„Clara? Wo um alles in der Welt ist meine Haarbürste?"
Verzweifelt rannte ich in unserer kleinen Wohnung herum, auf der Suche nach meiner Haarbürste.
Ich hätte eigentlich schwören können, dass ich sie gestern Abend auf die Ablage im Bad gelegt hatte, doch diese war leer.„Würdest du morgens mal früher aufstehen, hättest du auch nicht so einen Stress", belehrend schaute Clara mir zu.
Sie selbst saß entspannt da und trank Kaffee.Schließlich fand ich die Bürste im Schrank – wo sie eigentlich auch hingehörte.
Als es dann an unserer Tür klingelte, musste ich nur noch meine Schuhe und meine Jacke anziehen. Schnell öffnete ich, begrüßte Violet rasch und zog mich noch vollends an.
„Wo steckt Lynn? Sie hat doch jetzt eigentlich mit mir Vorlesung?", verwundert blickte ich den Wuschelkopf an.Heute trug Violet eine Latzhose, eine Ringelstrumpfhose mit verschiedenen Aufnähern und ein gestreiftes Oberteil.
Ihre Haare hatte sie mit einer großen Spange hochgesteckt.
„Lynn geht's heute nicht so gut, sie meinte, sie bleibt lieber zu Hause", Violets Unbehagen war deutlich zu spüren, weshalb ich nicht weiternachhakte, sondern nur meinte, sie solle ihr eine gute Besserung wünschen.So saß ich heute dann eben alleine in meinen Vorlesungen – nicht, dass das einen großen Unterschied gemacht hätte.
Als ich auf mein Handy schielte, um zu erfahren, wie lange ich noch hier aushalten musste, sah ich, dass Harry mir eine neue Nachricht geschickt hatte.
Neugierig öffnete ich diese.Wann hast du heute Schluss - ich würde dich von der Uni abholen?
Schon um halb eins :)
Aber wie willst du mich abholen?Schnell war meine Antwort getippt.
Doch ehrlich – wollte Harry mich etwa mit der Tube abholen?
Gespannt wartete ich auf seine Antwort, welche auch nicht lange auf sich warten ließ:Mit dem Auto natürlich – eines, mit dem ich fahren kann! Ich warte auf dem Parkplatz xx
Ein Auto, mit dem er fahren konnte?
Und vor allem, wie sollte ich auf dem nicht gerade kleinen Parkplatz ein mir unbekanntes Auto finden? Aber gut, ich würde meinem Freund mal vertrauen, beschloss ich.Dann wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder dem Dozenten zu.
Der redete aber dermaßen monoton, dass ich fast einschlief. Und nicht nur mir ging es so, wenn ich so meine Mitstudenten beobachtete, erging es ihnen genau wie mir. Ein Junge stapelte Textmarker aufeinander, während zwei andere einen erbitterten Stiftkampf austrugen.
Tic Tac Toe, Schiffe versenken und Galgenmännchen waren weitere sehr beliebte Methoden, die Zeit abzusitzen.
Ein Mädchen flocht gedankenverloren seine Haare in unzählige kleine Zöpfchen, während eine Blondine ihre Haare in allen möglichen Regenbogenfarben anmalte.Irgendwie erinnerte mich das an meinen Musikunterricht, damals, vor langer, langer Zeit...Die wenigen Stunden, die ich heute hier war, hatten sich gezogen wie Kaugummi.
Umso erleichterter war ich, als endlich die letzten Minuten anbrachen.
Ich hatte die Zeit mit Candy Crush totgeschlagen, als ich in Erfahrung gebracht hatte, dass der Inhalt dieser Vorlesung eins zu eins im Internet nachgelesen werden konnte.Mit knurrendem Magen flüchtete ich ins Freie, wo ich innerhalb weniger Sekunden völlig durchnässt wurde.
Natürlich erwischte mich der typische Londoner Regen an einem Tag, an dem ich meinen Schirm zu Hause gelassen hatte... Schnell lief ich in Richtung Parkplatz, wobei ich betete, dass Harry schon da war.
Tatsächlich hielt noch auf meinem Weg ein Auto neben mir und die Tür wurde geöffnet.„Hüpf rein!", Harry grinste mich fröhlich an. Nichts tat ich lieber, als seiner Aufforderung Folge zu leisten. „Oh, bist du etwa in den Regen gekommen?", neckisch beugte sich der Lockenkopf über die Mittelkonsole und küsste mich.
„Mhm", brummte ich. „Und nein, einen Schirm hatte ich natürlich nicht!"
Harry lachte aber nur und begann zu singen: „Feel the rain on your skin/No one else can feel it for you/Only you can let it in."
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Magic
Fanfiction„Sing mit!", forderte ich ihn auf. Aus dem Augenwinkel meinte ich zu erkennen, wie sich seine Augen entsetzt weiteten, doch als ich ihn anblickte, war davon nichts mehr zu sehen, und so lenkte ich meine Aufmerksamkeit wieder nach vorne. „Das... Das...