Kapitel 31

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In diesem Moment wurde mir etwas bewusst: Ich hatte mich in ihn verliebt.

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Jungkook war schon lange eingeschlafen, während ich kein Auge zu machen konnte. Die Erkenntnis hatte mich getroffen, wie ein Schlag in die Magengrube. 

Einerseits fühlte es sich für meinen verliebten Verstand so unglaublich toll an, in seinen Armen zu liegen und sich fest an ihn zu kuscheln.

Andererseits wollte ich genau das immer verhindern. Ich wollte mich nicht verlieben. Dafür gab es sogar mehrere Gründe.

Jungkook würde meine Liebe niemals erwidern. Er hatte mir schon oft genug mehr als deutlich klar gemacht, dass er nicht auf diese Weise fühlte. Er durfte meine Gedanken niemals erfahren.

Der zweite, noch viel schwerwiegendere Grund war meine Krankheit. Ich wusste schon länger, dass ich früher als alle anderen sterben würde, deshalb ließ ich fast keinen Menschen an mich heran.

Ich wollte sie nicht verletzen. Ich wollte nicht, dass jemand traurig wäre, wenn ich eines Tages nicht mehr hier wäre. Vor allem bei Jungkook, meinen Freunden und meiner Familie brachte mich der Gedanke an ihre Trauer beinahe um.

Unruhig drehte ich mich im Bett auf die andere Seite, weg von Jungkook. Ich konnte nicht in sein engelsgleiches Gesicht sehen, und mir vorstellen, wie er um mich trauert. 

"Rosé? Schläfst du gar nicht?", murmelte Jungkook ein wenig später verschlafen von der anderen Seite des Bettes. Hatte ich ihn aufgeweckt?

"Doch", log ich schnell und kuschelte mich fester in die Bettdecke. "Wieso hast du dich weg gedreht? Bereust du es, vorhin mit mir geschlafen zu haben?", fragte Jungkook gerade heraus. Er klang traurig.

"Nein, natürlich nicht. Es war perfekt", erwiderte ich, und wurde leicht rot, als ich mich wieder an die Geschehnisse vom Abend erinnerte. 

"Kannst du dich wieder zu mir legen? Ich kann nicht wirklich schlafen, ohne dich", murmelte Jungkook leise. Ich merkte, dass es ihm peinlich war, mir das zu gestehen, und ich konnte nicht anders als leicht zu lächeln.

"Natürlich, entschuldige", flüsterte ich grinsend, und kuschelte mich wieder an seine warme Brust, während er seine muskulösen Arme um mich schlang. 

Durch sein Geständnis fühlte ich mich ehrlicherweise etwas besser, und nicht mehr so traurig, und so gelang es mir nach kurzer Zeit, endlich selbst auch ins Land der Träume zu versinken.

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Die nächsten paar Tage mit Jungkook grenzten beinahe ans Paradies. Wir stritten uns nie, wir verstanden uns besser denn je, wir kochten und hatten viel Spaß zusammen, und wir hatten noch einmal wirklich unglaublich guten Sex. 

Jedoch gab es auch Schattenseiten in unserem kleinen Paradies. Nachdem mir klar wurde, dass ich ihn verliebt war, konnte ich in seiner Gegenwart an fast nichts anderes mehr denken. Es war schon oft ein Stimmungskiller gewesen, da meine Laune plötzlich kippte.

Zusätzlich wurde Jungkook langsam misstrauisch, weil ich ihm immer noch nicht erzählt hatte, was am Abend der Party vorgefallen war. Er stellte mir öfters Fragen über den Abend und über meine Gesundheit, doch bis jetzt hatte ich diese immer ohne einen Streit charmant abblocken können.

Ich brachte es einfach nicht übers Herz, ihm endlich von meiner Krankheit zu erzählen. Ich hatte wirkliche Angst vor seiner Reaktion. Würde er traurig sein? Würde er wütend werden?

Ich wusste jedoch, dass ich es mittlerweile nicht mehr allzu lange hinauszögern konnte. Ich musste es ihm bald sagen.

Als wir eines Abends wieder einmal kuschelnd auf der Couch saßen, klingelte plötzlich mein Handy. Als ich darauf sah, konnte ich es kaum fassen. Ich entschuldigte mich kurz bei Jungkook und sprintete in einen anderen Raum.

Mein alter Crush aus meiner alten Schule, Park Chanyeol, rief mich gerade an. Wir waren früher relativ gut befreundet gewesen, jedoch hatte er von meinen Gefühlen nie erfahren. Ich wollte damals unsere Freundschaft nicht zerstören.

