Aber er hatte es nicht getan. Das Kind ist nicht nach Hause gegangen. Das Kind nicht, weil er es zu Hause nicht mochte. Der Mann brachte das Kind nicht weg, weil das Kind von Gewalt geziert war. Beide wollten zusammen bleiben und beide werden zusammen sein. Irgendwann...
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SТºCKHOLM || Taekook
Fanfiction"Jungkook! Er hat dich entführt und bei sich zu Hause eingesperrt!" Das stimmte nicht. Das war nicht richtig. Sie alle kennen sie nicht. Die Wahrheit. Nur ich habe es gesehen. Nur ich wusste, was Taehyung mit mir gemacht hatte. "Ich liebe ihn." "Nei...