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Diesmal konnte ich mich entspannt zurücklehnen und aus den getönten und verspiegelten Scheiben sehen. 
Die Gegend, in der wir uns befanden, kam mir nicht bekannt vor. Aber das musste nichts heißen, immerhin war London groß und ich fand mich auf der Strecke zwischen Uni und Wohnung gut zurecht, der meiste Rest war mir unbekanntes Terrain. 
Es war zwar manchmal erschreckend, zu realisieren, wie fremd ich hier eigentlich war, aber gleichzeitig war es mitunter auch eine große Erleichterung. 

Ich musste mich hier nicht ständig rechtfertigen, weil mich einfach fast niemand kannte. 
Hier war ich nicht Mittelpunkt des Dorftratsches, oder eben Stadttratsches. Und trotzdem vermisste ich mein Kirchwald. 
Mann, ich war aber auch echt kompliziert manchmal! 

„Dreh lauter, das sind wir!", brüllte Louis auf einmal beinahe los, weshalb ich beinahe an die Decke hüpfte, Niall das Lenkrad nicht mehr ganz unter Kontrolle hatte und Liam sich an seiner eigenen Spucke verschluckte. 

„Sag mal, hast du sie noch alle?", kam es von unserem selbsternannten Fahrer. „Sorry. Aber das sind wir!", Louis grinste noch immer von einem Ohr bis zum anderen. 
Niall, der sich erstaunlich schnell wieder beruhigt hatte, schmunzelte jetzt ebenfalls und drehte das Radio voll auf. 
Keine zwei Sekunden später grölten drei Männer neben mir Story of my life, und aufgrund der Tatsache, dass diese drei Männer die Sänger dieses Liedes waren, hörte sich das verdammt gut an.

Ich muss gestehen, normalerweise hätte ich mitgesungen. Wäre ich bei Clara im Auto gehockt, hätte ich keine Sekunde gezögert. 
Aber hier... es war ziemlich einschüchternd, wenn man von wirklichen Stars umringt war. Sie sangen jeden Ton perfekt, während sich bei mir dann doch der ein oder andere etwas schiefe Ton einschleichen konnte. 

Deshalb lehnte ich mich einfach zurück und genoss es. Man hatte schließlich nicht jeden Tag die Chance, ein Privatkonzert zu bekommen, nicht wahr?
„Jungs, ihr solltet definitiv öfter zusammen singen. Alleine seid ihr zwar schon der Hammer, aber zusammen könntet ihr einem Engelschor Konkurrenz machen", kommentierte ich das
Geschehen. 

Daraufhin breitete sich auf allen Gesichtern ein Lächeln aus. 
Wie ein kleiner Kobold hockte Louis da, und strahlte. Auch Liam schaute so drein. Und Niall auch, zumindest was ich im Spiegel erkennen konnte. Keiner der drei sagte ein Wort, sie saßen nur da und grinsten. 

„Leute, ihr wisst schon, dass das gruselig ist?", verwirrt blickte ich in die Runde. „Hat sie uns gerade gruselig genannt?" „Hat sie!" „Wir sollten sie aus dem Wagen schmeißen." „Ne, das gibt schlechte Publicity, Horan." „Aber sie hat uns gruselig genannt", schmollend zog Niall die Nase kraus. „Ich hab's nicht so gemeint", lenkte ich ein, mir ein Grinsen verkneifend, da ich wusste, dass das alles nur schlechte Schauspielerei war. 

„Ja, das sagen sie alle.", Niall war noch nicht gewillt, mir zu verzeihen. 
„Ich back dir nen Kuchen", schlug ich vor. „Perfekt, gerne mehrstöckig, fruchtig und schokoladig, und auf jeden Fall süß", das Schmollen des Iren schlug sekundenschnell in Begeisterung um. „Da hast du dir jetzt was eingebrockt, wenn es um Essen geht, vergisst Niall nie etwas", raunte Liam mir zu.

„Meine Ladies, wir sind am Ziel", weniger schwungvoll als Louis es zu tun pflegte, bog Niall in eine Einfahrt ein. 
„Wo sind wir?", noch immer hatte ich keine Ahnung, was mich erwartete. Aber ich sah ein kleines, blondes, hüpfendes Etwas, welches schwerbepackt auf uns zukam. 
„Clara? Was zum Geier machst du hier?", stieß ich hervor. 

„Naja, wenn Louis Tomlinson an deiner Wohnungstür klingelt und dir sagt, dass du nachmittags hier her kommen sollst, hast du nicht viele Möglichkeiten, zu widersprechen", meine beste Freundin umarmte mich kurz. 
Louis stand nur selbstgefällig da, die Arme vor der Brust verschränkt. 

