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Dementsprechend bedrückt machte ich mich auch nach gefühlten Jahren in der Uni auf den Heimweg. 
Auch in meinen Nachmittagskursen hatte Lynn sich nicht mehr zu mir gesetzt, sie hatte mich einfach mit Nichtachtung gestraft. 
Ich war mir zwar nicht so ganz sicher, ob es sie auch so sehr störte, dass sie Harry nicht kannte, oder ob sie einfach ihre Solidarität mit Violet zum Ausdruck brachte, aber im Endeffekt änderte das auch nichts an der Situation. 

Manch einer mochte jetzt sagen, diese Solidarität wäre kindisch, aber so war das eben. 
Violet und Lynn waren wohl schon in etwa so lange befreundet wie Clara und ich, und ich strafte Toby-Topinambur ja auch mit Verachtung. 

Ausgerechnet heute hatte Harry auch keine Zeit, sodass ich mich nicht bei ihm ausheulen konnte, und auch Clara war mit Orchesterproben beschäftigt. 
Ich war ihr ja so dankbar, dass sie einen eigenen Proberaum nutzte und nicht in unserer Wohnung üben musste, denn auch wenn sie total begabt war, auf die Dauer konnte einem das Gegeige doch auf den Keks gehen. 
Doch heute war die Stille daheim einfach viel zu laut. 
Zum ersten Mal, seit ich hier in London war, fühlte ich mich richtig einsam. 
Hatte ich sonst einen Anflug von Heimweh gehabt, war ich einfach eine Tür weiter gegangen. Und damals, in Deutschland, da hatte ich Tabby gehabt. 
Nicht einmal Juli hatte Zeit für mich, er musste für eine Mathearbeit lernen. 
Und was für eine große Schwester wäre ich jetzt gewesen, wenn ich mich über ihn gestellt hätte? Das kam nicht in die Tüte. 

Also schnappte ich mir eine Flasche Rotwein, Schokopralinen sowie Das Schicksal ist ein mieser Verräter und lümmelte mich auf die Couch. 
Dort fand Clara mich etwa eine Stunde später angetrunken, mit Bauchschmerzen und weinend. Als die beste Freundin, die sie war, schnappte sie sich einfach auch nur ein Glas, machte mir eine Wärmflasche und kuschelte mit mir. 
Dabei lag sie zwar halb auf mir drauf (das Sofa war etwas zu klein), doch daran störten wir uns nicht. 
Wir hatten auch schon zusammen in einem Bett geschlafen und gemeinsam geduscht, mit den Jahren sank da die Hemmschwelle enorm.

Kennt ihr das, wenn ihr euren PC einfach runter- und wieder hochfahrt, weil nichts mehr geht? Genau das ist es doch, wenn Menschen sagen: Geh schlafen, morgen sieht die Welt wieder besser aus! 
Aber - weder bei meinem PC hatte das geholfen, noch bei mir. 

Ich hatte mich zwar wieder gefasst und war bereit, der Welt (oder eben Violet und Lynn) mit versteinerter Miene entgegenzutreten, doch die Augenringe in meinem Gesicht sprachen Bände. 
Nicht einmal mehr mein Concealer konnte das retten. 
Lustlos machte ich mich alleine auf den Weg zur Uni, extra zehn Minuten früher als sonst, um meine Nachbarinnen nicht zu treffen. 

„Freundschaft basiert auf Vertrauen, und wenn du uns das nicht entgegenbringst, hat das keinen Sinn", hallten ihre Worte in meinem Kopf wider. 
Missmutig kickte ich einige Steinchen beiseite und marschierte mit meinem allerbesten Todesblick in den Hörsaal. 
Ich war eh lieber allein, da konnte ich mich besser auf die Vorlesung konzentrieren. 

Offensichtlich verstand ich unter „konzentrieren", endlich das nächste Level in Candy Crush zu schaffen. 
Ich hatte versucht, zuzuhören. Ich hatte es wirklich versucht. 
Aber dann war mein Blick wieder und wieder auf Lynn gefallen, der das wirklich gar nichts auszumachen schien. 
Sie wirkte zwar nicht direkt glücklich, aber wann wirkte Lynn denn jemals glücklich? 
Trotzdem, sie machte sich wie jeden Tag fleißig Notizen und schien aufmerksam den Worten des Dozenten zu lauschen. 
Und ich saß hier und spielte Candy Crush... Augenblicklich fühlte ich mich noch schlechter. 
Ich sollte mich in Zukunft definitiv nicht mehr mit Lynn vergleichen, nahm ich mir vor. 

