An diesem Tag widmete ich mich tatsächlich einmal meiner Hausarbeit, die ich doch etwas vernachlässigt hatte. Glücklicherweise hinkte ich meinem Zeitplan nicht allzu sehr hinterher, ich konnte es noch mit ein wenig Mühe relativ problemlos aufholen.
Vertieft in mein Schreiben überhörte ich die Klingel völlig.
Erst, als es an meine Zimmertür klopfte, wurde ich aufmerksam.
Als ich öffnete, stand ich Harry gegenüber, welcher sich lässig an den Türrahmen gelehnt hatte.„Hey", grüßte ich, unsicher, was jetzt auf mich zukommen würde.
„Hi. Darf ich?", mit einer kleinen Geste deutete mein Gegenüber in mein Zimmer.
„Ich, äh, klar", stammelte ich unbeholfen.
Klasse, jetzt stand ich vor ihm in Jogginghose, altem Pulli und zerzaustem Haar – wenn das nicht mal einen tollen Eindruck machte. Und du hast einen fetten, roten Pickel auf der Stirn, oberhalb deiner linken Augenbraue, meldete sich meine innere Stimme äußerst hilfreich. Abgedeckt ist da natürlich auch nichts, Augenringe sind ebenfalls vorhanden und außerdem bist du bleich, als ob du noch nie das Sonnenlicht erblickt hättest.
Wie gesagt, äußerst hilfreich. Bevor ich aber noch größere Minderwertigkeitskomplexe kriegen konnte, räusperte ich mich und fragte: „Was gibt's denn?" Halleluja, ich hatte nicht gestottert. So schlimm hatte ich mich in Henrys Gegenwart nie verhalten...
Genau, in Henrys Gegenwart. Als ich noch keinen blassen Schimmer gehabt hatte, dass ein Star vor mir stand. Ich wusste auch jetzt nicht, was ich davon halten sollte.„Naja, eigentlich wollte ich nur, ähm. Ich denke, ich sollte, nun ja... Siehst du mich mehr als Henry oder mehr als Harry?", platzte es da aus ihm heraus.
Ich war offenbar nicht die Einzige, der die Situation unangenehm war, schoss es mir durch den Kopf.
„Setz dich doch", fiel mir mit einiger Verspätung eine Grundregel der Gastfreundschaft ein. Dann dachte ich über seine Frage nach.Sah ich mehr Henry oder Harry in ihm? Eigentlich war für mich ja immer klar gewesen, dass er Henry war, sein Harry-Sein hatte mich aus dem Konzept gebracht.
Mittlerweile sah ich beides in ihm, aber nur weil er Harry war und nicht Henry, änderte das ja nichts an seinem Charakter, oder?
„Nein, tut es nicht", warf Besagter ein.
Ups, da hatte ich wohl laut gedacht.„Henrys Charakter ist definitiv auch Harrys Charakter – oh Mann, ist das komisch, in der dritten Person von sich selbst zu sprechen -, nur dass du Henry einfach als normalen Mann angesehen hast, etwas, was bei Harry nie passiert."
„Bist du das denn? Also, ein ganz normaler Mann?"
„Niall hat das mal nett ausgedrückt: Wir sind ganz normale Männer mit nicht so ganz normalen Berufen."
Unwillkürlich musste ich grinsen. „Ich denke, ich kann nachvollziehen, warum du als Henry hier bist", sanft drehte ich mich auf meinem Schreibtischstuhl hin und her.
„Ich wollte einfach ein Stück Normalität zurück haben", bestätigte Harry. „Das wirst du wegen mir nicht verlieren", versprach ich.Dann fiel mir noch etwas ein: „Apropos Normalität: Was hast du eigentlich an Silvester vor?" „Bis jetzt noch nichts, warum?", stellte der Lockenkopf die Gegenfrage.
„Naja, wenn du Lust hättest, könntest du das mit mir und einigen alten Freunden von mir verbringen. Clara lässt übrigens ausrichten, von ihr bist du auch herzlich eingeladen. Es ist zwar nichts Großes, es geht eher in Richtung gemütliches Zusammensein als in Richtung wilde Party, aber ich würde mich freuen."
„Das klingt perfekt", lächelte Harry. „Aber was, wenn mich einer von ihnen erkennt? Ich meine klar, die Gefahr besteht immer, aber ich möchte damit nicht den Abend crashen."
„Ich schätze, jeder dem du bekannt vorkommst, wird sich denken: Oh, der sieht ja aus wie Harry Styles. Aber wie hoch ist bitte die Wahrscheinlichkeit, dass er es wirklich ist? Außerdem... nee, das kann ja nicht sein. Und wenn doch irgendjemand so intelligent ist, dass er wirklich drauf ist, kannst du entweder lügen – oder ich lüge für dich – oder du sagst die Wahrheit. Die Chaoten müssten eigentlich alle so reif sein, um so etwas wie Privatsphäre auch zu respektieren."
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Magic
Fanfiction„Sing mit!", forderte ich ihn auf. Aus dem Augenwinkel meinte ich zu erkennen, wie sich seine Augen entsetzt weiteten, doch als ich ihn anblickte, war davon nichts mehr zu sehen, und so lenkte ich meine Aufmerksamkeit wieder nach vorne. „Das... Das...