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„Erzähl, erzähl, erzähl", Clara nahm mich neugierig in Empfang, als ich die Wohnungstür aufschloss. „Du bist noch wach?", erstaunt schaute ich sie an. „Ja, ich hab zu viel Cola getrunken", gestand sie achselzuckend. 

„Oh, kriegst du deine Tage?", gähnend streifte ich meine Jacke ab. 
Jedes Mal, wenn Clara ihre Periode bekam, trank sie viel zu viel Cola, während ich eine merkwürdige Vorliebe für Dauergebäck entwickelte, was ich sonst eigentlich so gar nicht mochte. 
„Kann sein, denke schon. Aber jetzt erzähl! Wie war es? Und wie bist du jetzt überhaupt heimgekommen?" 

„Niall hat mich gefahren. Er meinte, es macht ihm nichts aus." 
„Wieso bist du eigentlich nicht bei Harry geblieben?", Clara dackelte mir hinterher, als ich mich in Richtung Badezimmer bewegte. 
Nicht, dass es mich gestört hätte, aber es sah irgendwie witzig aus, wie sie sich auf den Toilettensitz kauerte, während ich mich abschminkte und umzog. 

„Ich wusste, dass du dir eh schon Sorgen machst und dachte, dann komme ich besser heim. Außerdem bleiben die Jungs bei Harry, sie wollen wohl eh noch was besprechen und die wenige Zeit, die sie gemeinsam haben, voll ausnutzen." 
„Wenig Zeit? Für sie müsste es doch extrem einfach sein, mal kurz rüberzufliegen und sich zu treffen?", hakte sie nach. 
„Ja, aber es muss immer unter Verschluss der Öffentlichkeit stattfinden, weil jede Menge Leute schon ausrasten, wenn bekannt wird, dass sie nur in der gleichen Stadt sind. Wüssten die dann auch noch, dass sie sich regelmäßig treffen und in Kontakt stehen, wäre das eine Eskalation sondergleichen.", erklärte ich müde. 

„Das hört sich logisch an", nickte Clara. „Aber wie sind sie denn jetzt so?" 
„Nett, ziemlich sympathisch. Ich meine, wir haben uns jetzt nur ein paar Stunden lang unterhalten, aber sie haben alle ziemlich normal gewirkt. 
Und ja, ich erzähle dir alles, aber können wir das bitte morgen – nein, heute in ein paar Stunden machen? Ich bin wirklich fix und alle und will nur noch schlafen gehen", flehend sah ich die Toilettengöttin an. 

„Okay", befand diese dann auch gnädigerweise, weshalb ich gleich darauf in mein Bett fiel und friedlich einschlummerte.

„Hat man irgendwie gemerkt, dass sie Stars sind?", die unendliche Neugier meiner besten Freundin war echt unglaublich. 
Gemeinsam saßen wir am Frühstückstisch und sie fragte mir schon wieder Löcher in den Bauch. Gut, ich hätte an ihrer Stelle nicht anders gehandelt. 
Aber ich war halt nicht an ihrer Stelle. 
Sondern an meiner. 

„Höchstens daran, dass sie extrem gut darin sind, sich mit fremden Menschen zu unterhalten", überlegte ich. Aber vielleicht lag das auch an ihren eher extrovertierten Charakteren, das konnte ich jetzt nicht festlegen. 

„Und warum hat eigentlich ausgerechnet Niall dich heimgefahren?", kam schon die nächste Frage. 
„Weil er das Auto gerade da hatte, noch keinen Alkohol getrunken hatte und weil er einfach nett ist. Weißt du, er scheint wirklich wie der typische nette Typ von nebenan. 
So jemand, der dich niemals ausnutzen würde, wenn du betrunken bist, sondern der dich heimfährt und dich ins Bett bringt, obwohl er dich vorher erst zweimal gesehen hat. 
Oder der dir das Bruchrechnen nochmal erklärt, obwohl er es schon fünfmal versucht hast, du es aber immer noch nicht verstanden hast. Verstehst du, worauf ich hinaus will?" 

„Ja, klar. Ich bin zwar blond, aber nicht blöd. Willst du auch noch einen Kaffee?", Clara liebäugelte mit der Glaskanne. „Ne, nimm du, und geh mir weg mit diesem Zeug", wehrte ich ab. 

Gemütlich kauten wir Clara zuliebe den Abend nochmals durch, quatschten über Toby-Topinambur und überlegten, ob wir es wagen sollten, uns eine Zimmerpflanze zuzulegen. 
Um Claras grünen Daumen war es nämlich nicht sonderlich gut bestellt, selbst wenn sie sich nur in der Nähe einer Pflanze aufhielt, war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass diese dann bald das Zeitliche segnete. 
Ich hingegen kam ganz gut mit Pflanzen klar, nur Gartenarbeit war nicht so meins. 

„Aber so ein Kaktus wäre doch schon toll. Wir könnten ihn dann Stachelgurke taufen", sinnierte meine beste Freundin. 

„Stachelgurke?", fassungslos schaute ich sie an. Manchmal zweifelte ich echt an ihrer Intelligenz. 

„Ja, Kakteen sehen ja aus wie Gurken, nur eben mit Stacheln", erklärte sie aber überzeugt. 

„Du bist komisch", ohne weitere Worte schlürfte ich an meinem Tee. 

Doch Clara war wie immer der Liebreiz in Person: „Ich weiß. Du auch. Deswegen sind wir ja Freundinnen." 
Sie starrte mich so lange durchdringend an, bis wir beide herzlich anfangen mussten, zu lachen. 

Kichernd begannen wir Klarschiff zu machen, irgendwie hatten wir es in der kurzen Zeit schon geschafft, ein heilloses Durcheinander zu verursachen. 
Doch gemeinsam war das Aufräumen und Putzen nicht allzu schlimm. Aus Claras Bluetooth-Box dröhnte Musik und während wir uns unserer Mission widmeten, sangen und tanzten wir fröhlich mit. 

Was ich nicht wusste, war, dass zur gleichen Zeit einige Viertel entfernt vier Männer in eine hitzige Diskussion vertieft waren. Eine Diskussion, die noch viele Auswirkungen auf die Zukunft haben sollte. 


Guten Morgen :)
Es tut mir leid, dass dieses Kapitel so kurz ist, aber der Cut hat hier relativ gut reingepasst und ich wollte es auch nicht unnötig in die Länge ziehen, nur um ein paar Wörter mehr zu haben. Dafür kommt morgen das nächste Kapitel, welches um eeeiiiiniges länger ist. 
Bis (hoffentlich) morgen!


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