„Aber was genau machen wir denn jetzt hier?", das hatte mir nämlich noch immer niemand verraten. 
Auch unsere Umgebung gab mir keinerlei Auskunft, wir standen vor einer relativ unauffälligen Betonhalle. 

„Wir spielen jetzt Paintball!", Niall löste schließlich das Rätsel. 
„Echt jetzt?", meine Augen weiteten sich begeistert. Schon lange hatte ich das ausprobieren wollen, aber irgendwie nie die Gelegenheit dazu gefunden. 
„Ich hab dir bequeme Klamotten mitgebracht", erklärte Clara mir jetzt ihr Gepäck. „Leute, ihr seid genial, wenn ich das so sagen darf", verkündete ich strahlend. Bescheiden wie immer kam von Louis nur ein „Ich weiß" zurück. 

Kurze Zeit später trug ich den erforderlichen Schutzanzug und fühlte mich damit ein bisschen wie eine Soldatin. Oder eine Ferox. Ja, Ferox war definitiv cooler. 
Mit dem nicht geladenen Gewehr zielte ich auf Clara, welche sich gerade in ihrer Kleidung verheddert hatte. 
„Glaubst du, wir spielen in Teams? Oder wie läuft das ab?", überlegte ich. 
„Naja, wir sind nicht so viele, von dem her habe ich auch keine Ahnung. Aber das werden wir schon sehen", meine beste Freundin atmete erleichtert auf, als endlich all ihre Körperteile in den dafür vorgesehenen Öffnungen steckten. 

Nach einer kurzen Einweisung durch den Veranstalter einigten wir uns tatsächlich darauf, in Teams zu spielen. 
Auf dem großen Außengelände, das ich zuvor gar nicht bemerkt hatte, gab es genügend Versteckmöglichkeiten. Tatsächlich sah alles ziemlich realitätsnah aus. 
Es gab Bäume, manche größer, manche kleiner, alte (oder zumindest auf alt gemachte) Backsteinmauerreste, sogar mehrere Hüttchen und Häuschen gab es. Auch ein Brotbackofen stand neben einem Häuschen, nur wenige Meter entfernt von einem Klohäuschen. „Wow", auch Clara bestaunte die Landschaft. „Das erinnert mich irgendwie an diese Modelleisenbahnlandschaften." 

„Also, meine Damen und Herren", unser Spielleiter erhob wieder das Wort. 
„Folgende Situation. Sie sind zwei gegnerische Truppen, die in der gleichen Gegend wohnen. Ihre Aufgabe ist es, diese kleinen Sticks zu finden und zu ihrer Base zu bringen." Er wies auf mehrere, staffelähnliche Stäbe. 
„Um ihre Base herum gibt es einen sicheren Umkreis von fünf Metern, dort dürfen Sie nicht abgeschossen werden. Da Sie nur so wenige sind, schlage ich vor, dass jeder von Ihnen drei Leben hat." Wir alle nickten bekräftigend. 

„Das Team, welches zuerst sieben Sticks hat, hat gewonnen. 
Oder das Team, welches länger überlebt. Im Moment sind schon einige Sticks dort draußen versteckt, sodass wir gleich starten können. 
Ich werden Sie per Video beobachten, und Ihnen ein Signal senden, wenn Sie ausgeschieden sind. Ein Gong wird das Spiel starten und beenden. Haben Sie noch irgendwelche Fragen?" 

Wie anno dazumal in der Schule verneinten wir alle unisono und widmeten uns der Teamaufteilung. 
"Ihr seid alle viel trainierter als wir, also wäre es nur fair, wenn wir zu dritt sind und ihr zu zweit", begann ich zu argumentieren. Clara stimmte mir natürlich sofort zu, während auch die Jungs schlicht nichts dagegen sagen konnten. Ich hatte nämlich einfach Recht. Im Endeffekt schloss Louis sich uns noch an, während Niall und Liam gemeinsam abzogen. 

„Okay, Teambesprechung! Was ist unsere Taktik?", tuschelnd steckten wir die Köpfe zusammen. „Einer geht in Richtung Base der Anderen und versucht, sie dort abzuschießen", schlug ich vor. „Gute Idee. Wer macht's?", Louis blickte uns fragend an. 
„Ich übernehme das", meldete Clara sich zu Wort. 
„Perfekt. Und wir beide suchen diese Dinger und geben uns dabei am besten Rückendeckung", der Wuschelkopf schien begeistert von unserem Plan. 

„Also, auf sie mit Gebrüll!"
Als der Gong erklang, stürmten wir gemeinsam los.


Hallihallo :)
Leute, ich hab endlich mein Abiiiiiii! Und das tatsächlich auch noch besser als erwartet und erhofft! Deswegen hoffe ich, dass ich jetzt auch wieder mehr uploaden kann - bis bald!


MagicWo Geschichten leben. Entdecke jetzt