Normalerweise hätte Lynn bei meinem Desinteresse zwar die Augen verdreht, aber wenn ich später eine Frage gehabt hätte, hätte sie es mir bereitwillig erklärt. 
Nun aber saß ich verzweifelt in der Bibliothek, fünf verschiedene dicke Wälzer um mich verstreut, während ich im sechsten blätterte und einfach nichts verstand. 
Grandios. Wirklich grandios. 
War meine Laune schon heute Morgen nicht gerade gut gewesen, näherte sie sich nun dem Erdmittelpunkt. 
Das Prasseln der Regentropfen am Fenster begann mich so aggressiv zu machen, dass ich beschloss, meine letzte Vorlesung für heute einfach ausfallen zu lassen. 

Anstatt aber nach Hause zu fahren, ging ich in den nächsten Tesco's und besorgte mir Kuchen, Schokolade und Gummibärchen. 
Mit dieser Ausbeute machte ich mich auf den Weg zu Harry, welcher glücklicherweise daheim war. 
Er war zwar etwas überrascht, als ich triefend mit einem Haufen ungesunder Sachen vor seiner Tür stand, nahm mich aber sofort in den Arm. 
Als ich ihm aber von meinem Dilemma erzählte, bereitete ihm das ein sichtlich schlechtes Gewissen. 

„Ich will nicht, dass du wegen mir Freunde verlierst", traurig schnappte er sich ein gelbes Gummibärchen. 
„Es tut mir so leid, Feli... Ich wünschte, ich könnte etwas daran ändern. Ich hasse es, dass du wegen mir solchen Mist durchmachen musst!" 

Verdammt, so war das eigentlich nicht geplant gewesen. Harry traurig zu machen war das Letzte, was ich wollte, aber ich hatte eben mit ihm darüber sprechen wollen. 
Trotzdem musste ich ihm jetzt irgendwie klar machen, dass ich ihm da keinerlei Vorwurf machte! 

„Harry, stopp!", unterbrach ich ihn. „Ja, es ist ziemlich beschissen, dass Violet das so nicht akzeptiert, und ja, das ist auch irgendwie nachvollziehbar. 
Aber... Du bist mir so viel wichtiger als Violet. Und zwar aus einem einzigen Grund: Ich liebe dich. Ich liebe dich so unendlich sehr. 
Also bitte, mach du dir keine Vorwürfe. Ich schaffe das schon, ich kann alles schaffen, so lange ich dich habe", sanft legte ich eine Hand an seine Wange. 

Und siehe da, langsam breitete sich ein Lächeln auf Harrys Gesicht aus, sodass seine entzückenden Grübchen sichtbar wurden. 
„Ich liebe dich auch, Love. Und du wirst mich so lange haben, bis du mich loswerden willst." 
„Niemals", meine Worte waren nur noch ein Hauchen, denn Harry hatte sanft seine Lippen auf die Meinen gelegt, seine Zähne spielten zart mit meiner Unterlippe und seine Hände fuhren langsam meinen Rücken hinunter. 

Kurz darauf trug mein Freund mich ins Schlafzimmer, ich streifte ihm dabei sein Shirt über den Kopf. 
Dieses blieb irgendwo im Flur liegen, während wir die Nähe des jeweils Anderen auf die schönste Art und Weise genossen. 

In der Liebe geht es nicht darum, nur in guten Zeiten zueinander zu stehen. 
Es geht nicht nur darum, gemeinsam Spaß zu haben und zu lachen. 
Es geht auch darum, Probleme gemeinsam zu lösen. Sich beizustehen, wenn es schwierig wird. Denn das Leben ist nicht immer schön und einfach. 
Stattdessen nehmen die Hindernisse oft überhand. 
Doch gemeinsam konnten wir alles schaffen, davon war ich fest überzeugt. 
Es würde schon alles gut werden...


Heute läuft angeblich Louis' Vertrag mit Syco aus, aber wie immer ist natürlich nichts bewiesen. Trotzdem hoffe ich für ihn, dass es stimmt und er dann einfach ein Stückchen freier ist. 
Apropos freier: Glaubt ihr eigentlich an irgendein Ship im Fandom? Also Larry, Niam, Ziam, Ziall,...? Weil es gibt ja hartnäckige Gerüchte, dass ihnen einfach ein ComeOut verwehrt wird... Oder glaubt ihr nicht direkt daran, aber lest manchmal gerne FFs darüber? Würde mich echt mal interessieren :)


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