Er war schon immer ein kleiner Playboy gewesen. Er war fast wie der Jungkook meiner alten Schule. Jedes Mädchen wollte ihn, und er pickte sich die 'besten' raus. Früher hatte mich das nicht wirklich gestört, dort war ich noch ein anderer Mensch.

Wie fast alle anderen Menschen aus meiner alten Schule, und auch aus meiner alten Stadt, wusste er von meiner Krankheit, und war geradezu im Mitleid versunken.

"Hey, Chanyeol! Wie geht's dir? Ich hab ja schon ewig nichts mehr von dir gehört!", quietschte ich freudig ins Telefon.

"Hey, Kleine. Mir geht's super. Wie geht's dir? Bist du schon auf dem Weg der Besserung?", fragte er. In seine Freude mischte sich auch eine kleine Spur Besorgnis, für mich war es nicht zu überhören.

"Ja, langsam aber stetig", log ich über meinen Zustand, ich wollte ihn nicht beunruhigen. "Was verschafft mir die Ehre?", fragte ich neugierig über den Grund seines Anrufs.

"Ich besuche nächstes Wochenende einen alten Kumpel in Seoul, da dachte ich, wir treffen uns mal wieder. Das letzte Mal ist ewig her", erklärte er.

"Oh mein Gott, wie geil. Endlich seh ich dich mal wieder. Wir müssen uns unbedingt treffen. Schreib mir dann einfach mal", freute ich mich.

"Aber sicher doch. Ich muss auflegen, aber ich schreib dir, Kleine. Bis bald", verabschiedete Chanyeol sich und legte auf.

Ich konnte mir ein breites Grinsen nicht verkneifen. Ich würde bald einen meiner alten besten Freunde wieder treffen. Ich hoffte nur, dass Jungkook kein Problem damit haben würde.

Nervös betrat ich wieder das Wohnzimmer, woraufhin er sich sofort zu mir umdrehte. "Mit wem hast du so lange geredet?", fragte er neugierig.

Vorsichtig fing ich an zu erklären: "Ein alter Freund aus Daegu hat angerufen. Er ist demnächst in der Stadt, und will sich wieder einmal mit mir treffen."

"Oh, ok. Was meinst du mit 'alter Freund'? Hattet ihr was miteinander?", fragte er mich direkt heraus. Sein Lächeln war verschwunden. Jungkook war schließlich immer noch ein sehr eifersüchtiger Mensch.

Ich beschloss, ehrlich mit ihm zu sein, und nichts zu verheimlichen: "Ich hatte mal einen Crush auf ihn, aber wir waren nie mehr als Freunde."

"Und wieso triffst du dich dann mit ihm? Willst du mit ihm zusammenkommen? Oder läuft es eher auf einen One-Night-Stand hinaus?", fragte Jungkook sauer. Er klang wütend und aufgebracht.

"Ich sagte, dass ich einen Crush auf ihn hatte. Das liegt in der Vergangenheit - Ich will nichts mehr von ihm. Wir treffen uns einfach nur als alte Freunde. Bitte mach dir keine Sorgen", versuchte ich, ihn zu besänftigen.

Es schien auch zu funktionieren, denn Jungkook stand auf, kam zu mir rüber und umarmte mich fest, während er seinen Kopf auf meiner Schulter ablegte.

"Es tut mir leid. Ich bin manchmal einfach zu eifersüchtig, ich merk's ja selber. Ich habe einfach Angst, dich zu verlieren. Genieß dein Treffen mit einem alten Kollegen. Ich vertraue dir", murmelte Jungkook und gab mir noch einen Kuss auf die Stirn. 

Mittlerweile wusste ich echt gut, wie ich mit ihm reden musste, ohne dass er gleich explodierte. Ich gab Jungkook noch einen kurzen Schmatzer auf den Mund, und zog ihn dann wieder zur Couch, um mich mit ihm einzukuscheln.

Ich freute mich wirklich riesig auf mein baldiges Treffen mit Chanyeol. Wenn ich jedoch gewusst hätte, was auf mich zukommt hätte ich an diesem Tag nicht einmal das Haus verlassen.

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Tadaaa, zwei Kapitel in zwei Tagen - Ein neuer Rekord xD

Kommentare und Votes freuen mich wirklich sehr <3 

Und WTF schon über 500 Reads? Ich packs nicht mehr :,)

winter rose | jjk  (editing & on hold)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt