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Ich kann es kaum erwarten, bis du auch da bist!, schrieb Clara mir am Morgen des 31. Januars. Heute war es so weit. Heute würde ich gemeinsam mit Harry nach London fliegen! Clara war schon vor drei Tagen geflogen und hatte begonnen, sich einzurichten.
Gemeinerweise hatte sie sich geweigert, mir auch nur ein einziges Bild von unserer gemeinsamen Wohnung zu schicken, ich sollte mich überraschen lassen.

Laut dem Blondschopf täte es mir mal ganz gut, ein wenig risikofreudiger zu sein, und das wollte sie jetzt wohl trainieren. Oder so ähnlich, so hatte ich es mir zumindest zusammengereimt.
Oder die Wohnung war aber so schrecklich, dass Clara wusste, dass ich sofort alles abblasen würde und – Nein, stopp!
In diese Richtung würde ich nicht denken! Und auch wenn die Wohnung noch nicht unseren Standards und Vorstellungen entsprechen sollte, konnte man da ja viel ändern.

Vielleicht hatte meine beste Freundin Recht.
Vielleicht sollte ich wirklich mehr Risiken eingehen, es konnte ja nicht sein, dass ich wegen eines Umzugs so aus dem Häuschen war, und das nur, weil ich keine zwei BackUp-Pläne hatte.

Meine Familie ließ es sich nicht nehmen, sowohl mich als auch Harry zum Flughafen zu bringen. Es war zwar etwas eng im Auto, vor allem ich saß eingepfercht zwischen Juli und Harry, doch das machte nichts.
Am Flughafen angekommen, verabschiedete ich mich von meinen Eltern und meinem Bruder. Fest schlossen wir uns in die Arme und ich versuchte, die Tränen zurückzuhalten. Ich würde sie so sehr vermissen, meine chaotische kleine Familie.

„Ruf an, wenn du Zeit hast", meine Mutter schniefte verhalten.
„Mach ich, Mama. Ich kann aber auch gerne eine Postkarte schicken", versuchte ich, die Stimmung aufzuheitern. Mama gab ein Geräusch von sich, welches wohl eine Mischung aus einem Schluchzen und einem Lachen war, bevor sie sich an Harry wandte.
„Du passt mir gefälligst gut auf meine Tochter auf, klar?" Doch das Grinsen, welches ihre Lippen umspielte, nahm ihren Worten die Schärfe. „Natürlich, Ma'am!", Harry salutierte scherzhaft.

Mein Vater strich mir sanft übers Haar, bevor er Harry die Schulter klopfte.
Wie so oft war er im Gegensatz zu meiner Mutter derjenige, der weniger Worte verlor.
Aber auch in seinen Augen sah ich es verdächtig schimmern.

Nun stand noch Juli vor mir.
Anstatt mich aber normal zu umarmen, hob er mich hoch und wirbelte mich im Kreis herum. „Kannst mir ja was vom Gleis 9 ¾ mitbringen", er grinste schelmisch.
„Weil wenn du da nicht innerhalb der nächsten paar Wochen hingehst, fress ich einen Besen!" „Blödmann", ich stupste ihn liebevoll an.
Der Blödmann aber zog sich nur seinen Hoodie aus und stülpte ihn mir über den Kopf. „Weil du ja nicht immer an meinen Kleiderschrank gehen kannst und meine Pullis klauen kannst", erklärte er.
Sofort schlüpfte ich in die Ärmel hinein. Verdammt, mein Kleiner konnte schon echt süß sein. Wie so oft wuschelte ich durch seine Haare und flüsterte ihm ein „Hab dich lieb" ins Ohr.

Nach unzähligen Umarmungen machten wir uns dann auf den Weg, Harrys Hand in meiner.

„Ich hätte nie gedacht, dass ich mal in einem Privatjet sitze", gestand ich, als wir es uns im Flugzeug bequem gemacht hatten.
„Es ist irgendwie komisch, so ganz ohne den schnarchenden und sabbernden Sitznachbar, der den Weg zur Toilette blockiert, dem Kind hinter einem, das die ganze Zeit seine Füße gegen den Sitz drückt, sodass man eine ungewollte Rückenmassage bekommt und natürlich ohne das durchgängig schreiende Baby, das jeglichen Kinderwunsch bei sämtlichen Passagieren erlöschen lässt." Harry konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

„Das heißt, ich muss schnarchen und sabbern, damit du dich wohlfühlst?", er blickte mich unschuldig an.
Ich verdrehte nur meine Augen, musste dann aber auch lachen. Nach dem wir gestartet waren, löste ich meinen Anschnallgurt und kuschelte mich an den nicht schnarchenden und sabbernden Mann neben mir.

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