Auf dieses Gedankenkarussell hätte ich gerne verzichtet. All meine Selbstzweifel, die ich normalerweise penibel in einem winzigen Eckchen meines Gehirns sicher verstaut hatte, kamen heraus und tanzten in meinem Kopf Samba.
Wie konnte sich Harry nur in mich verliebt haben?
War ich sonst ganz zufrieden mit mir, stachen jetzt sämtliche meiner Makel überdeutlich hervor.Wie konnte ich gut genug sein für ihn, der doch wie das fleischgewordene Perfekte schien? Unter sämtlichen YouTube-Videos und ähnlichem wurde Harry als Gott bezeichnet, es war also nicht nur meine rosarote Wahrnehmung.
Würde man mich an seiner Seite überhaupt ernst nehmen? Oder wäre ich, wenn die Öffentlichkeit von uns erfahren würde, die Lachnummer vom Dienst?
Konnte ich die Erwartungen erfüllen, die man an mich stellen würde? Und würde ich Harry genügen?Ich hasste mich selbst für diese kleine Stimme in meinem Kopf, die mir immer und immer wieder vorbetete, dass ich für Lukas auch nicht ausreichend gewesen war.
Warum sollte ich jetzt also für Harry ausreichend sein? Er könnte ohne Probleme so gut wie jedes weibliche oder auch männliche Wesen auf diesem Planeten haben! Gegen ihn war Lukas ein feuchter Furz, wenn man es denn so bezeichnen wollte.
Natürlich war mir eigentlich bewusst, dass meine Gedanken irrational waren und ich keinen Grund zu diesen Annahmen hatte. Eigentlich. Denn in diesem Moment konnte ich nicht mehr zwischen rational und irrational unterscheiden.
Ich hatte mich zu einem Ball zusammengerollt, machte mich so klein wie möglich, während ich mich schutzlos einer großen, kalten Welt ausgeliefert fühlte.Das war ein Charakterzug, den ich an mir selbst nicht leiden konnte. Meine emotionale Seite. Solange es mir gut ging, war das kein Problem, doch war dies nicht der Fall, brach ich viel zu schnell zusammen, spürte alles viel zu deutlich.
Vielleicht wurzelte mein Wunsch, Psychologie zu studieren, um Anderen zu helfen, auch genau hierin, aber wer konnte das schon so genau sagen?In diesem Moment lag ich jedenfalls verzweifelt auf meinem Bett und dachte definitiv nicht über mein Psychologiestudium oder meine eigene Psyche nach.
In diesem Moment lag ich nur da und konzentrierte mich darauf, zu atmen.Dies mag nun vielleicht etwas merkwürdig klingen, doch ich hatte damit schon alle Hände voll zu tun. Erfahrungen hatten mich gelehrt, dass wenn mir alles zu viel wurde, ich mich einfach bis zum nächsten Atemzug konzentrieren musste. Nicht weiter. Nur bis zum nächsten Atemzug. Und wieder zum Nächsten. Solange, bis ich ruhiger wurde.
Wenn gar nichts mehr ging, musste man sich eben an das Ursprünglichste, das in einem schlummert, klammern: Den Drang, zu überleben. Und Atem bedeutete Leben.Als sich meine verkrampften Muskeln etwas entspannt hatten, stand ich zittrig auf und strich mir mit beiden Händen übers Gesicht.
Eine innere Kälte schien meine Brust noch immer zu umklammern, weshalb ich meine Sachen zusammensuchte und mich unter die Dusche stellte. Auch normalerweise präferierte ich angenehm warmes Wasser, diesmal jedoch drehte ich den Hahn auf beinahe heiß. Dampf erfüllte schon nach kurzer Zeit das Badezimmer, während die kleinen Tropfen auf meine Haut prasselten und dort rote Spuren hinterließen. Dies war mir egal. Ich brauchte die Hitze jetzt, da konnte ich keine Rücksicht auf meine Haut nehmen. Nach und nach schien sich der Knoten in meiner Brust zu lösen und ich konnte wieder freier atmen.Völlig fertig machte ich mir noch eine Tasse Tee, bevor ich mich einfach wieder in mein Bett kuschelte, die Decke hochzog und versuchte, die Welt aus meiner kleinen Höhle einfach auszusperren.
Am nächsten Morgen überraschte Tabby mich mit einer Tasse heißer Schokolade und einem Schokomuffin sowie den Worten: „Schokolade macht glücklich und ich dachte mir, das könntest du im Moment vielleicht brauchen."
Sprachlos blickte ich sie an, doch meine Mitbewohnerin lächelte nur sanft und meinte: „Du würdest immerhin das Gleiche für mich tun, also passt das schon."
Dann war sie auch schon wieder davongeeilt, wohin, wusste vermutlich außer ihr keiner so genau.
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Magic
Fanfiction„Sing mit!", forderte ich ihn auf. Aus dem Augenwinkel meinte ich zu erkennen, wie sich seine Augen entsetzt weiteten, doch als ich ihn anblickte, war davon nichts mehr zu sehen, und so lenkte ich meine Aufmerksamkeit wieder nach vorne. „Das... Das...